Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
doch es steht uns nicht zu, in solchen Angelegenheiten Stellung zu beziehen. Aber wir möchten nicht, dass der heilige Ort, an dessen Wiederherstellung wir so hart arbeiten, zu einem Kriegsschauplatz wird. Und es dürfte eurer Aufmerksamkeit nicht entgangen sein, dass wir hier nur wenige Tagesreisen von den Schwefelbergen entfernt sind.«
Wieder ein Nicken.
»Wir wussten nicht, was wir tun sollten. Wir fünf sind gerade mal in der Lage, einige Räuber abzuwehren, doch gegen Legionen von Soldaten können wir nichts ausrichten.«
Fünf? Cræosh sah sich voller Unbehagen um. Er hatte nur drei gezählt.
»Deshalb haben wir – was vermutlich ein großer Fehler war – beschlossen, es mit dem großen alten Zauber zu versuchen. Da wir selbst nicht dazu imstande waren, wollten wir die Bäume für uns kämpfen lassen.«
Cræosh schnaubte. »Und ihr habt es so richtig vermasselt, wie?«
Alam nickte traurig. »Ich weiß nicht, ob uns ein Fehler unterlief oder ob die Entweihung durch den Dunklen Lord den Zauber veränderte. Ich weiß nur, dass wir … Knorrigwurzel heraufbeschworen.
Zuerst war er der einzige Baum, der erwachte. Er half sogar, obwohl er schon Arroganz zeigte und kaum vernünftig mit sich reden ließ. Doch nach ein paar Tagen weigerte er sich plötzlich, Anweisungen von uns entgegenzunehmen. Er kehrte in den Wald zurück, und wir dachten, er sei wieder zu einem gewöhnlichen Baum geworden.«
Der junge Druide schluckte. »Das war nicht der Fall. Während der nächsten Tage erwachten weitere Bäume. Gelegentlich sahen wir Knorrigwurzel, wie er zwischen ihnen wandelte, aber er kehrte nie zum Steinkreis zurück. Josiah erkannte als Erster, was geschah.«
Der andere junge Mann nickte. »Ich war draußen im Garten beschäftigt, als sie über den Fluss kamen. Bäume haben keine Gesichter, ich weiß, aber ich könnte schwören, dass sie einen zornigen Gesichtsausdruck hatten. Der Erste von ihnen schlug mit einem Zweig nach mir, als ich die Flucht ergriff – ich habe noch immer eine Narbe auf dem Rücken.«
»Wir versuchten, die Magie rückgängig zu machen«, fuhr Alam fort. »Wir versuchten es mit Gegenzaubern, und indem wir einfach warteten. Wir gingen sogar so weit …« Er erbleichte. »Wir gingen so weit, mit einigen speziellen Zaubern alles pflanzliche Leben in der Nähe zu töten. Nichts funktionierte, und unsere Situation wurde immer schlimmer. Wir hatten es nicht mehr nur mit den Bäumen zu tun; irgendwie gelang es Knorrigwurzel, seine Magie auch auf Tiere zu übertragen.«
Cræosh und Katim wechselten einen schnellen Blick und erinnerten sich an die zweiköpfige Schlange.
»Vor zwei Tagen verlor Emmet, der älteste unseres Ordens, den Verstand, wie wir glauben«, sagte Alam. »Er stahl den Baum des Immer und floh in die Höhlen mit unseren alten Altaren, unter diesem Tempel.«
»Was ist der Baum des Immer?«, fragte Gimmol von der Schulter der Ogerin.
»Unser heiligstes Symbol«, erwiderte der Akolyth. Es überraschte ihn ein wenig, Menschensprache von dem Gremlin zu hören. »Die Skulptur einer Eiche, etwa so groß.« Er hielt die Hände auseinander, eine über der anderen. »Sie besteht aus versteinertem Holz und ist seit unzähligen Generationen ein Symbol meines Ordens. Wir benutzen sie für die Kanalisierung unserer Magie. Ohne diese Skulptur wären wir gar nicht zu dem großen Baum-Zauber imstande gewesen. Und ohne sie können wir ihn nicht rückgängig machen.«
»Das weiß Knorrigwurzel«, warf Mina ein. »Er weiß: Wenn er den Baum des Immer von uns fernhält, können wir ihn nicht aufhalten.«
»Auch mit dem Baum seid ihr kaum weitergekommen«, wandte Cræosh ein.
»Das stimmt«, gab Alam zu. »Und wir vermuten, dass Emmet ihn deshalb gestohlen hat. Er glaubt, den Baum des Immer vor Knorrigwurzel zu schützen. Und vielleicht hat er recht. Ich bezweifle, dass ein wandelnder Baum die tiefen Höhlen erreichen könnte. Aber dort unten kann die Skulptur nicht bleiben! Vielleicht haben wir eine Möglichkeit gefunden, den Zauber zu neutralisieren. Es ist riskant, und wenn es schiefgeht, verlieren wir unseren letzten Schutz vor Knorrigwurzel. Trotzdem wollen wir einen Versuch wagen, doch dazu brauchen wir den Baum des Immer!«
»Wäre es nicht besser, wenn alle von euch bei diesem Versuch mithelfen?«, fragte Gimmol. »Ich sehe nicht vier, nur drei.«
»Ja, derzeit sind wir nur drei. Das letzte Mitglied unseres Ordens, Renard, brach vor zwei Tagen mit einer Botschaft für die anderen
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