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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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hinter sich.
    Der Gildenmeister stand auf und verbeugte sich. Seine Bewegungen wirkten irgendwie gestelzt, und seine Miene war leicht unkonzentriert, etwas, das sie niemals bemerkt hätte, wenn er sie nicht direkt angesehen hätte. Er wirkte … Abgelenkt
war zwar nicht das richtige Wort, aber ein besseres wollte ihr nicht einfallen.
    Corvis tauchte mit finsterer Miene neben Irrial auf. »Hallo, Mubarris.«
    »Hallo.«
    Irrial nickte verstehend. »Ihr habt nicht gescherzt, hab ich recht?«
    »Als ich sagte, dass ich Magie benutzen werde? Nein.«
    »Ich habe nicht gesehen, dass Ihr einen Zauber gewirkt habt.«
    »Dafür bist du auch ungefähr sechs Jahre zu spät.«
    Die Baroness runzelte die Stirn und wollte eine Frage stellen, aber Corvis schüttelte den Kopf. »Später.« Er setzte sich hin und bedeutete Irrial, dasselbe zu tun.
    Mehr als eine Stunde lang unterhielten sie sich. Corvis und Irrial stellten Fragen, und Mubarris antwortete stets in demselben leicht abwesenden Tonfall, aber seine Antworten waren leider nur wenig hilfreich.
    Er bestätigte ihnen, dass die grausamen Morde von »Corvis Rebaine« begangen worden waren, und zwar nicht nur jene in Mecepheum, sondern auch die in Denathere und angeblich sogar in einigen anderen Städten. Er konnte ihnen eine Liste der Toten vorlesen, und obwohl Irrial es bereits wusste, senkte sie den Kopf, als der Name ihres Cousins fiel.
    Corvis dagegen war wie immer argwöhnisch und kaute auf der Innenseite seiner Wange. Er fragte sich, ob es schlicht Zufall war, dass so viele der Toten, nicht alle, nicht einmal die meisten, aber mehr, als er als Zufall akzeptieren wollte, Frauen und Männer waren, über die er schon vor so langer Zeit Selakrians Bann gewirkt hatte.
    Womit Mubarris ihnen leider nicht dienen konnte, war ein Hinweis darauf, wer hinter dem falschen Corvis Rebaine stecken könnte. Natürlich hatte der Gildenmeister nicht den
geringsten Grund, den Gerüchten zu misstrauen, immerhin wusste er weder von der Magie, die ihn seit kurzem beherrschte, noch wer sie gewirkt hatte.
    Ebenso wenig konnte er plausible Gründe aufführen, abgesehen von ein paar vordergründigen, warum die Gilden und die Adeligen so stur und so halsstarrig waren, dass bisher keiner gehandelt hatte.
    »Wir alle haben Angst«, gab er zu. »Niemand will ohne Schutz sein, und zwar ohne ausreichenden Schutz, falls dieser Rebaine sich uns als Nächstes vornimmt. Ihr wisst beide, dass die Gildenmeister und die Adeligen sich auf nicht viel haben einigen können, seit die Gilden den Regenten vom Thron gestürzt haben.«
    Corvis und Irrial nickten gleichzeitig.
    »Aber wie es aussieht«, fuhr der Gildenmeister fort, »scheint sich der Druck derzeit zu verstärken. Als würden die Anführer auf beiden Seiten Konzessionen und Versprechungen fordern, von denen sie genau wissen, dass die andere Seite sie so nicht akzeptieren wird. Ich kann dazu natürlich nichts Genaueres sagen oder Euch verraten, woher dieser Druck kommt, denn ich gehöre nicht mehr zum inneren Kreis. Schon seit einigen Jahren nicht mehr … Ich glaube, niemand hält die Gilde der Wagenbauer und Zimmerer noch für wichtig.« Sein tiefer Seufzer schien einen ganzen Anker aus Selbstmitleid hinter sich herzuschleppen. »Vielleicht liegt es ja auch nur an mir.«
    Die Besucher verabschiedeten sich, und Corvis befahl dem Gildenmeister, das Gespräch zu vergessen oder zumindest mit niemandem jemals darüber zu sprechen, weil er sich nicht sicher war, ob der Zauber Mubarris dazu zwingen konnte, alles zu vergessen. Dann gingen sie. Corvis ließ sich von den Wachen sein Schwert wiedergeben und fragte sie nach der Lage eines anderen Raumes.

    Im Laufe des Nachmittags statteten Irrial und Corvis zwei weiteren Gildenmeister sowie zwei Adeligen, die in der Großen Halle der Zusammenkunft Büros unterhielten, einen Besuch ab. Sie alle gehörten zu den Überlebenden von Corvis’ Kontaktpersonen, und sie alle erzählten die gleiche Geschichte wie Mubarris. Alle bestätigten, was Ersterer berichtet hatte, und vermuteten, was er vermutet hatte. Keiner wusste mehr als der andere, denn jeder von ihnen war von den Machtpositionen in Mecepheum ausgeschlossen worden. Den Adeligen fehlte echte Autorität, nachdem die Gilden die Geschäfte übernommen hatten, und die Gildenmeister waren genau wie Mubarris systematisch an den Rand der Macht gedrängt worden.
    Es fiel Corvis immer schwerer, an einen Zufall zu glauben. Natürlich war ihm immer bewusst gewesen, dass

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