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Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume

Titel: Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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flackerte, wurde fahl und in die Ferne gerichtet.
    »Ich beobachte ihn, wenn er bei dir ist. Ich hörte ihn sagen, du wärst so entzückend, dass du alles mit Liebe erfüllen könntest. Ich sehe die Freude in seinem Blick, den Stolz, der Stolz eines Künstlers, der etwas so Schönes geschaffen hat, dass alle Welt ihm gratuliert.«
    Sie hielt inne und schaute mich wütend an.
    »Warum bleibst du nicht noch ein bisschen länger krank? Du musst dann nicht zur Schule gehen und dir Sorgen machen über Arbeiten und Hausaufgaben. Du wirst weiter bedient, wie du es gerne hast. Hm?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich weiß was. Ich helfe dir, krank zu bleiben«, sagte sie.
    »Wasser«, bettelte ich flüsternd. »Ich habe solchen Durst. Bitte hol mir etwas Wasser.«
    Ihre Augen strahlten.
    »Wasser? Du willst einen Schluck Wasser? Das ist gut. Ich besorge dir einen Schluck Wasser.«
    Sie erhob sich und ging ins Badezimmer. Ich wartete darauf, dass ich den Wasserhahn laufen hörte. Schon das Geräusch des Wassers würde mir Freude bereiten, aber ich hörte es nicht. Stattdessen hörte ich, wie der Toilettendeckel hochgeklappt wurde, dann hörte ich, wie sie ein Glas hineintauchte und zurückkehrte.

    »Da, bitte«, sagte sie. »Trink das.«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Bitte«, wisperte ich durch meine trockenen Lippen. Es tat mir weh, sie nur zu öffnen.
    »Du sagtest doch, du hättest Durst, nicht wahr?«, blaffte sie mich mit barscher Stimme an. »Trink von diesem Wasser.«
    Sie lächelte. Vielleicht bleibst du dann ein bisschen länger krank«, sagte sie. »Trink es«, befahl sie.
    Ich schüttelte den Kopf, sie beugte sich vor und führte das Glas an meinen Mund. Ich hielt ihn geschlossen, als sie das Toilettenwasser darüber goss, es an meinem Kinn herunter auf das Bett und den Hals laufen ließ. Sie quetschte meinen Kiefer zusammen, mein Mund öffnete sich ein wenig und etwas von dem Wasser geriet hinein. Ich hustete und spuckte. Sie beobachtete mich einen Augenblick, stand auf und brachte das Glas ins Badezimmer zurück.
    Ich fing an zu würgen, ohne etwas zu erbrechen, bis mir der Magen schmerzte.
    »Gut. Ich werde alle wissen lassen, dass es dir schlechter geht«, meinte sie schadenfroh. »Dann werde ich beim Abendessen wieder mit Daddy allein sein. Wir lassen dir Tee und Toast heraufbringen. Ich bringe es selbst hoch, okay?«
    Sie wartete ab, legte den Kopf schief und schaute mich finster an.
    »Ich weiß gar nicht, warum ich so nett zu dir bin. Du bist nie so nett zu mir. In der Schule gehst
du mir immer aus dem Weg und benimmst dich, als wären wir nicht verwandt.«
    Dann lächelte sie wieder.
    »Aber ich bin nicht sauer. Ich bin überhaupt nicht sauer. Daddy liebt mich auch.«
    Sie ging langsam zur Tür, schaute noch einmal zurück und winkte, dann schloss sie die Tür hinter sich.
    Gleichzeitig fielen mir die Augen zu und ich schlief fest ein, vielleicht als Möglichkeit, einem lebenden Alptraum zu entkommen.
    Es gibt Zeiten, in denen wir zu unseren schönen Träumen zurückkehren wollen. Mein armes gequältes Hirn war bereit, sein Innerstes nach außen zu kehren, wenn es sein musste, um mich von meinem schmerzenden Körper zu entfernen. Glücklichere Erinnerungen blühten wie leuchtende Blumen in einem finsteren Garten, schlugen den Mantel aus Trübsal und Traurigkeit zurück und holten Lächeln und Gelächter wieder hervor.
    Ich war wieder ein kleines Mädchen in jener unschuldigen Zeit, bevor ich Vorurteile und Hass, Gewalt und Armut kennen lernte. Ich begriff noch nicht, wer ich war, wo ich war und welche Stürme und Tumulte draußen tobten und mich außerhalb meiner Welt aus Lollipop-Fantasien und Zuckerwatte-Versprechungen erwarteten. Das alles würde nur zu bald kommen, es würde früh genug kommen. Aber im Augenblick konnte ich mich sicher fühlen.

    Was für eine Zeit das war.
    Eine Erinnerung kam lebhaft zurück. Ich roch Mamas gutes Essen und hörte sie in der Küche summen und singen. Beneatha und ich waren in unserem Zimmer und spielten mit Puppen aus dem Fundbüro im Supermarkt. Wir hörten, wie Roy nach Hause kam und wie üblich die Tür zuknallte.
    »Wie oft soll ich dir noch sagen, dass du diese Tür nicht so knallen sollst, Roy Arnold?«, schimpfte Mama.
    »Ach, Mama, ich habe nicht daran gedacht«, sagte er.
    »Also, das solltest du. Du reißt sie noch aus den Angeln und wo sind wir dann?«
    »In einer Wohnung ohne Tür«, sagte Roy.
    »Was?«
    Wir hielten die Luft an und warteten darauf, dass

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