Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
Vom Netzwerk:
küsste zart ihren Knöchel. »Danke, Mellorin.«
    Dann beugte er sich zögernd vor und küsste sie sanft auf die Wange. Er lächelte, als er aufstand, und tat so, als bemerkte er nicht, dass ihre Halsschlagader auf einmal schneller pochte. Schließlich kehrte er zu seinen eigenen Decken zurück.
    Ja, dachte er mit einem Grinsen, das absolut nicht das bedeutete, was Mellorin zweifellos vermutete, das hat hervorragend funktioniert.

12
    Die Gänge in der Großen Halle der Zusammenkunft fühlten sich plötzlich um einiges beengender an als noch vor wenigen Minuten. Irrial hätte schwören können, dass die Mauern sich tatsächlich auf sie zubewegten und sich die Türen in Gefängnisgitter verwandelten. Nicht einmal der Teppich vermochte die Schritte der Soldaten zu dämpfen, die sich um sie drängten und im Gleichschritt marschierten, wie der unerbittliche Marsch der Zeit selbst.
    Sie kannte den Plan, wenn man es denn so bezeichnen konnte, denn sie hatten beide die Möglichkeit einbezogen, gefangen gesetzt zu werden, aber wenn Corvis nicht bald handelte, würde sie nicht länger auf ihn warten!
    Zwei Wachen marschierten vor ihr. Die breiten Schultern und Kettenpanzer der Männer versperrten ihr den Blick auf den Gang, während die anderen vier Soldaten hinter ihr gingen. Irrial musste sich nicht umdrehen, denn sie spürte ihre Gegenwart, und die Haut zwischen ihren Schulterblättern kribbelte vor Nervosität, sobald sie an die brutalen Armbrüste dachte.
    Corvis ging neben ihr her, vielmehr schlurfte er mit eingezogenen Schultern und hängendem Kopf dahin. Sie beobachtete ihn aus den Augenwinkeln, wobei die Einzelheiten wie Wasserfarben verschwammen, und glaubte zu sehen, dass sich seine Lippen bewegten.
    Es war also bald so weit.

    Ihre Handflächen wurden schweißnass, und sie atmete gepresst. »Wenn es losgeht«, hatte er ihr gesagt, »musst du sie mir einfach nur vom Hals halten.« Das schien einfach zu sein, jedenfalls theoretisch. Aber was, wenn …
    Corvis wartete, bis sie die Einmündung des Ganges vor ihnen fast erreicht hatten, weil die Kreuzung etwas mehr Platz zum Manövrieren bot als der schmale Gang. Dann brach er zusammen.
    Mit einem schmerzerfüllten, düsteren Stöhnen landete er auf dem Boden, so schlaff wie eine ausgenommene Forelle. Reglos lag er da, das Gesicht von Irrial und den Wachen abgewandt, so dass seine Begleiterin nur darauf vertrauen konnte, dass er seine stumme Konzentration aufrechterhielt.
    Die Soldaten, alle nicht dumm, reagierten schnell und gelassen. Die beiden vorderen knieten sich neben den gestürzten Gefangenen, der eine überprüfte seinen Puls, während der zweite die Hand auf dem Griff seines Schwertes ruhen ließ, falls dies nur ein hinterhältiger Trick sein sollte. Die anderen vier drängten sich um Irrial und versperrten ihr mit ihren Körpern jeden Fluchtweg, während sie ihre stählernen Armbrüste auf Corvis gerichtet hielten.
    Sie alle wären offensichtlich nie auf die Idee gekommen, dass die sommersprossige Baroness die größere Gefahr darstellen könnte.
    Irrial nahm ihren Gehstock in beide Hände und riss daran. Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde sich der Stock problemlos in zwei Teile teilen, bevor sich die Illusion auflöste, die Corvis darüber gewirkt hatte. Es war eine subtile, statische Illusion, die um einiges schwerer zu entlarven war als jene, mit der er seine eigenen Gesichtszüge verzerrt hatte. In der linken Hand hielt Irrial zwei dünne Holzbretter, die mit einem Lederband umwickelt waren und so eine provisorische Hülle bildeten, in der rechten hielt sie ein schmales
Schwert mit einer langen Klinge. Eine Waffe, die für einen Briganten weitaus geeigneter war als für einen Soldaten.
    Es war ein Schwert, dessen Klinge von der Spitze bis zum Griff mit seltsamen Runen und sich anscheinend bewegenden Symbolen überzogen war. Trotz der Feinde, die sie umringten, konnte Irrial ihre Konzentration nur mit Mühe von dem Flüstern und Drängen losreißen, das durch ihren Verstand kroch: magische Kräfte, die der dämonische Geist dieses Dings in ihrer Hand ausschickte.
    Die Baroness schlug in zwei Richtungen gleichzeitig zu. Die improvisierte Scheide traf einen Wächter mitten auf die Nase. Holz und Knorpel brachen, während Spalter durch die Armbrust eines zweiten Söldners fuhr und sie in einen wertlosen Haufen Schrott verwandelte. Dann ließ Irrial die zertrümmerte Hülle fallen und rammte dem Mann, dessen Waffe sie gerade zerstört hatte, ein

Weitere Kostenlose Bücher