Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
an.
Er schaute mich an, wir starrten einander an und spürten beide diese kalte überwältigende Furcht, die mit den Fragen kam, die drohend über uns hingen wie eine Sturmwolke. Die Antwort könnte schrecklicher sein, als wir es uns vorstellen konnten, und dennoch mussten wir es wissen, mussten wir danach fragen.
Warum?
Es war Wahnsinn, das Ganze, das heilige Zimmer, hier unten eingesperrt zu sein.
Und wir saßen hier in der Falle.
»Vermutlich glaubt er, er erteilt uns eine Lektion«, meinte Harley.
Er setzte sich neben mich auf die unterste Stufe. Ich nickte, war bereit, alles zu akzeptieren außer den entsetzlichen Vorstellungen, die mir durch den Kopf gingen.
»Es war heute so schön mit ihm«, fuhr er fort und schüttelte den Kopf mit einem sanften, benommenen
Lächeln auf den Lippen. »Wenn er mir etwas zeigte, war er so geduldig und interessiert, und wenn ich es richtig machte, wirkte er so stolz und glücklich.
Roy hat mir auch Sachen gezeigt und sah zufrieden aus, wenn ich es richtig machte, aber das war anders. Es war ihm wichtig. Es war, als ob etwas von ihm einen Platz in mir gefunden hätte. Ich hatte ein sehr gutes Gefühl«, sagte er und drehte sich mir zu. »Ich hatte ein richtig gutes Familiengefühl.«
»Vermutlich ist er sehr verwirrt, Harley.Was sein Sohn getan hat, muss sich sehr stark auf ihn ausgewirkt haben, und dann ist da auch noch diese Suze.Wer weiß, welche seltsamen Ideen sie ihm eingeflößt hat? Vorhin, als ich nach oben ins Bett ging, hielt sie mich an und fragte mich, wer mich geschickt hätte.«
»Wer dich geschickt hat?«
»Ja, als gehörte das zu einer bösen Verschwörung, als käme ich vom Teufel, vielleicht um die Seele ihres toten Sohnes aus diesem Krug zu stehlen.Wer weiß?«
Ich schaute mich in dem kleinen Raum um.
»Wir müssen hier rauskommen. Das ist alles, was ich weiß«, sagte ich.
Harley nickte und stand auf.
»Er ist zu klein, um der gesamte Keller eines Hauses wie diesem zu sein«, sagte er. »Vermutlich wurde er als eine Art Vorratsraum gebaut.«
Er fing an, die Wände zu inspizieren, und hielt hinten rechts inne.
»Dieser Teil wurde erst kürzlich gebaut.«
Er schaute sich um und kehrte dann zu den Kartons zurück. Er leerte sie alle, bis er schließlich eine Schere in der Hand hielt. Er schaute mich an und sah plötzlich ganz besorgt aus.
»Du bist sehr müde, nicht wahr?«
»Ja«, musste ich zugeben. »Mir wurde von dem Abendessen schlecht, und ich fühle mich immer noch schwach.«
»Du musst dich ausruhen«, sagte er.
Er fand ein paar leere Kartoffelsäcke und formte dann ein provisorisches Kissen aus all den Zeitungen. Darüber breitete er einen der Säcke aus.
»Leg dich eine Weile hin«, schlug er vor. »Es ist nicht sehr bequem, aber du kannst dich ein bisschen ausruhen, während ich nach einem Weg suche, uns hier rauszuholen, Summer.«
»Vielleicht lassen sie uns ja morgen früh heraus«, sagte ich. »Sie müssen einfach. Wir könnten verhungern, wenn sie es nicht tun. Das würden sie doch nicht zulassen, oder?«
»Mach dich nicht ganz krank vor Sorge. Ruh dich einfach aus. Ich habe uns diese Sache eingebrockt. Ich werde uns auch wieder herausholen«, schwor er.
»Mir geht es gut.«
»Bitte ruh dich aus, Summer«, bat er.
Ich stand auf und ging zu dem provisorischen Lager. Ich legte mich auf die Seite, die nicht schmerzte, und senkte den Kopf auf sein improvisiertes Kissen. Dann zog er einen weiteren Kartoffelsack als Decke über mich.
»Alles in Ordnung?«
»Ja«, sagte ich und schloss die Augen.
War das ein Traum? Würde ich jeden Moment aufwachen und darüber lachen?
Ich spürte Harleys Lippen auf meiner Wange und öffnete überrascht die Augen.
»Danke, dass du dir so viel Gedanken um mich machst und dich so um mein Glück sorgst, dass du das alles für dich behalten hast, Summer. Es ist schön zu wissen, dass sich jemand so sehr um mich und mein Glück kümmert.«
»Dann bist du nicht sauer auf mich?«
»Machst du Witze? Ich kann mir nicht vorstellen, jemals sauer auf dich zu sein. Also, vielleicht für den Bruchteil einer Sekunde«, gab er zu.
Ich lächelte, und er küsste mich wieder, diesmal auf die Lippen. Selbst in dieser entsetzlichen Zeit konnte ich in sein Gesicht schauen und sehen, dass er mich wirklich liebte.
»Schlaf«, flüsterte er und küsste mich auf die Augen. Ich hielt sie geschlossen. Er kehrte zu den Wänden zurück, um einen Weg aus der Falle zu suchen, in die ich uns gebracht hatte. Es war
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