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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ihre Mutter sie abholte. Sie hatte mir gestanden, dass es etwas gab, nach dem sie sich mehr sehnte als alles auf der Welt, mehr als nach den besten Noten, der besten Rolle in der Schultheateraufführung – einen richtigen Freund. Sie erzählte mir von dem ersten und einzigen Mal, als sie fast eine Beziehung gehabt hätte. Bizarr beschrieb es nicht annähernd.
    »Er hieß Charles Princeton«, begann sie, »und er war in einem Leistungskurs Französisch, den Mädchen aus Dogwood und Jungen aus Sweet William besuchten. Es war Teil eines Programms, das vom nahe gelegenen staatlichen College durchgeführt wurde. Wir waren damals erst im neunten Schuljahr, weil wir beide bei der Aufnahmeprüfung so gut abgeschnitten hatten. Alle anderen waren älter.
    Charles war nur zwei oder drei Zentimeter größer als ich und stämmig, aber ich fand, er hatte die allerschönsten blauen Augen, Rain. Wenn er mich anschaute, sah er wirklich in mich hinein. Er sah mir in die Augen, als wollte er mich herausfordern, in seine zu schauen. Du weißt ja, manche Jungen starren dir immer auf den Busen und geben dir das
Gefühl, nackt zu sein. Er nicht, er schaute mir nur in die Augen. Ich schaute immer zurück. Das schüchterte mich nicht ein wie die meisten anderen Mädchen. Nicht dass er sehr beliebt bei anderen Mädchen gewesen wäre. Das war er nicht, aber es schien ihm nichts auszumachen.
    Ich beobachtete ihn immer, wenn die anderen Jungen aus dem Kurs eines der hübscheren älteren Mädchen anstarrten. Charles war kein Gaffer. Erst dachte ich, er sei noch nicht an Mädchen interessiert. Weißt du, manche Jungen sind ja so unreif, die sammeln lieber Baseballkarten.«
    Ich lachte.
    »Ich kenne nicht so viele von dieser Sorte«, sagte ich. »Wo ich herkomme, wird man schnell erwachsen. Zwölf Mädchen aus meinem achten Schuljahr wurden schwanger.«
    »Wirklich?«, sagte Audrey beeindruckt, die Augen vor Erregung weit aufgerissen. Reiche, weiße Kids, dachte ich. Was ich ihnen von meinem Leben erzählte, war für sie nicht wirklich, nicht annähernd so wirklich, wie es für mich gewesen war.
    »Bist du … auch fast schwanger geworden oder so?«, fragte Audrey. Auf diese Weise versuchte sie herauszufinden, wie sexuell aktiv ich war.
    »Nein, du?«, konterte ich. Das rief ein breites Lächeln bei ihr hervor.
    »Ich? Das Einzige, was ich je getan habe, ist, Charles zu küssen und ihn seine Hand hierhin legen zu lassen«, sagte sie und deutete auf ihre rechte Brust.
    »Das war alles? Wie hast du ihn gebremst?«, fragte ich, genauso neugierig auf die Intimitäten dieser reichen Mädchen wie sie auf meine.
    »Ich musste es nicht. Als er mich berührte, reagierte er so,
als hätte er die Hand auf eine heiße Herdplatte gelegt. Er hatte mehr Angst als ich vor dem, was er getan hatte.«
    Skeptisch schüttelte ich den Kopf.
    »Nein, wirklich«, betonte sie. »Es war die Schuld seiner Mutter.«
    »Die Schuld seiner Mutter? Wie meinst du das? Sie war doch nicht dabei, oder?«
    Sie senkte einen Moment den Blick und sagte dann: »Ich habe ihm geschworen, es niemals jemandem zu erzählen.«
    »Dann solltest du es vielleicht auch nicht«, meinte ich.
    Sie sah rasch hoch. Wenn jemand fast platzt, dir etwas zu erzählen, ist die beste Möglichkeit, ihn schnell dazu zu bringen, zu sagen, er soll es nicht tun.
    »Nein, Charles ist weg.Vor über einem Jahr ist seine Familie weggezogen, und ich glaube, es ist in Ordnung, es dir zu erzählen.«
    »Warum ist es in Ordnung, es mir zu erzählen?«, forschte ich nach.
    »Du bist anders«, sagte sie mit einem dünnen nervösen Lachen, das sich anhörte wie winzige klappernde Porzellantassen. »Und das nicht nur weil du eine Afroamerikanerin bist. Man kann so leicht mit dir reden«, sagte sie mit aufrichtigem Blick.
    Ich schenkte ihr ein kleines Lächeln und wartete.
    »Er erzählte mir, dass seine Mutter ihn vor Sex gewarnt hatte. Sie erklärte ihm, dass sein Penis ein kleines Tier mit einem eigenen Willen sei, das zwischen seinen Beinen lebte.«
    »Das sagte er?«
    »Hmhm. Sie sagte ihm, er geriete in große Schwierigkeiten, wenn er es tun lasse, was es wolle. Um es also aufzuhalten …«

    »Tat er was?«, fragte ich faszinierter, als ich vorhergesehen hatte.
    »Sie ließ ihn enge Gummihosen tragen. Er sagte, manchmal hätte er da unten richtige Schmerzen. Er erzählte mir, dass er deshalb Angst hatte, Mädchen anzuschauen oder an sie zu denken.«
    Ich hatte in meinem Leben einige sehr hässliche Dinge gehört und

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