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Die Hornisse

Die Hornisse

Titel: Die Hornisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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Sie auch das drangegeben?« Elend blickte er aus dem Seitenfenster.
    Trotz all ihres Zorns tat er ihr leid. Zu gern hätte sie bewußt, was genau eigentlich passiert war.
    »Was, zum Teufel, ist nur in Sie gefahren?« Sie versuchte es jetzt mit einer anderen Taktik. Sie bohrte, diesmal allerdings nicht mehr spielerisch. Er antwortete nicht.
    »Wollten Sie sich ruinieren? Was wäre, wenn Sie vor mir ein anderer Cop erwischt hätte?« Es war ihr Ernst. »Haben Sie eine Vorstellung von den Schwierigkeiten, die Ihnen das eingebracht hätte?«
    »Mir egal«, sagte er mit erstickter Stimme. »Ja, so sieht's aus, verdammt noch mal! Sehen Sie mich an!«
    Mit verschwimmendem Blick sah Brazil zu den Leuten hinüber, die den Truck Stop betraten oder verließen, zu den Männern und Frauen, deren Leben in so völlig anderen Bahnen verlief als das seine. Sie würden sich nie in seine Lage versetzen können. Verständnislos würden sie ihn und sein Leben betrachten und ihn als privilegiert und verwöhnt verachten, nur weil sie nicht begriffen, was mit ihm war.
    Genauso empfand Bubba, als er zufällig mit seinem King Cab an den Zapfsäulen stoppte. Zuerst entdeckte er den BMW, dann den Polizeiwagen mit seiner Feindin darin. Bubba konnte sein Glück gar nicht fassen. Er ging in den Shop und kaufte Pabst Blue Ribbon, Red Man und den neuesten Playboy.
    Brazil kämpfte mit sich. West konnte hart sein, aber wie lange noch? Auf eine Weise mochte sie ihn, ohne sagen zu können, warum. Zum Teil war das der Grund, warum er sie so aus der Fassung brachte. Sie hatte Freude an ihm als einem talentierten, frühreifen Anfänger, den sie anleiten konnte, über dessen Lernfähigkeit sie in Exstase geraten konnte. Sie hatte keinen Bruder, hätte sich aber genau so einen gewünscht. Einen gescheiten jungen Mann, freundlich und sensibel. Für sie war er ein Freund, wenngleich sie ihm selten Gelegenheit gab, das auch von sich aus zu sein. Er war ein hübscher, ja sogar unglaublich gutaussehender Junge und schien das nicht einmal zu wissen.
    »Andy«, sagte sie leise, »bitte erzählen Sie mir, was geschehen ist.«
    »Irgendwie hat er sich in meinen Computer eingehackt, in meine Dateien. Alles war schon vor Erscheinen der Zeitung auf sämtlichen Nachrichtenkanälen. Alles geklaut.« Seine Stimme zitterte. Er wollte nicht, daß West ihn so erlebte. West war wie gelähmt. »Er?« fragte sie. »Wer ist er?«
    »Webb.« Nur mit größter Mühe brachte er den Namen über die Lippen. »Derselbe Mistkerl, der auch euren Deputy Chief bumst!«
    »Wie bitte?« Jetzt verstand West gar nichts mehr. »Goode«, sagte er. »Das weiß jeder.« »Ich hab' es nicht gewußt.« Wie konnte ihr das entgangen sein?
    Brazil war am Boden zerstört. West wußte nicht, was sie tun sollte, und tupfte sich wieder einmal den Schweiß von der Stirn.
    Heimlich schlich Bubba zu seinem Truck zurück, die Baseballkappe tief in das fleischige Gesicht mit der verunstalteten Nase gezogen. Mit seinen Einkäufen kletterte er ins Führerhaus und beobachtete den Polizeiwagen durch die Windschutzscheibe. Eine Weile blätterte er in dem Magazin und ließ sich von den wirklich großartigen Fotos fesseln. Es gab sie zuhauf. Er versuchte, dabei nicht an seine Frau zu denken oder gar Vergleiche anzustellen, während er auf einen optimalen Angriff sann.
    Heute nacht hatte er nur leichtes Gepäck, genauer gesagt, einen siebenschüssigen Colt, Kaliber .380, im Knöchelhalfter. Nicht unbedingt die Waffe seiner Wahl, hätte er gewußt, daß es gegen Cops ging. Zum Glück hatte er noch eine Reservewaffe für alle Fälle zwischen den Sitzen, einen Quality Parts Shorty E-2-Karabiner, Kaliber .223 mit dreißig Schuß, justierbarer Visierung, verchromtem Lauf, manganphosphatmattiert, damit er im Dunkeln nicht glänzte. Das war praktisch nichts anderes als ein M-16, mit dem er Wests Wagen durchsieben konnte ä la Bonnie und Clyde. Er blätterte weiter, während ihm hier im willkommenen Dunkeln die tollsten Ideen im Kopf herumschwirrten.
    West hatte eigentlich noch nie einen Vertreter des männlichen Geschlechts trösten müssen. So etwas kam ja auch selten vor und wurde selten erwartet. Also fehlten ihr die entsprechenden Erfahrungen, und sie mußte ihren gesunden Menschenverstand einsetzen. Brazil hatte das Gesicht in den Händen vergraben. Was für eine unglückliche Situation. Er tat ihr entsetzlich leid. »So schlimm wird es schon nicht sein, bestimmt nicht«, redete sie auf ihn ein. »Okay?« Sie

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