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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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starrte auf das Haus, als wäre es der Schlund zur Hölle.
    »Wenn du dich nicht bald bewegst«, meinte Kaleb nach einer Weile, »wirst du noch von einem Fuhrwerk überfahren. Oder man wird dir eine Plakette anheften und dich jemandem widmen.«
    »Ich kann nicht, Kaleb.« Der Hexer musste sich vorbeugen, so leise sprach Jassion. »Ich kann da nicht hineingehen.«

    »Von mir aus«, erwiderte Kaleb achselzuckend. »Dann spreche ich eben mit ihnen.«
    Die Worte hatten wie erhofft die gewünschte Wirkung und waren genau die richtigen, um Jassion anzutreiben.
    Der junge Mann zuckte bei jedem Schritt zusammen, weil Kies und Staub unter seinen Füßen knirschten, bis er die Tür erreicht hatte. Als er die Hand hob, um anzuklopfen, zitterten seine Finger sichtlich.
    Die Tür wurde geöffnet, wobei das Geräusch von einem leicht nasalen »Ja?« begleitet wurde. Ein blonder Junge mit verblüffend grünen Augen und extrem blasser Haut blickte zu ihnen auf. Vermutlich war er kaum älter als zehn.
    »Ich …« Jassion klebte die Zunge am Gaumen fest, so dass er kein weiteres Wort hervorbrachte.
    »Wir müssen mit deiner Mutter sprechen«, mischte sich Kaleb ein, aber erst, nachdem er die Augen über Jassions Unbehagen verdreht hatte. »Ist sie da?«
    »Mom!« Selbst Kaleb trat unwillkürlich einen Schritt zurück, als der Junge sich umdrehte und einen Schrei ausstieß, der darauf hindeutete, dass sein Vater durchaus eine Trompete gewesen sein könnte. »Jemand will dich sprechen!« Er drehte sich herum und fuhr leiser fort: »Sie kommt sofort, ganz bestimmt.« Schließlich zuckte er gleichgültig mit den Achseln.
    Es dauerte nicht einmal eine Minute, dann hörten sie, wie eine Tür im Haus oder vielleicht auch die Hintertür zum Garten zugeschlagen wurde und sich zierliche Schritte näherten. »Lilander«, ermahnte eine unsichtbare Stimme aus dem Flur den Jungen, »was habe ich dir zum Thema Schreien …«
    Jassion konnte den Rest ihrer Worte nicht verstehen. Das Blut rauschte ihm in den Ohren, als wäre es das Hämmern von Verelian oder ein Angriff von Kassek Kriegsbringer.
Wahrscheinlich hätte er es nicht einmal bemerkt, wenn die Straße hinter ihm durch einen Vulkan vernichtet worden wäre.
    Schließlich tauchte eine Frau in einem seegrünen Kittel vor ihm auf und wischte sich die Gartenerde von den Händen. Ihr kastanienbraunes Haar war dunkler, als er es in Erinnerung hatte, und kürzer. Sie trug es zu einem achtlos gebundenen Pferdeschwanz, und auf ihrem Gesicht zeigten sich die Falten und Spuren von mehreren Jahrzehnten. Aber um sie herum, wie ein Geist, erblickte Jassion das junge Mädchen von früher, die Schwester, die sich dem Stellvertreter des Teufels ausgeliefert hatte, um ihren kleinen Bruder zu retten.
    »Es tut mir schrecklich leid«, sagte sie und lächelte freundlich. »Ich habe ihn gebeten, sich Gästen gegenüber zu benehmen, aber …«
    »Tyannon?«
    Sie blinzelte einmal kurz. »Verzeihung, aber sind wir uns …« Dann sah sie genauer hin und betrachtete den Fremden auf ihrer Veranda eingehend. »Bei allen Göttern!« Jetzt war es ihre Hand, die zitterte, als sie die Finger nach ihm ausstreckte, während sie die andere an die Lippen presste. »Jass?«
    Der Baron von Braetlyn sank auf die Knie, schlang fast ohne sein Zutun die Arme um die Taille seiner Schwester und brach in Tränen aus.
     
    Die Küche war ebenso schlicht wie der Rest des Hauses, und es roch schwach nach Holzfeuer. Ein Herd mit einem Kessel und ein relativ neuer Holzofen nahmen eine Wand komplett in Anspruch, während der Rest des Raumes von einem Eichentisch und zierlichen, gepolsterten Stühlen dominiert wurde.

    Jassion saß über den Tisch gebeugt da und machte sich so klein, wie er nur konnte, während er sein zweites Glas Met umklammerte. Tyannon saß ihm gegenüber und streckte immer wieder die Hand nach ihm aus, ohne ihn zu berühren. Lilander saß völlig verwirrt neben ihr. Sein Blick glitt immer wieder zwischen seiner Mutter und diesem seltsamen, furchteinflößenden Mann hin und her, der, so hatten sie ihm gerade mitgeteilt, sein Onkel war, den er noch nie zuvor gesehen hatte. Ganz offensichtlich wusste er noch nicht so recht, ob er auch nur ein Wort davon glauben sollte, und fragte sich, was er mit der Information anfangen sollte, wenn er sich entschieden hatte.
    Kaleb hingegen, der zwei Stühle vom Tisch gezogen, sich auf einen gesetzt und die Füße auf den anderen gelegt hatte, achtete kaum auf sie. Seine Aufmerksamkeit

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