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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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dem Bürgermeister. Das war der Gipfel. Wir wis sen, das war ein Ausrutscher von Search, von dem Webb nichts wissen konnte, es sei denn, er hätte das Büro des Bürgermeisters verwanzt.«
    »Das ist unmöglich!« Brazil kochte. »Ich hab mir nichts vorzuwerfen!«
    »Hier geht es nicht um Fehler«, sagte Panesa ernst. »Gehen Sie der Sache auf den Grund. Jetzt sofort. Hier versucht uns einer zu schaden.« Panesa sah dem hinausstürmenden Brazil nach. Er hatte zwar einen Termin, blieb aber sitzen, arbeitete Notizen durch und diktierte seiner Sekretärin, während er durch die Glaswand beobachtete, wie Brazil wutschnaubend seine Schreibtischschubladen aufzog, in einer Kiste unter dem Tisch wühlte und Notizblöcke sowie andere persönliche Gegenstände in seine Aktentasche warf. Im Laufschritt verließ er die Redaktion, als wolle er nie wieder zurückkehren. Panesa griff zum Telefonhörer. »Verbinden Sie mich mit Virginia West«, sagte er.
    Tommy Axel sah Brazil nach, als er den Raum verließ, fragte sich, was zum Teufel hier los war und hatte aber schon eine Vermutung. Er wußte von Webb und hatte von den undichten Stellen gehört. Brazils Empörung konnte er sehr gut nachempfinden. Er wagte sich gar nicht vorzustellen, wie er reagieren würde, wenn ihm jemand die brillanten Gedanken und Analysen seiner Musikkolumne stehlen würde. Mein Gott, der arme Junge.
    Auch Brenda Bond spürte das aufziehende Unwetter, als sie gerade an einem Computer arbeitete, der an drei Tagen nacheinander abgestürzt war. Dieser Idiot von Haus-und-Garten-Kolumnist hatte den unseligen Tick, Tastenkombinationen zu drücken, die ihn irgendwie lahmlegten oder seine Dateien in eine unverständliche Symbolsprache verschlüsselten. Als Bond den System Manager aufrief, überkam sie ein seltsames Gefühl. Es fiel ihr schwer, sich zu konzentrieren.
    West stand hinter ihrem Schreibtisch und versuchte gleichzeitig ihre Aktentasche zu packen, den Deckel von ihrem Kaffeebecher zu entfernen und das Brötchen wieder einzuwickeln, zu dem sie aus Zeitmangel nicht gekommen war. Während des Telefonats mit Panesa nahm ihr Gesicht einen zuerst besorgten, dann mehr als grimmigen Ausdruck an.
    »Haben Sie eine Idee, wohin er gegangen sein könnte?« fragte West.
    »Nach Hause vielleicht«, meinte Panesa. »Er lebt mit seiner Mutter zusammen.«
    Entmutigt sah West auf die Uhr. In neunzig Sekunden erwartete Hammer sie in ihrem Büro. Einen Termin zu verschieben, sich verspäten, gar nicht zu erscheinen oder ihn gar zu vergessen war alles gleichermaßen undenkbar. West schloß die Aktentasche und ließ das Funkgerät in das Etui an ihrem Koppel gleiten. Sie war vollkommen ratlos.
    »Ich tue mein möglichstes«, versprach sie Panesa. »Leider hab ich heute vormittag einen Gerichtstermin. Ich tippe mal, er will nur Dampf ablassen. Wenn er sich etwas abgekühlt hat, wird er schon wieder zurückkommen. Andy ist niemand, der so schnell aufgibt.«
    »Ich hoffe, Sie haben recht.«
    »Wenn er nicht aufgetaucht ist, bis ich zurück bin, werde ich nach ihm suchen«, sagte West.
    »Gute Idee.«
    West hoffte, daß Johnny Martino sich bekennen würde. Hammer nicht. Sie war kämpferischer Stimmung. Ohne es zu wissen, hatte Dr. Cabel ihr wirklich einen Gefallen getan. Er hatte ein paar Fünkchen Wut in ihr entzündet, und je mehr sie sich ausbreiteten, desto mehr würden diese Nebel von Jammer und Depression sich lichten. West hatte sie noch nie so schnell gehen gesehen. Die Aktenmappe mit Reißverschluß unter den Arm geklemmt, Sonnenbrille auf, ging sie so schnell, wie West es noch nie gesehen hatte. Die beiden Frauen bahnten sich ihren Weg durch die flirrende Hitze. Sie staute sich hier in der Vorgebirgsebene. Der Granitbau des Schwurgerichts datierte von 1987 und gehörte somit schon zu den ältesten unter den neuen Gebäuden von Charlotte. Hammer und West reihten sich in die Schlange vor dem Metalldetektor ein.
    »Machen Sie sich keine Sorgen«, versuchte West ihren Boß zu beruhigen. Zentimeter um Zentimeter rückten vor ihnen ein paar Vertreter der feineren Gesellschaft der Stadt der Sperre entgegen auf. »Sein Anwalt wird auf schuldig plädieren.« Sie warf einen flüchtigen Blick auf ihre Uhr.
    »Ich mache mir keine Sorgen«, sagte Hammer. West dagegen schon. An die hundert Fälle standen heute zur Verhandlung an, und das war wesentlich problematischer als die Frage, ob Martino sich schuldig bekannte oder sich Chancen vor einer Jury ausrechnete, die aus Leuten

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