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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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auf der Police Academy.«
    »Ich war gut in Englisch«, sagte Panesa rückblickend. »Und im Schlagball, glaube ich. Ein Jahr lang war ich Vorsitzender des Bibelclubs, aber das dürfen Sie mir nicht vorhalten. In einem anderen Jahr war ich Mitglied des Basketballteams meines Colleges. Aber ich war miserabel, und bei dem einzigen Spiel, an dem ich teilgenommen habe, bin ich mit jemandem zusammengeprallt und mußte zu einem Zeitpunkt das Spielfeld verlassen, als wir ohnehin schon vierzig Punkte zurücklagen.«
    »Worauf wollen Sie hinaus, Richard?« fragte Hammer, deren Art es war, immer zügig und direkt zum Punkt zu kommen. Einen Moment lang schwieg Panesa. »Ich finde, Menschen wie wir brauchen Freunde«, sagte er schließlich.
    Auch West brauchte Freunde, doch das würde sie Brazil gegenüber nie zugeben. Der hatte sich vorgenommen, an diesem Abend jedes Verbrechen der Stadt zu lösen. West rauchte. Brazil aß einen Riegel Snickers. In diesem Augenblick kam die Meldung über Funk, daß alle Einheiten im Bereich Dundeen und Redbud sich wenn möglich um eine Leiche kümmern sollten, die man in einem Feld gefunden hatte. Das Licht von Stablampen zuckte durch die Dunkelheit, und ihre Schritte raschelten im hohen Unkraut, als sie sich suchend vorwärts tasteten. Brazil war wie besessen, und es war ihm gelungen, West zu überholen. Doch sie packte ihn am Hemd und stieß ihn unsanft nach hinten, wie einen ungezogenen jungen Hund. »Was dagegen, wenn ich vorgehe?« fragte ihn West.
    Um zwanzig nach eins hielt Panesa vor Hammers Haus in Fourth Ward an. »Gratuliere zu Ihrer Auszeichnung«, sagte Panesa noch einmal.
    »Danke, gleichfalls«, gab Hammer zurück und faßte nach dem Türgriff.
    »Okay, Judy. Lassen Sie uns das demnächst wiederholen.«
    »In jedem Fall. Auszeichnung hin, Auszeichnung her.« Hammer erkannte das Flimmern des Fernsehers hinter dem Vorhang. Seth war noch auf, und wahrscheinlich aß er gerade eine Pizza, so dick und schwer wie ein Grabstein.
    »Ich bin Ihnen wirklich dankbar, daß Brazil mit Ihren Leuten Streife fahren kann. Das ist für uns sehr nützlich«, sagte Panesa. »Für uns auch.«
    »Na also. Ich bin für alles Innovative«, meinte Panesa. »Leider gibt es das nicht oft.«
    »Eine absolute Seltenheit«, stimmte Hammer zu. »Ja, so ist es tatsächlich.« »Ganz sicher.«
    Es fiel Panesa schwer, sie nicht zu berühren. »Ich muß los«, sagte er.
    »Es ist schon spät«, stimmte sie zu.
    Schließlich öffnete Hammer die Tür und stieg aus. Melancholisch fuhr Panesa zu seinem leeren Haus zurück. Hammer betrat ihr Domizil, in dem Seth lebte und aß - und einsam war.
    West und Brazil hatten viel zu tun und dabei die Zeit vergessen. Sie waren gerade vor einem öffentlich geförderten Projekt sozialen Wohnungsbaus in Earle Village vorgefahren und betraten soeben Appartment 121, wo es Hinweise auf verdächtiges Geld und Diebesgut gab. Auf einem Kaffeetisch befanden sich neben einer Menge Bargeld und einem Pieper ein Computer und eine Rechenmaschine. Auf der Couch dahinter saß sehr gefaßt eine ältere Frau, vor ihr wütete torkelnd ihr betrunkener, auch nicht jüngerer Freund herum und zeigte immer wieder mit dem Finger in ihre Richtung. Polizeibeamte nahmen den Fall auf.
    »Sie hat mit einem .22er Revolver auf mich gezielt«, sagte der Mann.
    »Ma'am, besitzen Sie eine Waffe?« fragte West.
    »Er hat mich bedroht«, antwortete die Frau zu Brazil gewandt. Sie hieß Rosa Tinsley und war weder betrunken noch sonderlich erregt. Im Gegenteil, so viel Aufmerksamkeit schenkte man ihr nur einmal pro Woche, nämlich wenn die Polizei ins Haus kam. Ihr ging es bestens, und Billy konnte toben und sie bedrohen, soviel er wollte, wie immer, wenn er aus der Kneipe kam und beim Poker verloren hatte.
    »Betreibt hier seine Drogengeschäfte«, fuhr Rosa, immer noch an Brazil gewandt, fort. »Läßt sich vollaufen und sagt, er schneidet mir die Kehle durch.«
    »Haben Sie hier Drogen?« fragte West.
    Rosa sah Brazil an und nickte. Sie zeigte nach hinten. »In der Schuhschachtel in meinem Schrank«, verkündete sie.

Kapitel 14
    Es gab viele Schuhschachteln in Rosas Kleiderschrank, und West und Brazil durchsuchten sie alle. Drogen fanden sie keine. Der Freund mußte die Wohnung verlassen, und Rosa war auf der Stelle zufrieden. West und Brazil gingen zum Wagen zurück. Brazil hatte das Gefühl, daß sie etwas Gutes getan hatten. Sie hatten diesen alten, verkommenen und stinkenden Trunkenbold vertrieben. Die arme

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