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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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hatten.
    Als wir aufstanden, um zu gehen, ertönten Applaus und Jubelrufe. Lachend liefen wir auf die Straße hinaus.
    »Ich bin ein professioneller Sänger«, verkündete er lauthals aller Welt. »Ich bin bezahlt worden! Es war vielleicht nur ein Bier, aber ich bin bezahlt worden!«
    »Genau, und dafür könnten wir ins Gefängnis kommen.«
    »Also gehen wir besser«, meinte er lachend, und wir eilten davon. »Das Ale war gut. Ich könnte noch eins davon trinken.Vermutlich könnte ich als achtzehn durchgehen.«
    »Es dauert nicht mehr lange, Randall«, erinnerte ich ihn.
    Er lachte.
    »Das stimmt.«
    Er sah albern aus, als stünde das Lächeln auf seinem Gesicht auf dem Kopf.
    Unterwegs erzählte Randall noch mehr über sich und seine Familie. Das Ale, das er getrunken hatte, schien den Damm gebrochen zu haben, der sein Privatleben zurückhielt. Nach dem, was Randall mir
über seine Eltern erzählte, schienen sie trotz ihrer Förderung seines Talentes und den damit verbundenen Erwartungen eher seinen jüngeren Bruder abgöttisch zu lieben, der ein Sportler und allseitig begabter Schüler war. Ich spürte, dass Randall das Gefühl hatte, seine Eltern behandelten ihn als ungewöhnlichen Menschen, dessen Absonderlichkeiten durch sein Talent erklärt und deshalb entschuldigt und ignoriert werden konnten.
    »Dad sagt immer Sachen wie: ›Das ist typisch Randall. Er ist etwas Besonderes.‹ Ich bin nichts so Besonderes. Ich werde nicht gerne so behandelt, als wäre ich seltsam, du etwa?«
    Ich musste über die Frage lachen.
    »Oh«, sagte er. »Entschuldigung.« Er machte eine Pause. »Ich habe wirklich nicht das Gefühl, dass du anders bist, Rain. Ich weiß, dass ich ziemlich dabei versagt habe, als ich dir das erklären wollte. Ich meine, du bist einzigartig, aber nicht seltsam. Ach, lass uns das einfach vergessen«, bat er frustriert über sich. »Ich weiß gar nicht mehr, was ich sage. Und«, sagte er und schaute sich um, »ich weiß nicht, warum wir in diese Richtung gehen.«
    »Wir sollten besser zurückkehren zum Endfield Place«, sagte ich.
    »Stimmt.«
    Randall fand eine U-Bahn-Haltestelle und wir fuhren zurück zum Holland Park. Während der Fahrt schloss er die Augen und schlief fast ein. So viel zu seiner Fähigkeit, Bier zu vertragen, dachte ich
lächelnd. Sobald wir ankamen, wurde er jedoch schlagartig wieder lebendig und brachte mich zum Haus meiner Großtante und meines Großonkels.
    »Ich hoffe, es hat dir Spaß gemacht«, sagte er.
    »Sehr«, versicherte ich ihm.
    »Klar.«
    »Nein, wirklich, Randall. Vielen Dank für den schönen Tag.«
    Er strahlte und straffte die Schultern.
    »Ja, ich denke schon, ein Mädchen kann Spaß mit mir haben. Wir müssen das noch mal machen. Wir haben noch nicht viel von der Stadt gesehen. Was machst du morgen?«, fragte er schnell.
    »Ich habe den Tag über frei, aber ich muss zurück sein, um beim Abendessen zu helfen«, sagte ich.
    »Warum machen wir nicht eine Bootstour auf der Themse und fahren bis zum Tower? Es wäre besser, wenn du zum Studentenwohnheim kommst, weil die Boote dort in der Nähe abfahren. Nimm einfach die U-Bahn zur Schule wie immer. Du weißt, wo das Wohnheim ist, ja?«
    »Ja.«
    »Wie wäre es mit halb zehn? Ist das in Ordnung, denn wenn du später kommen willst, geht das auch, aber …«
    »Ja, ja«, sagte ich und musste über seine Begeisterung lächeln. »Ich komme sofort, nachdem ich beim Frühstück geholfen habe. Sie essen früh, deshalb dürfte das kein Problem sein.«
    »Toll, toll, toll.« Er wandte sich ab, um zu gehen,
aber dann, als hätte er sich gerade an etwas erinnert, wirbelte er noch einmal herum, machte einen großen Schritt auf mich zu und küsste mich rasch auf die Lippen. »Tschüs«, sagte er und eilte davon, als hätte er Angst, was ich tun würde.
    Verblüfft stand ich da und wusste einen Augenblick lang nicht, ob ich lachen oder mich wunderbar fühlen sollte.
    Ich erschrak, als hinter mir die Haustür aufging und wieder geschlossen wurde. Ich drehte mich um und sah Mary Margaret herauskommen. Sie hielt inne, als sie mich erblickte, und wollte dann mit einem Gesichtsausdruck davongehen, als versuchte sie verzweifelt, mir aus dem Weg zu gehen.
    »Mary Margaret, was machst du so spät noch hier?«, rief ich ihr zu. »Ich dachte, du hättest auch nachmittags frei.«
    Zögernd blieb sie stehen, schaute zum Haus zurück und dann zu mir.
    »Ich hatte noch ein paar Sachen aufzuräumen«, sagte sie. »Ich komme morgen früh zurück,

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