Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht
ist gut. Ich habe mich daran gewöhnt«, sagte ich. Er nickte und bestellte uns Tee. »Ich bin ein Mz«, fügte ich hinzu, als die Kellnerin ging.
»Wie bitte?«
»Milch zuerst.«
»Oh.« Er lachte. »Ja. Ich habe einige Freunde, die das sehr ernst nehmen.« Er lehnte sich zurück und drehte den Kopf leicht, so dass er mich aus einem bestimmten Winkel ansah. »Anscheinend haben Sie bereits eine Menge über dieses Land gelernt. Wie lange sind Sie schon hier?«
»Nicht sehr lange, aber ich habe gute Lehrer, besonders die Köchin in dem Haus, in dem ich wohne«, sagte ich.
»Wie sind Sie in dieses Haus gekommen?«
»Meine Großmutter hat das arrangiert«, erzählte ich. »Sie ist in erster Linie dafür verantwortlich, dass ich überhaupt hier bin und darstellende Künste studiere.«
»Ich verstehe. Sie muss ein ziemliches Vertrauen in Sie setzen.«
»Ich weiß nicht wieso«, sagte ich. »Sie kennt mich noch gar nicht so lange.«
»Ach?«
Die Kellnerin brachte uns die beiden Teekannen. Ich schüttete mir zuerst Milch ein und goss dann den Tee darüber. Er sah mir zu, bevor er sich selbst einschenkte.
»Und wie kommt es, dass Ihre Großmutter Sie noch nicht so lange kennt?«, fragte er, als er den ersten Schluck Tee trank.
Er hielt die Tasse so, dass er mich über sie hinweg anschauen konnte. Seine Augen waren voller Interesse, aber die Eindringlichkeit seines Blickes legte nahe, dass er mehr als neugierig war. Ich wurde ein wenig nervös.
»Das ist eine lange Geschichte«, sagte ich.
»Und Sie haben nicht viel Zeit. Ich weiß. Also«, sagte er, setzte seine Tasse ab und starrte sie an. »Ich muss ein Geständnis ablegen.« Er schaute auf. »Ich habe Sie schon früher gesehen. Zweimal genaugenommen. Als ich Sie dann in meinem Seminar sah, erkannte ich Sie.«
Ich spürte, wie ich erstarrte.
»Ich glaube nicht, dass Sie mich belästigen wollen oder so etwas, aber Sie haben meine Neugierde geweckt. Ich muss jedoch gestehen, dass Sie meine Frau ein wenig nervös gemacht haben. Sie waren kürzlich bei uns in der Nachbarschaft. Sie zeigte Sie mir eines Tages und erzählte mir, dass Sie auch an den Tagen zuvor auf der anderen Straßenseite unserem
Haus gegenüber gestanden hatten. Stimmt das?«, fragte er.
Es schockierte mich zu erfahren, dass ich entdeckt worden war.Aber trotzdem war er nie herausgekommen, um zu fragen, wer ich war.
»Es ist eine sehr enge, überschaubare Nachbarschaft, in der man Fremde leicht ausmachen kann, besonders, wenn sie wiederholt auftauchen«, fügte er lächelnd hinzu.
Ich schwieg nicht nur, sondern musste auch mit den Tränen kämpfen. Am liebsten wäre ich aufgesprungen und davongerannt, aber anscheinend war er nicht wütend. Immer noch spielte dieses spitzbübische Lächeln um seine Lippen, ein amüsiertes Lächeln.
»Ich bin nicht jemand, der in Sie verschossen ist oder so etwas«, sagte ich schließlich.
»Also, ich bin froh, das zu hören. Ihretwegen, meine ich«, fügte er rasch hinzu, als ich zu ihm aufschaute. »So etwas ist für keine Seite gut, besonders wenn eine ein alter verheirateter Mann mit Kindern ist.«
»Sie sind doch gar nicht so alt«, widersprach ich.
»Sie wissen, wie alt ich bin?«, fragte er. Ich antwortete nicht. »Sie wissen mehr über mich, als ich glaube, stimmt das?«
»Ja.«
»Dieses Geheimnis wird allmählich zum Melodrama, Miss Arnold. Könnten Sie mir ein paar weitere konkrete Informationen geben, irgendeinen Hinweis vielleicht?«
Wenn du Hinweise willst, kannst du sie haben. Ich werde dir Hinweise geben.
»Der Name meiner Großmutter lautet Hudson«, sagte ich scharf. »Frances Hudson, der Name ihres Mannes war Everett.«
Er starrte mich an, kaum etwas rührte sich in seinem Gesicht.
»Die Hudsons aus Virginia?«, fragte er schließlich.
»Ja.«
»Frances Hudson ist Ihre Großmutter?«
»Ja.«
»Sie wollen mir doch nicht sagen, dass Sie Megan Hudsons Tochter sind?«, brachte er schließlich heraus.
»Genau das will ich Ihnen sagen.«
Wieder schwieg er. Er lehnte sich zurück, seine Augen wurden erst größer, dann kniff er sie zusammen, als er mich genauer ins Visier nahm und schließlich nickte.
»Ich sehe die Ähnlichkeiten mit Megan«, sagte er leise. »Wie alt sind Sie?«
»Achtzehn«, sagte ich.
Er hob seine Teetasse hoch, setzte sie dann aber wieder ab. Er schüttelte den Kopf und schaute beiseite.
»Das kann doch nicht sein«, murmelte er. Er wandte sich wieder mir zu. »Hat Megan Sie hierher geschickt, um mich zu
Weitere Kostenlose Bücher