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Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers

Titel: Die Horde 2 - Die Tochter des Kriegers Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ari Marmell
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Männer trugen Lederpanzer und Hellebarden auf den Schultern und waren nach Osten marschiert, unter den Fahnen von vier verschiedenen Adelshäusern. Eine Einheit war von zwei in Stahl gepanzerten Rittern angeführt worden, ein anderes Mal hatten sie auf einem riesigen Besitz eine ganze Abteilung Ritter gesehen, die sich auf den Krieg vorbereiteten. Wie es schien, waren wenigstens ein paar vereinzelte Adelige von Imphallion bereit, gegen die Eindringlinge ins Feld zu ziehen.
    Es war das bislang vielversprechendste Zeichen, das er gesehen hatte, aber Irrial schien keinerlei Hoffnung daraus zu ziehen. »Sie werden alle umkommen«, hatte sie geantwortet, als Corvis in der Nacht zuvor das Thema angesprochen hatte. Angesichts der geringen Zahl von Kampfeswilligen, die ihnen unterwegs begegnet waren, hatte er ihr nur schwer widersprechen können.
    Heute Morgen schien ihre Stimmung kein bisschen besser zu sein.
    »Sollten wir nicht allmählich aufbrechen?«, fragte sie unwirsch.
    »Du hast noch nicht gefrühstückt.«
    »Ich bin nicht hungrig.«
    »Das wirst du aber bald sein. Ich warte«, erwiderte er.
    Erneut kratzte das Metall.
    »Ihr seid nervös.« Irrial sprach die Worte beinahe ehrfürchtig aus, als hätte sie gerade eine Offenbarung erfahren.

    »Nein, ich …« Schließlich hörte Corvis auf, das Schwert zu schleifen, sehr zur Erleichterung des Wirtes. »Na ja, vielleicht«, räumte er mürrisch ein. »Zwischen uns ist eine Menge unausgesprochen geblieben.«
    »Darauf könnte ich wetten.« Dann fuhr sie etwas weicher fort: »Rebaine? Warum?«
    Er zuckte zusammen, als sie seinen echten Namen benutzte, aber mit einem kurzen Blick überzeugte er sich, dass niemand zugehört hatte. »Warum eine Menge zwischen uns …«
    »Nein.«
    Jetzt war es so weit. Er hatte immer gewusst, dass es irgendwann dazu kommen würde.
    Corvis stellte das Schwert gegen den Stuhl und legte den Kopf in den Nacken, als könnte er die Vergangenheit im Staub und den Spinnweben lesen, die zwischen den Dachbalken an der Decke hingen. »Würde eine Antwort, die ich dir geben könnte, einen Unterschied machen, Irrial?«
    »Wahrscheinlich nicht. Versucht es bitte trotzdem.«
    »Weil Imphallion im Sterben lag oder vielmehr im Sterben liegt. Es verrottet langsam, während sich ein paar Parasiten an seinen verwesenden Wunden laben. Die Städte werden korrupt und kommen nicht von der Stelle, während die Leute in den kleineren Ortschaften und Dörfern hungern. Die Gilden wollen sich bloß selbst bereichern, und der Adel ist zu schwach und oft auch zu egoistisch, um sich gegen sie zu stellen. All das wollte ich ändern. Ich wollte Imphallion zu alter Größe zurückführen. Nicht nur für mich, sondern auch für alle anderen.«
    »Und wenn Ihr dafür ein paar Tausend Leute töten musstet, war das die Sache wert, oder wie?« Ganz offenbar glaubte sie ihm kein einziges Wort. »War es all diese Menschenleben wert? Das Leben meiner Freunde und meiner Familie?«
    »Ja«, antwortete er ohne zu zögern. »Wenn es so funktioniert
hätte, wie ich es ursprünglich geplant hatte, dann ja.« Etwas leiser fuhr er fort: »Ich bin nur nicht … Ich bin mir nur nicht mehr ganz sicher, dass es tatsächlich funktioniert hätte. Selbst wenn ich damals gewonnen hätte.«
    Irrial stand auf, nahm ihr Schwert und ging die Treppe hinauf. Den ehemaligen Eroberer und Kriegsfürsten ließ sie mit seinen trüben Gedanken allein.
     
    »Hallo, Cerris.«
    Corvis starrte durch die offene Tür wie durch die Zeit selbst und lauschte der Stimme, die auf einem sanften Hauch aus der Vergangenheit zu ihm wehte. Er wusste, dass sie sich in fünf Jahren verändert haben musste, aber er wollte verdammt sein, wenn er es sehen konnte. Nur die leichten Ringe unter ihren Augen waren ungewohnt.
    »Hallo, Tyannon.«
    Eine Weile herrschte Schweigen. »Ich hasse diesen Bart«, sagte sie dann. »Er macht dich alt.«
    »Nein. Allein die Tatsache, dass ich alt werde, lässt mich alt aussehen. Der Bart macht mich nur haarig.« Er beobachtete sie erwartungsvoll, aber das Lächeln, das er ihr hatte entlocken wollen, trat nicht auf ihr Gesicht. »Du scheinst nicht überrascht zu sein, mich zu sehen«, setzte er schließlich hinzu.
    »Das bin ich auch nicht.« Tyannon trat von der Tür zurück. »Ihr solltet besser hereinkommen, alle beide.« Sie betonte das Wort »beide« vielleicht ein bisschen schärfer, als es nötig gewesen wäre.
    »Also, Tyannon, das hier ist Baroness Irrial von Rahariem. Lady Irrial,

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