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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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davonkommt?«
    Für ihn war das Leben schwarz und weiß. In seiner Welt waren Menschen entweder schwach oder stark, reich oder arm, hatten Recht oder Unrecht. Für Kompromisse blieb wenig Platz.
    »Wir können sie nicht noch mehr durchmachen lassen, Roy. Austin ist deswegen völlig außer sich. Ich mache mir auch Sorgen um ihn. Ich muss ständig denken, dass es der Fluch ist, Roy.«
    »Ich habe mir schon gedacht, dass du das denken würdest. Du hast mir einmal gesagt, dass wir nicht Mann und Frau sein könnten, weil es den ganzen Zorn Gottes auf unsere Häupter herabbringen würde. Für dich war ich immer nur dein Bruder, selbst nachdem …«
    »Bitte, Roy«, sagte Mommy.
    Ich hielt die Luft an.
    Selbst nachdem was?
    »Ich weiß, ich weiß. Ich muss das alles in meinem Herzen unter Verschluss halten. Ich weiß nicht, was dir noch Schlimmeres hätte widerfahren können, Rain. Also, wo wohnt dieser Bursche?«, fragte er.
    »Er ist mittlerweile weg, Roy, vermutlich sogar außer Landes. Du hast Recht. Seine Eltern sind reiche Leute, die ihn immer weiter beschützen und ihn aus Schwierigkeiten herausholen.«

    »Mit ihrem Geld können sie das Problem doch lösen«, stellte Onkel Roy bitter fest.
    »Nicht ewig, Roy. Eines Tages wird es auf sie zurückfallen.«
    »Ja«, meinte er skeptisch. »Genau. Aber im Augenblick ist das doch egal.Wie geht es ihr?«
    »Sie ist stark, Roy.«
    »Sie ist deine Tochter. Da muss sie stark sein. Sie hätte auch meine sein können«, stellte er traurig fest. »Warum muss jemand, der so gut ist, so verletzt werden?«, tobte er.
    Ich hörte, wie Mommy wieder anfing zu schluchzen und Onkel Roy versuchte, sie zu beruhigen. »Still, Rain, still.«
    Mittlerweile befand ich mich am Fuß der Treppe. Zentimeterweise schlich ich mich zur Tür und spähte hinein. Ich sah, dass Onkel Roy vor Mommy auf den Knien lag und sie so fest umarmte, dass sie an ihn gepresst war, ihr Gesicht auf seiner Schulter. Er streichelte ihr das Haar und küsste sie auf die Wange. Seine Lippen drückte er fest auf ihr Gesicht und wanderte immer tiefer zu ihrem Mund, bis er sie auf die Lippen küsste.
    »Rain«, sagte er und hielt sie immer noch fest, »wenn wir nur mehr aus unserer Zeit in England gemacht hätten und …«
    Mommy öffnete die Augen und sah mich dort stehen.
    »Summer!«, rief sie.
    Ich drehte mich um und rannte zur Haustür.
    »Summer, Schätzchen!«
    Ich schloss die Haustür hinter mir, eilte die Treppe
hinunter außer Blickweite der Vorderbeleuchtung. Ich rannte um das Haus und gelangte mit klopfendem Herzen zum Pavillon.
    Warum war ich so außer Fassung und verwirrt? Tief in meinem Herzen hatte ich schon immer geglaubt, dass Onkel Roy dazu imstande war, sanft und liebevoll zu sein. Er sprach immer sanft und liebevoll mit Mommy. So sollte ein Bruder sich doch verhalten, nicht wahr? Obwohl er gar kein Blutsverwandter war, waren sie aufgewachsen wie Geschwister. Ein Bruder konnte doch seine Schwester in den Arm nehmen und sie küssen, um sie zu trösten, oder?
    Aber hinter der Art, wie er sie umarmte und küsste, steckte noch mehr, und wovon redete er eigentlich? Was war in England zwischen ihnen vorgefallen?
    Meine ganze Welt war binnen Minuten auf den Kopf gestellt worden. Es war, als ob alle, die ich kannte, Masken trügen, und diese Masken fielen jetzt herunter. Mir war schwindelig, ich fühlte mich schwach und musste mich hinlegen. Mein Herz raste immer noch. Onkel Roy kam die Treppe herunter und rief nach mir.
    »Summer. Deine Mama möchte, dass du wieder hereinkommst. Summer, wo steckst du?«
    Ich antwortete nicht. Ich saß dort, mit rasendem Puls, der mir im Hals pochte.
    Er rief mich erneut und ging dann mit gesenktem Kopf auf sein Haus zu. Ich lehnte mich zurück, die Arme unter der Brust verschränkt, und stierte einfach auf den Boden des Pavillons.

    »Ich dachte, du wärst so krank«, hörte ich. Zuerst glaubte ich, mir das nur eingebildet zu haben.
    Als ich mich umdrehte, sah ich einen Augenblick lang niemanden. Dann trat Harley aus dem Schatten auf mich zu.
    »Harley? Was machst du hier draußen?«
    »Ich könnte dich das Gleiche fragen, Summer. Was ist los? Ich sah, dass du aus dem Haus gerannt kamst. Danach hörte ich, wie Roy hinter dir herbrüllte«, fuhr er fort, als er auf den Pavillon zukam. Er blieb an der Brüstung stehen und wartete.
    Meine Zunge schien mir am Gaumen zu kleben. Sie war in Streik getreten, damit ich es nicht wagte, noch eine weitere Lüge auszusprechen.
    »Ich bin

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