Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
kann man mir
die Schuld geben? Ich war nie in Schwierigkeiten, wurde nie zum Schulleiter geschickt, hatte nie eine Fünf im Zeugnis; ich habe Vater und Mutter immer gehorcht, bin nie zu spät nach Hause gekommen oder habe vergessen anzurufen, wenn es später wurde.Wer sollte mir die Schuld geben?
Trink deinen Tee und iss deinen Toast. Wenn du brav bist, bringe ich dir eine von deinen albernen Film- oder Modezeitschriften. Eine von denen, die ich nicht in den Müll geworfen habe, heißt das.«
Ich schüttelte den Kopf.
»Hör auf«, murmelte ich. »Ruf den Arzt.«
»Zeit für den Honigschinken«, trällerte sie und drehte sich um. Wir beide hörten, dass es an der Haustür klingelte. Sie blieb auf halbem Weg zur Tür stehen. Es klingelte wieder. Sie wirbelte herum und starrte mich an.
»Wer kommt dich besuchen? Wenn ich krank bin, kommt niemand mich besuchen. Hast du einen deiner Freunde angerufen? Oder kommen sie alle?«
Es klingelte wieder. Das ist Austin, sagte ich mir. Gott sei Dank ist Austin gekommen. Er kommt mich holen, genau wie er es versprochen hat.
»Niemand wird aufmachen«, beschloss sie. »Wer auch immer es ist, wird wieder weggehen, wenn wir einfach so tun, als wäre niemand zu Hause. Unten ist es dunkel genug, und ich werde keinen Ton von mir geben.«
»Nein«, stöhnte ich.
Sie ging hinaus und schloss sanft die Tür. Ich hörte es wieder klingeln und wartete. Dann hörte ich nichts mehr. Mein Herz krampfte sich vor Enttäuschung zusammen. Es war, als hätte mir jemand die Decke über den Kopf gezogen. Ich schloss die Augen, und als ich sie wieder öffnete, war es so dunkel im Zimmer, dass ich wirklich glaubte, ich steckte unter einer Decke. Ein bewölkter Himmel verhinderte, dass die Sterne und der Mond in mein Fenster schienen. Mir war jegliches Zeitgefühl abhanden gekommen, deshalb hatte ich keine Ahnung, wie viel Uhr es war.
Mein Fieber war ungebrochen. Es dauerte an und laugte mich aus. Meine Gedanken wanderten. Bilder verschiedener Leute blitzten vor mir auf. Ich sah Randall Glenn in England, der mich von seinem Bett aus anlächelte. Ich hörte Lachen und sah Catherine und Leslie, meine französischen Freundinnen an der Schule für darstellende Künste, kichern.
Dann hörte ich etwas rechts neben mir, und als ich hinschaute, sah ich meine Großtante Leonora, die im Schaukelstuhl in ihrem Schlafzimmer saß und eine große Puppe in den Armen hielt. Ihr schüchternes Hausmädchen Mary Margaret stand mit gesenktem Kopf neben ihr. Als sie mich anschaute, strömten ihr Tränen über die Wangen.
Weiter rechts fing Mama an zu singen.
Ich rief sie, da zerplatzte alles wie Seifenblasen und ich blieb alleine in der Dunkelheit zurück.
Augenblicke später hörte ich, wie sich die Tür öffnete, und ich sah Boggs, den schrecklichen Butler meiner Großtante und meines Großonkels, näher kommen.
»Du hast verschlafen«, beschuldigte er mich. »Steh auf und mach dich an die Arbeit. Steh auf oder ich kippe dein Bett um. Steh auf!«
Er streckte die Hand aus, und ich schrie und schrie lauthals.
»Hör auf!«, hörte ich Tante Victoria fauchen. Sie schaltete die Lampe auf dem Nachttisch ein. »Warum schreist du so? Jetzt willst du aus diesem Zimmer raus? Wer hat dich denn hierher gebracht? Ich nicht. Kaum bin ich eine Weile weg, kehrst du in diesem Haus das Unterste zuoberst. Was für eine Sauerei, und ich habe noch kein Hausmädchen engagiert, um hinter dir sauber zu machen.
Oh, mein Gott«, rief sie, als sie das schmutzige Handtuch neben dem Bett sah. »Das ist ja widerlich, und du stinkst. Wo steckt denn deine Mutter, während hier all das vor sich geht, hm? In irgendeinem Urlaubsort am Mittelmeer, liegt in der Sonne, trinkt Cocktails, hört Musik und tanzt mit Grant, während ich hier zurückgelassen worden bin, um auf dich aufzupassen.«
Sie schaltete noch mehr Lampen an. Zumindest ist sie wieder Tante Victoria, dachte ich, obwohl das schon schlimm genug war.
»Also, was soll ich denn jetzt mit dir anfangen? Ich kann dich nicht nach unten tragen. Ich will
dich nicht einmal anfassen, so scheußlich riechst du.«
Sie starrte mich an.
»Worüber lächelst du?«, fragte sie.
Lächelte ich?
»Findest du das lustig? Glaubst du, du verletzt mich? Albernes Mädchen. Erst gehst du hin und schürfst dich auf der Auffahrt auf, und ich muss mich damit abgeben, dann schleppst du dich hier herauf, in das Bett meiner Mutter, und versaust alles, und damit muss ich auch fertig werden.«
Sie
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