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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Butter. Ihr Mann lag ausgestreckt auf der Couch und stopfte sich mit fettglänzenden Fingern eine knusprige Ladung nach der anderen zwischen die stetig malmenden Zähne. Kommentarlos durchquerte sie das Wohnzimmer, während Seth pausenlos die Sender wechselte. Das war für ihn offenbar so etwas wie eine Schnellfeuerübung. Im Schlafzimmer stellte sie die Auszeichnung ärgerlich in einen Schrank auf den Boden neben die anderen Trophäen, von denen sie nicht einmal mehr wußte, warum sie sie erhalten hatte.
    Wütend knallte sie die Tür zu, riß sich die Kleider vom Leib und schleuderte sie auf einen Stuhl. Sie zog ihr Lieblingsnachthemd an und holte die Pistole aus der Handtasche. Jetzt hatte sie endgültig genug. Mehr ertrug sie nicht. Aus und vorbei. Für jeden Menschen gab es Grenzen. Seth erstarrte, als er gerade die nächste Ladung Popcorn schaufeln wollte und seine Frau mit der Waffe in der Hand ins Wohnzimmer zurückkam.
    »Warum es länger hinauszögern als nötig?« sagte sie und baute sich in blauweißgestreifter Baumwolle vor ihm auf. »Warum bringst du dich nicht einfach um? Dann hast du's hinter dir. Na los.« Sie hielt ihm auffordernd die Pistole entgegen, den Griff voran. Seth starrte die Waffe an. So hatte er sie noch nie erlebt. Er stützte sich auf die Ellbogen.
    »Was ist passiert heute abend?« fragte er. »Hast du dich mit Panesa gestritten oder so was?«
    »Ganz im Gegenteil. Wenn du ein Ende machen willst, nur zu.«
    »Du bist verrückt«, sagte er. »Stimmt genau. Dank dir bin ich auf dem besten Wege.« Seine Frau senkte die Waffe und sicherte sie. »Seth, morgen bemühst du dich um Hilfe. Du wirst einen Psychologen aufsuchen und deinen Hausarzt. Du muß etwas tun. Und das von diesem Moment an. Du bist ein Schwein. Ein widerlicher Kerl. Und du ödest mich an. Du begehst Selbstmord auf Raten, und ich habe nicht die Absicht, mir das auch nur eine Minute länger anzusehen.« Sie riß ihm die Popcornschüssel aus den fettigen Händen. »Wenn du das nicht auf die Reihe bekommst, bin ich weg. Punkt.«
    Auch Brazil und West hing ihre Auseinandersetzung im Wagen noch nach. Sie hatten über sein Leben diskutiert, und die Wogen waren immer höher geschlagen. Wieder einmal kreuzten sie jetzt durch eine der weniger erfreulichen Gegenden der Stadt, doch Brazil schien das kaum zur Kenntnis zu nehmen. Da ging es ihm wie den Menschen auf der Straße, die dafür dem vorbeifahrenden Zivilfahrzeug unfreundliche Gedanken nachschickten. Brazil fragte sich, was ihn so versessen darauf machte, seine kostbare Zeit so ausgiebig mit dieser groben, unsensiblen Frau zu verschwenden, die zu alt war und rückwärtsgewandt, eigentlich eine blöde Kuh.
    Offenbar hing Streitlust wie eine Dunstglocke über der ganzen Queen City. Auch Panesas gute Stimmung war schlagartig mit dem Anruf seiner Anwaltsfreundin geschwunden. Das war im selben Moment, als Hammer ihre Schlafzimmertür verriegelte, West zu Brazil sagte, er solle endlich erwachsen werden, und Bubba in seinem King Cab auf der Pirsch war. Die Anwältin hatte zum Hörer gegriffen, nachdem sie in den Spätnachrichten gesehen hatte, wie er in seinem eleganten Smoking diese Auszeichnung entgegennahm. Panesa mit seinem silbergrauen Haar. Sie wollte vorbeikommen und vielleicht über Nacht bleiben. Panesa mußte ihr erklären, daß das nicht möglich sei und auch nie wieder sein würde. In diesem Moment hielt Bubba an einer besonders dunklen Stelle in der Nähe des Latta Parks an.
    Bubba trug Tarnkleidung. Die schwarze Kappe hatte er tief ins Gesicht gezogen. Als er sich an Wests Haus heranschlich, stellte er zu seiner Freude fest, daß sie nicht da war. Für Bubba war damit klar: Sie ließ sich gerade von ihrem weibischen Freund vögeln. Bei der Vorstellung, daß sie anschließend auch von Bubba selbst gevögelt werden könnte, lächelte er. Lautlos schlich er bis zur Front des Backsteinhauses. Sein Plan war zwar nicht ausgesprochen kriminell, würde der Schlampe aber gründlich die Laune verderben. Sie würde, wenn sie heimkäme, weder die Vorder-, noch die Hintertür aufkriegen, nachdem jemand Sekundenkleber in die Schlösser gespritzt hatte. Diese Idee hatte er einem weiteren seiner anarchistischen Handbücher entnommen, und sie hätte sicher wunderbar funktioniert, hätten sich nicht in dem Augenblick alle Umstände gegen ihn verschworen, als er sein Taschenmesser aufklappte und die Spitze der Klebertube abschnitt.
    Ein Wagen näherte sich, und klugerweise zog Bubba die

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