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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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sagte sie.
    »Wo ist er denn?«, fragte ich, hakte meinen BH zu und schlüpfte mit den Armen in die Ärmel der Bluse.
    »Unten«, erwiderte sie.
    »Unten?« Offensichtlich verstand sie mich nicht richtig.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Nein, wo wohnt er jetzt?«
    »Unten«, wiederholte sie.
    Ich hielt inne.
    »Unten? Wo unten?«
    »In meinem heiligen Zimmer«, sagte sie. »Ich zeigen dir, wenn du fertig sein.«
    Sie kam weiter ins Badezimmer herein. Ich setzte mich auf den geschlossenen Toilettendeckel, bandagierte meinen Fußknöchel wieder und schlüpfte in meine
Turnschuhe, während sie die Badewanne leerte und dann den Eimer unter den Wasserhahn stellte, um ihn mit warmem Wasser zu füllen.
    Heiliges Zimmer? Wovon redete sie?
    Als ich vollständig angezogen war, griff ich nach meiner Krücke. Sie ging hinaus, stellte den Eimer auf den Boden und nickte in Richtung Treppe. Nervös ging ich nach unten.
    Warum hatte ich sie bloß nach ihren Kindern gefragt?
    Als ich unten ankam, ging sie an mir vorbei in die Küche und forderte mich durch Gesten auf, ihr zu folgen. Wir gingen durch die Küche in einen Raum, den ich für die Speisekammer gehalten hatte, aber er stellte sich als etwas ganz anderes heraus.
    Was ich sah, jagte mir eine Gänsehaut über den Körper. Ein halbes Dutzend großer schwarzer Kerzen sorgte als Einziges für Licht. Der Raum war nicht sehr groß, aber überfüllt mit Amuletten, Knochen, Puppen, Federbüschen, Haar und Schlangenhäuten. Auf einem Tisch in der Mitte lag ein Totenschädel. Daneben stand ein Stuhl mit einem großen Krug darauf. An dem Stuhl lehnten zwei überkreuzte Besen. Auf dem Boden standen ebenfalls Kerzen, die das Ende eines seltsamen Musters beleuchteten, das aus knochenfarbiger Kreide gezeichnet war.
    »Das verstehe ich nicht«, brachte ich hervor.
    »Mein Sohn gestorben. Seine Seele sein hier drin.«
    »Wo?«
    »Der Krug. Wir müssen Seelen von geliebten Menschen
zurückbringen und sie schützen. Der Stuhl mit dem Krug gehört Legba, dem Gott des Scheideweges. Er überwachen den Übergang zwischen der lebenden Welt und der Welt der Toten.«
    »Ihr Sohn ist in dem Krug?«, murmelte ich.
    Sie nickte.
    »Das ist nicht … nicht … sein Schädel, oder?«, fragte ich und würgte fast aus Angst, wie die Antwort lauten könnte.
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Das sein der Schädel eines Vorfahren, der bewacht und beschützt.«
    »Wie ist Ihr Sohn gestorben?«
    »Seine Lunge werden schlecht«, sagte sie und legte zur Demonstration die Hand auf die Brust.
    »Wie alt war er?«
    »Fünf.«
    »Fünf? Wie schrecklich. Das tut mir Leid.«
    Sie nickte.
    »Ich müssen jetzt oben den Boden machen«, sagte sie und schloss die Tür.
    Ich schaute ihr nach, als sie wegging, und sah zur Tür des heiligen Raumes.Was war wirklich in diesem Krug? Es jagte mir einen Schauer über den Rücken, wenn ich daran dachte, an alles in diesem Zimmer. Ich holte mir ein Glas Wasser und versuchte wieder das Telefon zu benutzen in der Hoffnung, mit Mommy sprechen zu können. Es war immer noch tot, und der Regen strömte jetzt gleichmäßig herab. Er schlug gegen die Fenster und
auf das Dach und hörte sich an wie Hagel. Wie wirkte das Haus noch trübseliger und düsterer, wenn es regnete. Ich wanderte hindurch und schaute mir die anderen Zimmer an, jedes von ihnen war so düster wie das vorherige, die Möbel waren ebenso abgenutzt wie die im Wohnzimmer und im Esszimmer.
    Der Fernseher funktionierte ebenfalls nicht. Auch diese Verbindung war abgeschnitten. An diesem abgelegenen Ort ging anscheinend alles leicht kaputt. Immer noch nervös, suchte ich nach Möglichkeiten, um mich abzulenken. Es würde noch Stunden dauern, bis Harley zurückkam, es sei denn, das Wetter war dort, wo sie arbeiteten, ebenso schlecht und machte die Arbeit unmöglich. Ich hoffte darauf.
    Auf dem Weg zurück durch den Flur ins Wohnzimmer, wo ich mich hinsetzen und warten wollte, bemerkte ich eine Tür neben dem zerkratzten und abgestoßenen Walnussschrank. Die Tür war so schmal und die Farbe sowohl an der Wand als auch auf der Tür so verblasst, dass man leicht daran vorbeigehen konnte, ohne etwas zu bemerken. Ich stellte mir vor, dass es sich nur um einen Wandschrank handelte, aber ich öffnete die Tür dennoch und stellte überrascht fest, dass eine kurze Treppe nach unten führte.Vielleicht war das ein Weinkeller, dachte ich.
    Gerade wollte ich die Tür wieder schließen, als mein Blick auf einen Lichtschalter fiel und ich ihn anknipste.

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