Die Hudson Saga 03 - Dunkle Träume
schüttelte den Kopf.
»Selbst ich habe meine Grenzen.« Sie seufzte. »In Ordnung, ich werde mein Bestes tun. Ich lasse dir eine Wanne mit Wasser ein und helfe dir hinein. Dann werden wir ja sehen, ob wir dich wieder herausbekommen.«
»Bring … mich … ins Krankenhaus«, bat ich.
»Sag mir nicht, was ich tun soll. Glaubst du, ich würde zulassen, dass irgendjemand ins Haus kommt, so wie du alles versaut hast? Eins nach dem anderen.«
Sie ging ins Badezimmer und ließ das Wasser in die Wanne laufen. Ich schüttelte den Kopf.
»In Ordnung«, sagte sie, als sie zurückkehrte. »Ich werde dich jetzt dort hinüber schleppen, aber du hilfst mir besser dabei. Ich kann das nicht allein. Schließlich bin ich keine Krankenschwester. Das wäre alles nicht passiert, wenn du Mrs Bogart nicht vertrieben hättest, indem du dich mit diesem Mitgiftjäger wie eine Schlampe aufgeführt hast.«
Ich schüttelte noch heftiger den Kopf, als sie die Decke wegzog. Dann blinzelte sie und hielt sich die Nase zu.
»Igitt«, sagte sie.
Gerade als sie nach mir greifen wollte, klingelte es wieder an der Haustür. Sie erstarrte.
»Wer kann das um diese Zeit sein?«, fragte sie.
Es klingelte immer wieder. Wer auch immer es war, hatte beschlossen, diesmal sein Ziel zu erreichen. Von unten hallte ein dauernder Strom von Dingdongs wider.
»Verdammt«, rief sie, kehrte ins Badezimmer zurück, um den Wasserhahn abzustellen, und stampfte dann aus meinem Zimmer. Diesmal ließ sie die Tür weit offen. Ich lauschte angespannt und hörte, wie die Haustür geöffnet wurde.
»Was wollen Sie?«, fragte sie barsch.
»Ich möchte Rain sehen«, erwiderte Austin mit ebenso strenger, lauter Stimme.
»Sie haben vielleicht Nerven, hierher zurückzukommen. Ich bin in einer Minute am Telefon.«
»Sie ist nicht in ihrem Zimmer. Ich habe durchs Fenster geschaut. Sie war auch nicht dort, als ich schon früher hier war.Wo ist sie? Was ist hier los?«
»Das geht Sie nichts an.«
»Oh, doch.Wenn Sie es mir nicht sagen, gehe ich zur Polizei«, sagte er.
»Austin«, rief ich, so laut ich konnte. »Ich bin hier oben. Komm mich holen, Austin.«
»Tatsächlich? Ich glaube, ich rufe vorher die Polizei
und lasse Sie verhaften wegen Hausfriedensbruchs«, drohte sie ihm.
»Austin!«, rief ich. Warum hörte er mich nicht?
»Was ist mit der Rampe geschehen? Warum ist sie entfernt worden?«
»Wir brauchen sie nicht mehr«, teilte Tante Victoria ihm mit.
»Warum nicht? Sie kann dann nicht nach draußen. Ich verstehe das nicht.Wenn sie nun zum Arzt gebracht werden muss? Wenn sie nun hinausfahren oder einmal frische Luft schnappen will?«
»Sie ist nicht mehr hier. Sie ist nach England zurückgefahren, um bei ihrem leiblichen Vater zu leben«, sagte Tante Victoria rasch.
»Was? Wie kommt das denn?«, fragte er verblüfft.
»Er hat alles geregelt. Sie stimmte zu und ist abgereist. Ich finde, sie hat eine gute Entscheidung getroffen. Dort ist sie besser dran. Wir verkaufen das Haus sowieso, und damit hat es sich. Sie können es also genauso gut aufgeben, hinter ihr und ihrem Geld her zu sein. Jetzt werden Sie keinen Pfennig davon sehen, und wenn Sie mich oder diese Familie weiter belästigen, werde ich die Polizei bitten, Sie zu verhaften. Wie es aussieht, werde ich gleich morgen früh meine Anwälte anrufen und rechtlich gegen Sie vorgehen, wie ich es versprochen habe.«
»Nein«, rief ich. »Austin, glaub ihr nicht.«
Mein Hals schmerzte vor Anstrengung, aber ich legte meine ganze Kraft in einen weiteren Schrei: »Austin!«
»Ich verstehe das nicht«, hörte ich ihn sagen.
»Dürfte ich bitte die Tür schließen oder muss ich die Polizei rufen?«
»Ich kann es einfach nicht glauben«, sagte er.
»Das ist Ihr Problem«, entgegnete sie.
Verzweifelt stützte ich mich auf die Ellenbogen und versuchte wieder zu rufen, aber ich merkte, dass ich praktisch keine Stimme mehr hatte. Nur wenig mehr als ein Flüstern drang hervor.Was sollte ich tun?
Ich schaute auf den Perückenkopf neben mir, nahm ihn in die Arme und schleuderte ihn in Richtung Tür. Er erreichte sie nicht, sondern knallte nur wenige Zentimeter vorher auf den Boden.
»Was war das?«, fragte Austin.
»Mein dämliches Hausmädchen hat vermutlich wieder etwas zerbrochen«, sagte Tante Victoria. »Gute Nacht, junger Mann. – Den wären wir los!«
Ich hörte, wie sie die Tür unten zuknallte.
Für mich war es, als schlüge der Deckel auf meinem Sarg zu.
KAPITEL 16
Knapp dem Tod entronnen
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