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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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kaum klar denken.Was hast du also gefunden, eine Voodoopuppe oder so was?«
    »Schlimmer, Harley. Ich habe einen Zeitungsartikel über deinen Vater gefunden. Darin hieß es, dass er nach einem bewaffneten Raubüberfall von der Polizei verfolgt wurde.«
    »Mein Vater?« Er fing an zu lächeln.

    »Und starb«, fügte ich hinzu. »Er hatte auf der Flucht vor der Polizei einen Unfall.«
    Sein Lächeln dauerte noch einen Moment an und verblasste dann, während er den Kopf schüttelte.
    »Wovon redest du eigentlich, Summer? Du hörst dich an, als wärst du verrückt. Hast du einen Alptraum oder was?«
    »Ich wünschte, es wäre nur ein böser Traum. Darüber wäre ich sehr froh, Harley.«
    »Ich verstehe das nicht. Wie kann mein Vater gleichzeitig tot und hier im Haus sein? Ist er ein Gespenst, jemand, den Suze aus dem Reich der Toten zurückgeholt hat?«, fragte er lächelnd.
    »Nein, Harley. Der Mann in diesem Haus ist nicht dein Vater. Er ist dein Großvater«, sagte ich. »Aus dem Zeitungsartikel geht das ganz klar hervor.«
    Sprachlos starrte er mich an. Dann blickte er einen Moment beiseite, als hoffte er, wenn er wieder zurückschaute, wäre ich verschwunden und das Ganze nur ein Traum.
    »Du musst dich geirrt haben«, meinte er schließlich. »Du hast es nicht richtig gelesen. Vielleicht war es ein Cousin oder jemand mit einem ähnlichen Namen …«
    »Ich habe es richtig gelesen, Harley. Und da unten sind auch Fotos, Fotos von deinem Großvater, deiner Großmutter und deinem Vater als kleiner Junge. Dort hängt auch ein Bild von deinem Vater an der Wand.Verstehst du denn nicht? Das erklärt, warum er jetzt so alt ist.«

    »Nein«, sagte Harley und schüttelte heftig den Kopf. »Du irrst dich, Summer. Du musst dich irren. Er hat doch über meine Mutter gesprochen. Er wusste alles über sie.«
    »Was immer er wusste, wusste er von deinem Vater.«
    »Warum sollte er das tun? Das ergibt doch gar keinen Sinn, Summer«, beharrte er.
    »Ich kenne seine Gründe nicht. Vielleicht schämt er sich der ganzen Geschichte.Vielleicht hat das, was passiert ist, bei ihm eine innere Leere hervorgerufen. Deshalb hat er jetzt die Gelegenheit beim Schopfe ergriffen, dich bei sich zu haben. Vielleicht hat Suze ihm einen mystischen Grund dafür genannt und ein Voodooritual aufgeführt. Wer weiß? Das Ganze ist so seltsam, und ich wollte dich nicht zurücklassen, ohne dass du es weißt.«
    »Ich kann es immer noch nicht glauben«, sagt er kopfschüttelnd, aber nicht mehr ganz so heftig.
    »Vielleicht will er dir eines Tages die Wahrheit sagen, aber ich wollte nicht das Risiko eingehen, dass er es dir nie sagt. Ich konnte dich einfach nicht so hier zurücklassen. Ich habe die ganze Zeit darüber nachgedacht und mir Sorgen um dich gemacht.«
    Er starrte wütend in die Dunkelheit. Dann schleuderte er seine Decke beiseite.
    »Ich will, dass du mir dieses Zeug auf der Stelle zeigst«, sagte er. »Bestimmt ist das ein Irrtum. Da bin ich mir ganz sicher.«
    »In Ordnung«, sagte ich. »Das werde ich.«
    Er stand auf, fand seine Hose und schlüpfte hinein. Er
zog aber weder Schuhe noch Socken an und auch kein Hemd.
    »Lass uns gehen«, sagte er, »aber ganz leise. Ich will sie nicht aufwecken, wenn ich es verhindern kann.«
    »Ich will sie auch nicht wecken«, sagte ich, aber nicht weil ich ein schlechtes Gewissen hatte, ihre Nachtruhe zu stören.
    Wir verließen das Zimmer und gingen ganz leise den Flur entlang zur Treppe. Oben blieben wir stehen und lauschten, um sicher zu sein, dass sie auch schliefen. Das Haus wirkte sehr ruhig, aber ein Haus wie dieses ist nie ganz still. Die Fensterläden klapperten im Wind. Die Decken und Böden knarrten, und die Wasserleitungen in den Wänden ächzten. In den Schatten huschten kleine Lebewesen umher.
    Eine dicke Kerze brannte auf einem Tisch in der Küche, und ihr Schein warf Schatten auf die Wände, Schatten, die sich mit der flackernden Flamme bewegten und zitterten. Ich spürte, wie sich jeder Muskel in meinem Körper anspannte. Als ich Harley anschaute, sah ich, wie Zorn seinen Blick erfüllte und seinen Kiefer anspannte. Ich wusste, dass im Augenblick sein Zorn zum größten Teil gegen mich gerichtet war. Von ganzem Herzen wünschte er, dass ich mich irrte.Als ich diese Wut in seinem Blick sah, wünschte ich fast, ich wäre abgereist, ohne es ihm zu erzählen.
    »Ich komme besser ohne die Krücke zurecht«, sagte ich. »Ich benutze das Geländer und hüpfe einfach.«
    Er nickte, und wir gingen

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