Die Hornisse
Hewlett-PackardRechnern, Multiplexoren, Modems, Decodern und Schränken, in denen sich riesige Bandspulen drehten. Hinzu kam eine Satellitenanlage, die sie mit Associated Press verband. Und jetzt war Brazil bei ihr in ihrem Cockpit. Sie konnte es kaum glauben. Er war zu ihr gekommen und stand vor ihr. Bei ihr wollte er in diesem Moment sein, und nur bei ihr allein. Das Blut stieg ihr in den Kopf, als sie ihn von oben bis unten ansah. Allmächtiger, war dieser Mann phantastisch gebaut, und er wußte das auch. Aber schon ließ er sie seine Verachtung spüren. »Es muß jemanden geben, der in meine Dateien eindringt und in meinen Dokumenten herumschnüffelt«, verkündete Brazil.
»Unmöglich«, ließ Bond, das Genie, ihn von oben herab wissen. »Es sei denn, Sie haben jemandem Ihr Passwort gegeben.«
»Ich will ein anderes«, forderte er. Sie sah ihn fast besitzergreifend an, überzeugt von ihrer Überlegenheit. Seine Uniformhose hatte es ihr angetan, speziell der Bereich um den Reißverschluß herum. Brazil merkte es und ließ sie auflaufen, indem er an sich heruntersah, als hätte er einen Fleck auf der Hose. »Was ist? Habe ich mich bekleckert?« fragte er und ging hinaus.
Seine Hose war keineswegs zu eng. An ihr war nichts Herausforderndes. Brazil trug nie etwas mit der Absicht, Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen oder andere zu beeindrucken. Schon das Garderobekaufen war ihm eher lästig. Alles, was er besaß, fand in zwei Kommodenschubladen und auf nicht einmal zwanzig Kleiderbügeln Platz. Den größten Teil machten die Uniform, Mannschaftstrikots und sonstige Tenniskleidung aus, dazu die Wilson-Sportsachen, die er damals kostenlos zur Verfügung gestellt bekommen hatte, als er in der Highschool konstant zu den Top Five der Junior-Staatsliga gezählt hatte. Nein, Brazils Uniformhose war, wenn überhaupt, eher weit. Und dennoch starrten Leute wie Brenda Bond ihn an. Auch Axel.
Brazil hatte keine Ahnung, welche Wirkung sein Outfit in Mitternachtsblau und glänzendschwarzem Leder auf andere hatte. Wenn er sich Gedanken darüber gemacht hätte, hätte er vielleicht erkannt, daß Uniformen ein Ausdruck für Macht waren und Macht aphrodisierend wirkte. Axel war dieses Phänomen durchaus bekannt. Er stand auf, verließ die Nachrichtenredaktion und folgte Brazil. Dessen Sprints die Rolltreppe hinunter bis zum Parkdeck waren allgemein bekannt. Axel trainierte täglich am frühen Morgen im Powerhouse-Fitneßklub und hatte sich ziemlich spektakuläre Muskelpakete erarbeitet.
Axel trank täglich zwei Met-Rx-Powerdrinks und wurde allgemein bewundert, wenn er in seinem Muskelshirt und den knappen Shorts, einen Gewichtsgurt um die Mitte, schweißglänzend und mit hervorquellenden Adern trainierte. Auch Leute, die selbst gut durchtrainiert waren, unterbrachen ihre Übungen, um ihm zuzusehen. Mehrere Male waren ihm schon Bewohner seines Apartmentkomplexes nachgestiegen. Tatsächlich konnte Tommy Axel jeden haben und nahm das zu gegebener Zeit sicherlich auch wahr. Aerobic betrieb er allerdings nicht, da sah ihm schließlich niemand zu. Außerdem war er etwas kurzatmig. Auch jetzt. »Scheiße«, sagte er nur, als er durch die Tür auf das Parkdeck stürzte und Brazil in seinem alten BMW an ihm vorbeibrauste.
Panesa, der Herausgeber, war an diesem Abend zu einem höchst offiziellen Dinner eingeladen und machte sich daher ungewöhnlich früh auf den Heimweg. Er war Zeuge von Axels schamlosem Verhalten geworden und startete jetzt seinen silbernen Volvo mit dem konkurrenzlos hohen Sicherheitsstandard inklusive zwei Airbags.
»Großer Gott«, murmelte Panesa und schüttelte den Kopf. Er lenkte den Wagen von seinem reservierten Stellplatz, keine zwanzig Schritte vom gläsernen Haupteingang entfernt, öffnete das Fenster und blieb abrupt auf Axels Höhe stehen. »Kommen Sie her«, befahl er.
Axel schenkte seinem Boß ein verschlagenes Matt-Dillon-Lächeln, sexy und verführerisch gemeint, und schlenderte hinüber. Wer konnte ihm schon widerstehen? »Was gibt's?« fragte Axel und bewegte sich so, daß seine Muskeln auf das Vorteilhafteste zur Geltung kamen.
»Lassen Sie ihn in Ruhe, Axel«, sagte Panesa. »Wie bitte?« Axel tat verletzt und schlug sich unschuldig auf die Brust.
»Sie wissen genau, was ich meine.« Panesa fuhr mit aufheulendem Motor davon, schloß den Sicherheitsgurt, verriegelte die Türen und prüfte die Rückspiegel. Dann griff er nach dem Mikrophon seines privaten Funkgeräts, um der Haushälterin mitzuteilen,
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