Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
mich gegen ihn zu wehren, zunichte gemacht.
Ich glaube, ich schrie, war mir dessen aber nicht sicher, weil es mir in den Ohren wie Donner dröhnte. Als es weiterging, dachte ich immer nur: »Das kann nicht mir passieren; das passiert nicht mir.« Aber natürlich war das der Fall.
Er schrie auf, und ich spürte, wie er fast unmittelbar darauf aufhörte und hastig atmend auf mir zusammenbrach. Der Boléro steigerte sich noch weiter. Die Musik ließ den ganzen Wagen erbeben, oder war das nur mein Körper, der von der Vergewaltigung zitterte? Ich rührte mich nicht. Ich hatte das Gefühl, mich selbst verlassen zu haben und keine Kontrolle über meine Arme und Beine mehr zu besitzen. Langsam richtete er sich auf und setzte sich hin. Ich sah, wie er sich das Haar zurückkämmte, dann drückte er auf einen Knopf und die Musik schwieg.
»Es ist wirklich heiß heute Nacht. So feucht.Warst du jemals im Sommer in New Orleans? Ich glaube nicht, dass es dort viel schlimmer ist als heute Nacht hier.«
Er saß ruhig da, und ich rührte mich nicht aus Angst zu zerbrechen wie ein gesprungenes Teil aus dünnem
Porzellan. Ich sah zu, wie er den leuchtenden kleinen Fernseher ausschaltete.
»Ich habe richtig Durst«, sagte er. »Als Nächstes werde ich mir einen Kühlschrank einbauen lassen.«
Er ordnete seine Kleidung und schaute mich dann an.
»Du gehst jetzt besser zurück«, meinte er und drückte wieder auf die Fernbedienung. Daraufhin glitt die Tür auf und die Lichter gingen an. »Komm schon.« Er griff nach mir. Ich schrie auf.
»Bleib weg von mir!«, rief ich und wandte mich ab.
»Wie du möchtest, aber wir müssen jetzt gehen«, sagte er.
Die Lichter des Autos erinnerten an grelle Scheinwerfer. Meine Augen brannten.Vor Schmerz zog ich eine Grimasse, drehte meinen Körper und stürzte auf den Parkplatz, als ich mich bemühte, schnell auszusteigen. Ich hörte ihn lachen, als ich auf die Beine kam.
»Schwierigkeiten zu laufen, nachdem du in Duncan Fields’ Liebesboot gewesen bist?«, fragte er. Er ging um den Van herum auf mich zu.
»Bleib weg von mir«, schrie ich und lief davon.
»He. Du hast dich nicht einmal bei mir bedankt für den schönen Abend.Wo bleiben deine Manieren?«
Ich hörte sein Lachen hinter mir, das mich noch schneller laufen ließ. Als ich mich dem Wohnheim näherte, verlangsamte ich meine Schritte zu einem gemächlicheren Tempo. Bis zu dem Augenblick war mir nicht klar geworden, dass ich schluchzte wie verrückt. Mein Gesicht war überströmt und verschmiert von Tränen,
die immer noch reichlich flossen. Keuchend stand ich da. In Panik schaute ich zurück und sah ihn auf das Wohnheim zuschlendern. Er machte eine Pause, schaute zu mir herüber und ging dann weiter zur Seite der Jungen, wo er im Schatten verschwand.
Langsam ging ich zu meinem Zimmer. Als ich das Fenster erreichte, schaute ich zu ihm hoch, als wäre es der Gipfel des Mount Everest. Vermutlich schluchzte und jammerte ich mittlerweile ziemlich laut, denn Sarah erwachte schließlich und kam zum Fenster. Sie spähte hinaus.
»Was machst du da draußen?«, fragte sie.
»Hilf mir«, schluchzte ich.
»Was?«
Ich streckte ihr die Hand entgegen, und sie ergriff sie. Ich weiß nicht, wo sie die Kraft hernahm, aber irgendwie hob sie mich weit genug vom Boden hoch, dass ich das Fensterbrett zu fassen kriegte und mich hochziehen konnte, bis ich im Zimmer war. Ich stürzte in ihre Arme, glitt aber sofort zu Boden, wo ich schluchzend kauerte.
»Was ist los? Was hast du da draußen gemacht? Summer, rede mit mir«, bat sie. »Du siehst furchtbar aus.Was ist dir passiert? Sag es mir!«
Ich holte tief Luft und presste die Hand aufs Herz, um es davon abzuhalten, meine Brust zu sprengen. Schließlich gelang es mir, die Worte herauszubringen.
»Duncan … kam her und überredete mich, mit ihm einen Spaziergang zu machen.«
»Tatsächlich? Wann?«
»Wir … wir gingen zu seinem Auto. Er wollte mir seinen Van zeigen«, sagte ich.
»Und?«
»Er brachte mich dazu, mich auf den Rücksitz zu setzen und …«
»Und was?«
Sie hockte jetzt auf ihren Knien, schaute mir direkt ins Gesicht, die Hände auf meinen Schultern. Ich fing wieder an, lauthals zu weinen, und sie schüttelte mich heftig.
»Was? Was?«
»Er hat mich vergewaltigt!«, schrie ich und fiel ihr in die Arme. Sie hielt mich fest, wiegte mich hin und her, streichelte mir über das Haar und sagte mir, alles würde wieder gut, ich sollte ganz ruhig sein. Alles würde wieder gut.
Ich
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