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Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten

Titel: Die Hudson Saga 01 - Haus der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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konnte, nicht einmal nach einem aufregenden Kuss. Und vielleicht war es ja etwas, das ich nicht vergessen sollte?
    Je mehr ich über mich selbst erfuhr, desto verzwickter
und verworrener wurde mein Leben. Ich fühlte mich wie jemand, der versucht, Fäden auseinander zu dröseln, die sich aber immer weiter verknoten und verheddern. Ich hatte das starke Gefühl, zu den wichtigen Entdeckungen nicht annähernd vorgestoßen zu sein. Noch etwas anderes lauerte dort draußen, eine weitere finstere Wahrheit, die all das wie eine Kleinigkeit aussehen lassen würde.
    All der Aufruhr und das emotionale Tauziehen erschöpften mich. Ich schlief ein und schlief immer noch, als Beni schließlich nach Hause kam. Mama war, zum Glück für Beni, noch nicht von der Arbeit heimgekehrt, und Ken trieb sich vermutlich immer noch in irgendeiner heruntergekommenen Bar herum. Roy musste Überstunden machen, also waren nur wir beide zu Hause. Ich hörte sie weinen und wachte auf. Sie stand da und schaute auf mich herunter.
    »Was ist los, Beni?«, rief ich und setzte mich schnell auf.
    »Noch mehr Ärger«, schluchzte sie. »Ich hab noch mehr Ärger verursacht.«
    »Du meinst, weil du nachsitzen musstest?«
    Sie lachte unter Tränen.
    »Wohl kaum«, sagte sie. »Ich habe schon oft nachsitzen müssen, und Mama wusste davon.«
    »Was ist denn dann los, Beni? Bist du in eine Prügelei verwickelt worden?«, fragte ich. Ich fand, wenn das der Fall war, sah sie nicht übel aus. An ihr war kein Kratzer zu sehen, und auch ihre Kleidung wirkte kein bisschen zerknautscht.
    Sie holte tief Luft und hielt mir etwas in der geschlossenen rechten Hand entgegen. Ich schaute genauer hin und sah, dass es ein Foto war. Sie öffnete die Finger und ich keuchte.

    Es war ein Bild von ihr, auf dem Rücken liegend, nackt, die Beine gespreizt. Sie weinte heftiger.
    »Sie haben es getan«, schimpfte sie. »Was ich befürchtet hatte, haben sie auf der Party getan. Siehst du?«
    »Oh, Beni, schmeiß es weg. Zerreiß es und schmeiß es weg«, sagte ich, außer Stande, es genauer anzuschauen.
    »Was nützt das denn?«, sagte sie, obwohl sie es zerriss. »Sie haben noch mehr. Sie haben doch die Negative.«
    »Wer hat es dir gegeben?«
    »Carlton«, sagte sie mit einem bitteren Lächeln. »Er behauptete, Jerad hätte es ihm gegeben, um es mir zu geben.«
    »Warum?«
    »Sie wollen zweihundertfünfzig Dollar für die Negative haben. Ich muss das Geld morgen Abend um acht in die alte Matratzenlagerhalle in der Grover Street bringen, sonst verteilen sie Abzüge an alle in der Schule. Das bringt mich um, Rain. Ich gehe nie mehr in die Schule, und Mama wird mich hassen. Ich muss weglaufen wie du, nur wirklich«, sagte sie.
    »Red doch nicht so, Beni«, versuchte ich sie zu beruhigen.
    »Was soll ich denn sonst tun, hm? Mama wird herausfinden, dass ich sie wegen der Party belogen habe. Sie wird wollen, dass ich weglaufe«, sagte sie.
    Ich saß da und starrte sie einen Augenblick an.
    »Wir müssen uns einfach das Geld besorgen und sehen, ob sie uns die Negative geben«, sagte ich.
    »Woher sollen wir denn so viel Geld bekommen?«
    »Wie viel haben wir denn zusammen?«, fragte ich sie.
    »Ich habe 22 Dollar in meiner Schublade«, sagte sie.
    »Und ich habe 50 in dem alten Schuhkarton.« Ich warf
all mein Wechselgeld und Extrageld hinein, um für Weihnachtsgeschenke zu sparen.
    »Das ist nicht annähernd genug.«
    Ich überlegte einen Augenblick.
    »Ich werde mein Armband versetzen«, sagte ich. Es war das Wertvollste, was ich besaß – ein Armband aus echtem Gold mit Diamantsplittern. Mama hatte geknausert und gespart an Dingen, die sie selbst brauchte, damit sie es mir zum sechzehnten Geburtstag kaufen konnte. Ich trug es fast nie aus Angst, es zu verlieren.
    »Das würdest du tun?«, fragte Beni verblüfft. Es gelüstete sie immer danach, und sie beneidete mich darum, dass Mama mir etwas so Wertvolles geschenkt hatte. Angeblich hatte auch Ken etwas Geld dazugegeben, aber ich war der Überzeugung, dass Mama das erfunden hätte.
    »Mama wird es herausfinden und dann …«
    »Sie wird es sehr lange nicht erfahren, Beni, und dann könnte das längst alles vorbei sein.«
    »Was machen wir denn hinterher?«, fragte sie.
    »Wir kaufen es zurück«, antwortete ich.
    »Wie sollen wir denn an so viel Geld kommen, wenn Mama uns nicht arbeiten lässt?«
    »Wir werden einen Weg finden.«
    »Wie?«, hakte sie nach.
    »Das weiß ich im Augenblick auch nicht, Beni. Eins nach dem anderen«, fuhr

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