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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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und nicht zulassen dürfen, dass dieser Wahnsinn weiterging. Wer wusste, was diese Frau mir noch ins Essen getan hatte?
    Ich hoffte, Harley hätte gehört, dass ich umherging, und käme jetzt, um nach mir zu sehen, aber er musste so fest eingeschlafen sein, dass er nichts mitbekam. Vielleicht hatte sein Großvater ihm noch mehr Bier gegeben und er hatte zu viel getrunken.
    Ich konnte nicht wieder einschlafen. Ich machte mir Sorgen, dass ich am Morgen keine Gelegenheit haben würde, Harley zu erzählen, was ich entdeckt hatte. Ich fand es grauenhaft, dass es in meinem Bauch immer noch so fürchterlich rumorte. Jedes Mal, wenn ich mich
aufsetzte, legte sich ein Band des Schmerzes um mich. Manchmal blieb mir die Luft weg. Mir blieb nichts anderes übrig, als mich auszuruhen und darauf zu warten, dass es vorüberging.
    Sekunden dehnten sich zu Minuten, Minuten zu Stunden.Trotz meiner Ängste schlief ich eine Weile ein und erwachte zitternd.Vorsichtig hob ich den Kopf vom Kissen und brachte mich durch winzige Bewegungen in eine sitzende Position. Mein Magen war noch nicht in Ordnung, aber zumindest drohten keine Schmerzattacken mehr. Ich zwinkerte und versuchte klar zu sehen. Dabei senkte ich die Füße auf den Boden, packte meine Krücke und machte mich wieder auf den Weg. Im Flur versuchte ich so leise wie möglich zu sein.
    Harleys Tür war geschlossen. Ich öffnete sie langsam und spähte hinein. Sein Kopf, beschienen von sanftem Mondlicht, lag auf dem Kissen. Er wirkte so zufrieden, vielleicht schlief er zum ersten Mal seit langer Zeit behaglich. Ich glaubte sogar ein winziges Lächeln auf seinen Lippen zu entdecken und stellte mir vor, er träumte von all den Dingen, die er in den folgenden Tagen tun wollte mit dem Mann, den er für seinen leiblichen Vater hielt. Einen Augenblick lang ließ mich das zögern. Ich wusste, dass der Überbringer schlechter Nachrichten oft genauso gehasst wird wie die Nachricht selbst, aber ich wollte nicht diejenige sein, die hier einen schrecklichen Fehler beging.
    Wenn sein Großvater ihn wirklich liebte, würde er nicht eine Schicht von Lügen über die andere legen, seinen
Pinsel in einen Eimer voller Illusionen tauchen und haufenweise Täuschung über Harley malen in der Hoffnung, er würde die Wahrheit nie erfahren.
    Mir war es egal, was er für Gründe hatte, selbst wenn es edle waren.Wenn ich irgendetwas von meinen Eltern und aus den Geschichten, die Mommy mir über ihre schwere Kindheit erzählt hatte, gelernt hatte, dann, dass Lügen leicht außer Kontrolle gerieten und ein so dichtes Netz aus Verwirrung und Schmerz webten, dass man ewig brauchte, um sich daraus zu befreien.
    Ich humpelte rasch zu seinem Bett und berührte ihn an der Schulter. Er stöhnte, öffnete die Augen aber nicht.
    »Harley«, flüsterte ich. »Harley.« Ich schüttelte ihn fester an der Schulter, und er schlug die Augen auf.
    »Waaas? Was ist?« Er drehte sich zu mir um. »Summer! Was ist los?«
    »Viel«, sagte ich.
    »Geht es dir schlecht?«
    »Das ist noch das geringste Übel.«
    Ich hörte ein lautes Knarren, ein Geräusch, wie man es hört, wenn jemand auf Zehenspitzen den Flur entlangschleicht.
    »Was ist denn?«, fragte er lauter.
    »Warte«, flüsterte ich und lauschte angestrengt.
    »Summer, was machst du?«, fragte Harley und setzte sich schnell auf.
    Ich hörte nichts mehr, deshalb kehrte ich zu ihm zurück.
    »Ich muss dir etwas erzählen, Harley, etwas, das dich
unglücklich machen wird, aber ich kann nicht einfach morgen abreisen, ohne dir alles zu erzählen.«
    »Was denn?«, wollte er wissen. Sein Gesichtsausdruck war jetzt ganz wach, die Augen weit geöffnet.
    Ich holte tief Luft und setzte mich neben ihn auf das Bett. »Als du weg warst, hatte ich nichts zu tun, also erkundete ich das Haus«, begann ich.
    »Und du fandest Suzes heiliges Zimmer, ich weiß.«
    »Nein, das zeigte sie mir, aber das ist es nicht, obwohl es reichlich abartig ist.«
    »Was denn?«, hakte er ungeduldig nach.
    »Ich fand eine Tür im Flur und öffnete sie, weil ich dachte, es sei nur ein Wandschrank, aber es war eine Tür, die zu einem kleinen Kellerraum führte. Ich ging die Treppe hinunter, um mich umzusehen.«
    »Aha, also hast du das Licht angelassen«, sagte er, als er sich an Suzes Beschuldigung erinnerte.
    »Ja.«
    »Warum hast du das denn nicht gesagt?«
    »Lass mich doch ausreden, Harley.«
    »Ich warte darauf, dass du ausredest«, sagte er mit wachsender Ungeduld. »Es ist schon spät, und ich kann

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