Die Horde - Die Schlacht von Morthûl
gesagt und leise gelacht. »Solche Leute sind überhaupt kein Problem.«
»Mein Zauber neutralisiert das Gift im Körper«, erklärte Gimmol. »Eigentlich ist er nicht besonders mächtig – normalerweise benutze ich ihn, um nüchtern zu werden –, aber ich dachte mir: Was auch immer er gegen uns einsetzt, es kann nicht besonders stark sein oder wird seine Wirkung langsam entfalten …«
Bevor Gork explodieren konnte, fragte Katim: »Ich glaube … er möchte wissen, woher du wusstest … dass der Priester unsere Tarnung … durchschaut hatte.«
»Da bin ich ebenfalls neugierig«, warf Cræosh ein.
»Oh.« Gimmol klang ein wenig enttäuscht. »Nun, eigentlich war es Gorks Schuld. Versteh mich nicht falsch«, fügte er eilig hinzu, als der Kobold tief Luft holte. »Ich meine, du konntest es nicht wissen. Aber ich habe viel darüber gelesen, und deshalb wusste ich Bescheid …«
»Du wusstest worüber Bescheid?«, fragte Cræosh.
Gimmol lächelte reumütig. »Ignatius ist der für Gesundheit und Schönheit zuständige Schutzheilige. Ein Ignatius gewidmeter Orden würde auf keinen Fall Aussätzige oder Missgestaltete aufnehmen. Als du diesen Namen genannt hast, brauchte uns Pater Thomas nur anzusehen, um uns als Lügner zu erkennen.«
»Oh«, sagte Gork nach einer Pause.
»Ja«, pflichtete ihm Gimmol bei.
Cræosh sah sich um. »Also gut, Leute. Derzeit ist niemand in der Nähe, aber es dürfte nicht lange dauern, bis jemand den Priester findet, und dann sollten wir besser von hier verschwunden sein. Außerdem wartet noch Arbeit auf uns.« Er hob und senkte die Schultern, als er die fragenden Blicke der anderen bemerkte. »Wir sollen die Leichen zur Schau stellen, wisst ihr noch? Eine unschöne Sache, und dies ist erst der Anfang. Packen wir’s an.«
Niemand achtete auf die Gruppe von Mönchen, die durch den Tempel wanderten. Besser gesagt: Man bemerkte sie als Neuankömmlinge, doch abgesehen davon schenkte man ihnen keine Beachtung. Niemand stellte sich ihnen in den Weg, als sie durch den Flur schritten, die Kapelle durchquerten und den Eingang erreichten. Die Korps-Soldaten mussten ihre ganze Selbstbeherrschung aufbieten, um ruhig zu gehen, obwohl der Instinkt von ihnen verlangte zu laufen, so schnell sie konnten, um möglichst weit weg zu sein, wenn der tote Priester entdeckt wurde.
Doch als sich die große Tempeltür mit einem dumpfen Donnern hinter ihnen schloss und die Mittagssonne warm auf ihre dicken Kutten herabschien, hörten sie keine Schreie hinter sich. Es bestand keine Gefahr mehr.
»Was jetzt?«, fragte Gimmol.
»Da.« Cræosh deutete auf eine Ansammlung von Leuten neben dem Tempel, unter ihnen nicht wenige Ordenskutten, sowohl die weißen der Priester als auch die braunen von Mönchen. Die verschiedenen Geistlichen verteilten kleine Bündel aus getrocknetem Fleisch und Brotlaibe an die versammelten Bürger. »Beschafft euch Brot oder etwas anderes, das wir verteilen können.«
»Entdeckst du auf deine alten Tage die wohltätige Ader in dir?«, fragte Gork spöttisch.
Der Ork schnaubte. »Wir können uns so tarnen. Und ich möchte lieber in der Nähe des Tempels bleiben.«
»Willst du deiner Hände Werk bewundern?« Aus irgendeinem Grund schien sich der Kobold mit Cræosh streiten zu wollen.
»Na schön, du Genie, sag mir, wie du Flüsterbach, Lirimas oder Bekay finden willst.«
»Äh, ich … Ich meine … ähm …«
»Meine Güte.« Cræosh schüttelte den Kopf. »Welch eine Planung. Und der Weitblick. Sag mir: Planst du auch so sorgfältig bei deinen Diebstählen, oder vertraust du dabei auf dein Glück?«
»Worauf willst du hinaus?«, fragte Gork missmutig.
»Auf Folgendes: Sobald bekannt wird, was mit Pater Thomas geschehen ist …« Cræosh unterbrach sich, als ein Schrei aus dem Tempel kam. Die besondere Akustik des Gebäudes verstärkte ihn, bis er regelrecht aus Türen und Fenstern dröhnte . Aufgeregte Stimmen erklangen; Menschen erstarrten, wo sie gerade standen, manche mit erhobenen Armen, andere mit offenem Mund.
»Gleich wird die Wache hier sein«, zischte Cræosh, näherte sich der Menge und starrte dabei zum Tempel, als hätte ihn ebenfalls der Schrei erschreckt. »Kommt her und schwärmt aus, verdammt!«
Das Korps gesellte sich der Menge hinzu, vorsichtig und behutsam, obwohl es eigentlich keine Rolle spielte. Cræosh und Katim hätten sich nackt ausziehen und auf der Straße tanzen können, niemand hätte auf sie geachtet – so fixiert waren die Leute auf
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