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Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht

Titel: Die Hudson Saga 02 - In dunkler Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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lieben und geliebt werden konnte.
     
    In der Eingangshalle befanden sich ein Vorlesungsverzeichnis und ein Informationsschalter, hinter dem ein Mädchen saß, das aussah wie eine Studentin im ersten Jahr auf dem College. Offensichtlich nutzte es die Gelegenheit, Hausarbeiten zu erledigen. Sie schaute hoch, als ich den Schalter erreichte. »Kann ich dir helfen?«, fragte sie.
    »Ja, ich wüsste gerne, wo ProfessorWards Raum ist.«
    »Du meinst im Augenblick?«
    »Ja«, bestätigte ich.
    »Weißt du, ob er im Augenblick eine Veranstaltung hat?«
    »Nein«, sagte ich.
    Sie zwinkerte verwirrt. »Bist du in seinem Kurs?«, fragte sie.
    »Nein. Ich soll einen als Gasthörerin besuchen«, sagte ich.
    »Oh. Dann wollen wir mal sehen«, sagte sie und schlug einen großen Ordner auf. Sie fuhr die Seite mit dem Zeigefinger hinunter und warf einen Blick auf ihre Armbanduhr. »Sein Kurs über Shakespeares Tragödien hat bereits begonnen.Vor fünfundzwanzig Minuten in Raum 211«, sagte sie. »Das ist den Gang entlang, die zweite Treppe hoch und dann direkt rechts.«
    »Danke«, sagte ich und folgte ihren Anweisungen.
    Professor Wards Raum war zu etwa drei Vierteln voll. Er ging vor den Studenten hin und her, während er seine Vorlesung hielt, und die meisten von ihnen machten sich eifrig mit gesenktem Kopf Notizen. Ich öffnete die Tür so leise wie möglich und glaubte, ich sei völlig unbemerkt hineingeschlüpft, als ich mich ganz hinten auf einen Platz setzte. Wie konnte er mich in dieser Menge bemerken, dachte ich zuversichtlich, lehnte mich zurück und hörte seiner Vorlesung über Othello zu.
    Zweimal schien er in meine Richtung zu blicken, innezuhalten und dann fortzufahren.

    »Die Frage, über die ich heute nachdenken möchte, ist, was in Othellos Charakter hat ihn so anfällig für Jagos üblen Plan gemacht.
    Shakespeare liefert uns dazu einige Antworten«, fuhr er fort, während er den Gang entlangging. »Dazu ist allerdings eine genauere Lektüre notwendig, ein Lesen zwischen den Zeilen sozusagen.« Er machte eine Pause. Das Schweigen dauerte so lange, dass die Köpfe angehoben wurden und die Stifte stillstanden. Die Studenten schauten ihn an, sahen, in welche Richtung er blickte, und drehten sich zu mir um.
    Er konnte doch nicht mich anschauen, dachte ich. Warum sollte er? Mein Herz begann zu klopfen, meine Kehle wurde plötzlich so trocken, dass ich nicht schlucken konnte. Er lächelte.
    »Jetzt kommen also schon einige Studenten in meine Vorlesung, um sich die Zeit zu vertreiben. Ist das ein Kompliment oder diene ich jetzt eher dem Amüsement als der Erbauung? Was meinen Sie, Miss Austin«, fragte er das Mädchen direkt neben ihm. »Bin ich unterhaltsam oder erbaulich?«
    Das Mädchen zuckte die Achseln.
    »Ich weiß nicht, was Sie meinen«, sagte sie.
    »Wie schade. Vielleicht sollten wir unseren Gast fragen«, sagte er und trat in dem Gang einen Schritt auf mich zu. »Miss Mystery Person?«
    Alle Blicke ruhten auf mir.
    »Warum können Sie nicht beides sein?«, sagte ich, und alles brüllte vor Lachen.
    Er lächelte. »Ja, warum eigentlich nicht? Also«, sagte
er und drehte sich wieder nach vorne um. Dadurch war es mir möglich, die heiße Luft auszuatmen, die meine Lunge zu sprengen drohte. »Wir wollen zurückkehren zu Akt I, Szene I.«
    Als ich spürte, dass meine Beine von zwei nassen Nudeln wieder zu Fleisch, Knochen und Muskeln wurden, stand ich so schnell wie möglich auf und schlüpfte leise aus dem Raum. Was war in mich gefahren, so etwas zu tun, solch einen Nerv zu haben? Jetzt konnte ich es mir nie wieder erlauben, ihm zufällig über den Weg zu laufen. Ich konnte nie wieder ihm oder seiner Familie hinterherspionieren aus Furcht, dass er mich, wenn ich entdeckt würde, bestimmt mit diesem Tag in seiner Vorlesung in Verbindung bringen würde. Vielleicht war das gut so. Ein für alle Mal hatte ich es zu einem Ende gebracht. Sollte er sein Leben leben. Ich wollte versuchen, mit meinem etwas Sinnvolles anzufangen.
    Es klingelte zum Ende der Stunde, bevor ich die Treppe erreicht hatte. Die Türen der anderen Räume flogen auf. Die Studenten platzten heraus, als hätten sie alle die Luft unter Wasser angehalten. Ich musste lachen. Das erinnerte mich schon eher an eine amerikanische Highschool. Ich wurde hin und her gestoßen, als sie laut redend an mir vorüberströmten. Jemand klopfte mir auf die Schulter. Ich drehte mich um und sah mich einem großen dunkelhaarigen Jungen gegenüber, der mich schief

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