Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers
ebenfalls und griff rasch nach Spalter.
Corvis hatte sich inzwischen unter seinem Wächter herausgeschoben, da dieser ebenfalls abgelenkt war, und erreichte die Waffe zuerst.
Die Klinge veränderte sich wie ein lebendes Wesen, wurde vom Duellschwert zur brutalen Streitaxt, und dann machte sich der alternde Kriegsfürst ans Töten. Irrial zuckte vor dem Gemetzel zurück, denn es fielen zahlreiche Frauen und Männer, die keinerlei böse Tat begangen hatten, sondern nur die Arbeit erledigten, für die man sie engagiert hatte. Doch als Corvis kurz neben ihr stehen blieb und ihr mit dem Griff voran ein Schwert reichte, das er einem Söldner gerade aus der Hand gerissen hatte, während er Spalter aus der Brust des Mannes zog, nahm sie die Klinge seufzend entgegen. Und als Corvis sofort wieder mitten ins Gewühl schritt und die Soldaten wie Setzlinge niedermähte, war sie direkt hinter ihm, hielt ihm den Rücken frei und schlug wild um sich. Sie würde überleben, sie würde entkommen, was es auch kosten mochte.
Für Rahariem, vielleicht sogar für ganz Imphallion.
Irrial hatte keine Wahl.
Sie galoppierten über die Straße und wirbelten eine Staubwolke auf, die so groß war wie ein Sandsturm. Mittlerweile ritten sie seit mehr als einer Stunde, was nur möglich war, weil Corvis die Pferde mit einigen Zaubersprüchen vor der völligen Erschöpfung bewahrte.
Bedauerlicherweise verfügte er nicht auch über einen Bann, um seinen schmerzenden Körper bei diesem Tempo vor den quälenden Stößen zu bewahren.
Sie ließen eine Hauptstadt zurück, in der reinstes Chaos herrschte. Über zwei Dutzend Wachsoldaten und vier oder fünf Aristokraten und Gildenmeister lagen tot in der Großen Halle der Zusammenkunft. Niemand schien genau zu wissen,
was passiert war, denn die überlebenden Handlanger von Corvis waren erneut auf geheimnisvolle Art und Weise dazu ermutigt worden, niemals über das zu sprechen, was sich dort zugetragen hatte, und von den Söldnern hatte keiner überlebt. Der ehemalige Kriegsfürst hatte allen Grund zu der Annahme, dass es einige Zeit dauern würde, bis jemand an höherer Stelle mit Sicherheit wusste, dass sie entkommen waren, und noch länger, bis man sich an ihre Verfolgung machen konnte.
Das verbleibende Risiko war ihm dennoch zu groß, um langsamer zu reiten, obwohl sein gesamter Körper wie eine einzige wunde Stelle schmerzte.
Schließlich kamen sie an die Grenzen seiner bescheidenen magischen Fähigkeiten. Die Pferde wurden müde, ihre Flanken waren schweißüberströmt, und obwohl er gerne noch ein paar Meilen weitergeritten wäre, parierte Corvis zögernd durch und lenkte das keuchende Tier von der Straße herunter. Sie ritten noch ein Stück im Schritt weiter, bis sie ein ausgetrocknetes, rissiges Flussbett erreichten, durch das sich in kühleren Monaten vermutlich ein Strom schlängelte. Ein paar Pfützen mit schlammigem Wasser waren noch übrig, und die Pferde hielten dankbar die Nasen hinein, als hätten sie vor, hineinzutauchen und davonzuschwimmen.
Irrial ließ sich mit einem langen Seufzer mühsam aus dem Sattel gleiten.
»Allmählich erinnerst du mich an einen Dudelsack«, scherzte Corvis matt, als er sich ebenfalls auf den Boden fallen ließ. Er ahnte, wie erschöpft seine Begleiterin sein musste, als sie nicht einmal zu einem bösen Blick fähig war. »Es tut mir leid«, meinte er keuchend und nahm einige tiefe Schlucke aus seinem Wasserschlauch. »Aber ich mache mir nicht nur Sorgen wegen irgendwelcher Verfolger zu Fuß. Ich
weiß nicht, welche Art von Hexern heutzutage für die Gilden arbeiten. Daher ist unsere beste Verteidigung tatsächlich die Entfernung. Außerdem …«
»Ich habe kein Wort gesagt«, unterbrach Irrial ihn kühl.
Das war für diese drückende Sommernacht und bis zum nächsten Morgen der letzte gesprochene Satz zwischen den beiden.
»Also, warum macht Ihr das nicht öfter?«, fragte Irrial nach dem aus Pökelfleisch und Trockenfrüchten bestehenden Frühstück, während sie die Pferde sattelten.
»Was mache ich?«
»Na, diesen Zauberspruch.« Sie hievte sich in den Sattel und verzog das Gesicht. Der Schmerz in ihrem Rücken und ihren Schenkeln war über Nacht keineswegs verschwunden. »Den Ihr an den Pferden gewirkt habt. Missversteht mich nicht, ich bin nicht daran interessiert, so etwas regelmäßig zu erleben, aber wir würden dadurch eine Menge Zeit sparen. «
»Zu gefährlich«, erwiderte er nur. Er stand neben seinem eigenen Pferd und hatte
Weitere Kostenlose Bücher