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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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dir reden.«
    »Unser Vater hat auch noch ein anderes Kind, aber er tut nicht so, als gäbe es sie nicht«, gab Catherine bereitwillig zu.
    »Mama ist ständig hinter ihm her, dass er auch für sie sorgt.«
    »Also, das ist sehr großherzig von ihr. Ich freue mich, was für eine große glückliche Familie ihr doch seid, aber meine Situation ist ganz anders, und Randall hatte kein Recht, das überall herumzutratschen«, fauchte ich, während Wut in mir hochstieg.
    »Oh, das ist doch kein Tratschen. Er sagt entre nous , nur unter uns.«
    »Wir wollen dir helfen, wenn du möchtest«, sagte Catherine.

    »Es gibt nichts, bei dem ihr mir helfen müsstet. Vergesst es einfach. Schließlich ist mein Leben keine französische Seifenoper«, fuhr ich sie an und erhob mich.
    Ich wirbelte auf dem Absatz herum und marschierte hinaus. Tränen der Enttäuschung und des Verrates mischten sich mit Tränen der Wut. Ich hatte das Gefühl, als ob ein Bienenschwarm in meinem Kopf herumsummte. Ohne auch nur im geringsten zu zögern, ging ich zum Gesangsraum, öffnete die Tür und schaute zu Randall und Professor Wilheim hinein. Mein abrupter Eintritt riss sie beide aus ihrer Diskussion über das Musikstück, das sie gerade studierten. Sie schauten zu mir herüber – der Professor ebenso schockiert und überrascht wie Randall.
    »Du hattest kein Recht, Leslie und Catherine meine Geheimnisse anzuvertrauen«, rief ich. »Kein Recht.«
    Ich wich zurück und knallte die Tür zu. Dann rannte ich aus dem Schulgebäude, weil ich beschlossen hatte, dass ich an meinem Schauspielunterricht nicht teilnehmen wollte oder vielleicht auch nicht konnte. Eine Weile lief ich einfach die Straßen der Stadt entlang, ohne mir wirklich zu überlegen, wo ich hinging. Ich ging immer weiter, bis ich mir meine Wut aus dem Leib gelaufen hatte. In einem kleinen Park fand ich eine Bank, wo ich ein junges Paar beobachtete, die Hand in Hand spazieren gingen. Ihre Köpfe berührten sich im Gespräch fast. Auch sie machten eine Pause, um sich auf eine Bank zu setzen.
Er umarmte sie, und sie saßen einfach da und beobachteten, wie die Vögel gefüttert wurden und umherflatterten. Keiner von ihnen sprach ein Wort. Für sie war es nur ein Augenblick, für mich war es wieder, wie in das Schaufenster des teuren Warenhauses zu schauen.
    Wo ist der Ort, an dem Menschen wahre Liebe und Vertrauen finden? Wo entdeckten sie einen Weg, um ihr Herz einzusetzen und Vertrauen in eine Beziehung zu haben? Was für einen Mann würde ich schließlich finden? Wer würde mich mehr lieben als sich selbst und seinen Tag mit dem Gedanken beginnen: Was kann ich tun, um sie glücklicher zu machen und unser Leben vollkommener?
    So zufrieden wie dieses Paar da saß, so erfreut über den Augenblick, war ich mir sicher, dass irgendwann in der Zukunft jeder von ihnen an die Friedlichkeit dieser gemeinsam verbrachten Stunde zurückdenken, lächeln und denken würde, dass sie Recht hatten, dass sie sich sicher waren, eine gute Entscheidung getroffen zu haben, als sie sich ihre Liebe zuflüsterten und ihre Absicht erklärten, eins zu sein. An ihrem Wege würden keine Kinder zurückbleiben. Gab ich mich einer Illusion hin?
    Ich stand auf und ging weiter.Vielleicht war es reiner Zufall, vielleicht wusste ich unterbewusst, wo ich hinging.Vielleicht entschloss sich das Schicksal persönlich, eine direktere und entschiedenere Rolle in meinem Leben zu übernehmen, denn plötzlich wurde mir klar, dass ich nur noch wenige Minuten vom
College meines leiblichen Vaters entfernt war. Der Gedanke, dorthin zu gehen, erregte mich, erfüllte mich aber auch mit Angst. Dennoch wollte ich ihn wiedersehen und seine Stimme hören. Damit zumindest hatte Randall Recht gehabt.
    Alle Vorsicht in den Wind schlagend, ging ich weiter in diese Richtung und befand mich plötzlich vor dem Gebäude. Konnte ich das tun? Sollte ich das tun?
    Als ob unsichtbare Hände mich vorwärts schöben, ging ich auf den Eingang zu, holte tief Luft und trat ein. Er war schließlich mein Vater. Vielleicht konnte er es abstreiten und so leben, als existierte ich nicht, aber ich konnte das nicht.
    Ich hasste Lügen, aber noch mehr hasste ich es, ein Kind der Lüge zu sein. Es gab mir das Gefühl, innerlich schmutzig zu sein, verseucht zu sein, besudelt von arglistiger Täuschung. Ich sehnte mich danach, mich von all dem zu befreien, ungeachtet der Konsequenzen. Nur dann konnte ich vielleicht jemanden aufrichtig ansehen und auch nur daran denken, dass ich

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