Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
Vom Netzwerk:
mehr zu sagen. Mit dieser Sache wollte Packer nichts zu tun haben, in dieses Wespennest wollte er nicht stechen. Die Geschichte konnte der große Richard Panesa persönlich ausbügeln. Schließlich bekam er dafür ja auch von Knight-Ridder das große Geld. Brazil war in seinen ersten Schuljahren nur zweimal ins Rektorzimmer zitiert worden. In beiden Fällen hatte er nichts wirklich Schlimmes angestellt. Beim erstenmal hatte er den Finger in einen Hamsterkäfig gesteckt und war gebissen worden. Beim zweitenmal hatte er den Finger in das Loch oben in seinem Klemmbrett gesteckt und nicht wieder herausbekommen.
    Mr. Kenny hatte damals eine Drahtschere genommen und Jung-Brazil befreit. Der fühlte sich gedemütigt, und sein Herz wollte schier zerbrechen, weil sein blaues Klemmbrett mit dem Plastikbezug und der USA-Landkarte zerstört war. Mr. Kenny warf es in den Papierkorb, während Brazil tapfer danebenstand und nicht einmal bei dem Gedanken weinte, daß seine Mutter ihm kein neues kaufen konnte. Bescheiden hatte er gefragt, ob er eine Woche lang nach dem Unterricht auf der Hintertreppe die Tafellappen ausschütteln dürfe. Er wollte Geld verdienen, um sich eine neue Schreibunterlage zu kaufen, auf der er auch sein Notizpapier festklemmen konnte. Das war alles ganz in Ordnung gewesen.
    Brazil überlegte, was er Panesa wohl als Gegenleistung anbieten konnte, wenngleich er noch nicht wußte, womit, oder welches Problem er heraufbeschworen haben sollte. Als er das ehrfurchtgebietende gläserne Büro seines obersten Chefs betrat, thronte Panesa in einem Ledersessel hinter seinem MahagoniSchreibtisch. Er trug einen eleganten italienische n Anzug. Panesa stand nicht auf und hatte auch sonst keinen Gruß für Brazil übrig. Er sah nicht von der Fahne mit dem Leitartikel für die Sonntagszeitung auf, einer veritablen Ohrfeige für Bürgermeister Search und seinen leichtfertig dahingesagten, wenn auch ehrlichen Kommentar an seiner derzeitigen Unlust, nachts durch die Stadt zu fahren.
    »Würden Sie wohl die Tür schließen«, bat Panesa seinen jungen Reporter mit ruhiger Stimme.
    Brazil tat es und nahm gegenüber seinem Boß Platz. »Andy, sehen Sie fern?« fragte er. Seine Verwirrung wuchs. »Ich habe selten Zeit.«
    »Dann wissen Sie vielleicht gar nicht, daß man Sie von allen Seiten munter anzapft.«
    In Brazil erwachte ein wildes Tier. »Das heißt?« Panesa sah das Feuer in seinem Blick. Gut so. Für ein so sensibles wie brillantes junges Talent wie ihn gab es nur eine Chance, in dieser kriminellen Welt zu überleben. Er mußte ein Kämpfer sein, wie Panesa selber einer war. Und deswegen hatte Panesa auch nicht vor, ihm den geringsten Hauch von Ruhe zu gönnen. Willkommen in der Schule der Hölle, Andy Brazil, dachte er und hob die Fernbedienung von der gewaltigen Schreibtischplatte hoch. »Das heißt« - Panesa drückte auf einen Knopf, und von der Decke herab entrollte sich eine Leinwand -, »Ihre letzten vier oder fünf wichtigsten Stories hat noch in der Nacht vor ihrem Erscheinen in der Zeitung das Fernsehen gebracht, gewöhnlich in den Dreiundzwanzig-Uhr-Nachrichten.« Er drückte auf den nächsten Knopf, und ein Overheadprojektor schaltete sich ein. »Anschließend wurden sie von den Radiosendern in den frühen Morgennachrichten aufgegriffen. Alles, bevor noch die wenigsten Menschen die Gelegenheit hatten zu lesen, was der Observer auf Seite eins brachte.« Brazil stand auf. Er war außer sich und voller Mordlust. »Das kann einfach nicht wahr sein! Es ist niemand auch nur in der Nähe, wenn ich da draußen bin!« rief er und ballte die Fäuste. Panesa streckte den Arm mit der Fernbedienung aus und drückte abermals auf einen Knopf. Im selben Moment füllte Webbs Gesicht im Großformat die Leinwand.
    ». In einem Exklusivinterview für Channel Three teilte sie uns mit, abends fahre sie an den Unfallort zurück und weine dort in ihrem Wagen. Johnson hat heute morgen ihre Polizeimarke zurückgegeben. Wie sie sich ausdrückte, wünsche sie, selbst tot zu sein.«
    Panesa sah Brazil an. Brazil war sprachlos. Seine Wut auf Webb wuchs sich zu einem Haß auf alles und jeden aus. Es dauerte eine ganze Weile, bis der junge Polizeireporter sich wieder im Griff hatte. »War das nach meinem Bericht?« fragte Brazil, obwohl er die Antwort bereits kannte.
    »Vorher«, gab Panesa zur Antwort. Er beobachtete Brazil genau, um sich ein Bild zu machen. »Am Abend vor seinem Erscheinen, Wie bei allen folgenden. Und dann diese Sache mit

Weitere Kostenlose Bücher