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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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eine Unterhaltung in Gang zu bringen, indem er von den Clubs und einigen Personalproblemen redete. Mommy hörte zu, aber ihre Blicke wanderten oft zu mir, als suchte sie mein Gesicht auf Hinweise auf meine Empfindungen ab. Ich versuchte ihrem Blick auszuweichen, was ausreichte, um ihre Befürchtungen zu bestätigen.
    Hinterher entschuldigte ich mich so schnell wie möglich und ging nach oben schlafen. Als ich unter die Decke schlüpfte, schloss ich die Augen und schlief binnen Sekunden ein.
    Ich hörte gar nicht, dass jemand die Treppe heraufkam. Später erzählte Daddy mir, dass er ein paarmal zu
mir hereingekommen war, um nach mir zu schauen. Um fast vier Uhr morgens wachte ich plötzlich auf. Eine Weile war ich ganz verwirrt. Für den Bruchteil einer Sekunde hoffte ich, dass alles, was geschehen war, nur ein Alptraum und ich noch gar nicht zur Musikschule aufgebrochen wäre.
    Diese Illusion war jedoch nur von kurzer Dauer. Ich setzte mich auf, wischte mir die Augen und holte tief Luft. Zwar war ich sehr müde, hatte aber das Gefühl, ich könnte nicht wieder einschlafen. Obwohl ich mich gezwungen hatte, von Mrs Gearys wundervollem Dinner zu essen, war ich noch hungrig. Ich beschloss, nach unten zu gehen, ein Glas Milch zu trinken und vielleicht ein Brot mit Marmelade zu essen.
    Das obere Flurlicht war ebenso wie das unten in der Eingangshalle gedämpft. Das Haus lag still da. Die Schlafzimmertür meiner Eltern war geschlossen. Da die Treppenstufen mit Teppich ausgelegt waren, hörte niemand, wie ich hinunterschlich. Schnell ging ich in die Küche und machte mir einen Imbiss zurecht. Ich hatte fast aufgegessen, als ich das charakteristische Geräusch von Mommys Treppenlift hörte. Ich saß dort, hörte das Klicken von Metall und dann das leise Geräusch des Rollstuhls im Flur.
    Sie war im Nachthemd, das Haar hing offen herunter.
    »Ich habe mir schon gedacht, dass du hinuntergegangen bist, um dir etwas zu holen«, sagte sie lächelnd. »Ich konnte nicht schlafen. Ich bin die ganze Nacht immer wieder aufgewacht«, fuhr sie fort. »Daddy hat eine
Schlaftablette genommen und schnarcht jetzt vor sich hin. Geht es dir gut?«
    »Ja.«
    »Würdest du mir bitte auch ein Glas Milch eingießen?«
    Ich stand auf und tat, worum sie mich gebeten hatte. Sie kam zum Frühstückstisch, und ich reichte ihr das Glas Milch. Sie trank ein bisschen und schaute mich über das Glas hinweg an.
    »Warum bist du vorhin von uns weggelaufen, Schätzchen?«
    »Ich weiß es nicht«, erwiderte ich rasch.
    »Wie lange hattest du dort gestanden?«
    »Eine Weile.« Sie nickte, hielt inne, trank noch etwas Milch und schaute mich wieder an.
    »Onkel Roy wollte nicht so nahe bei uns leben, weißt du.«
    »Ja, ich weiß.«
    »Ich war so gewöhnt daran, dass er immer in der Nähe war und auf mich aufpasste, als ich jünger war. Nachdem er und Glenda geheiratet hatten, dachte ich, alles sei gut. Manchmal glaube ich, das Leben ist wie ein Strom, der sich seinen Weg über das Land sucht, auf ein Hindernis stößt und seine Richtung ändert. Sobald er wieder fließt, denkt keiner mehr daran, welche Richtung er früher eingeschlagen hatte.
    Ich glaube, das ist nur Wunschdenken.« Sie schüttelte den Kopf, als sie meinen verwirrten Gesichtsausdruck sah.Was sollte das alles bedeuten?

    »Ich plappere vor mich hin. Ich bin müde«, sagte sie. »Entschuldige.«
    »Nein, ist schon gut, Mommy.«
    Sie schaute mich eindringlich an.
    »Ich möchte, dass es keine Geheimnisse mehr zwischen uns gibt, Summer. Ob es mir gefällt oder nicht, du bist jetzt eine junge Frau. Du hast diese schreckliche Situation sehr erwachsen gemeistert, besser als ich in deinem Alter damit fertig geworden wäre, obwohl ich damals im Ghetto lebte und fast täglich schreckliche Dinge sah. Ich bin stolz auf dich, Schätzchen.«
    Ich nickte und senkte den Blick.
    »Warum hast du Onkel Roy so geküsst?«, fragte ich schließlich. »Er hielt dich so eng umschlungen, und als er dich küsste, sahst du so aus, als würdest du seinen Kuss erwidern.«
    »Ich habe mir schon gedacht, dass es das war«, sagte sie nickend. »Onkel Roy war so lange mein großer Bruder, dass ich nicht aufhören kann, mich wie ein kleines Mädchen zu benehmen, wenn er mich tröstet oder mich beschützt.«
    »Das war nicht der Kuss eines kleinen Mädchens, Mommy. Er hat dich nicht geküsst wie ein großer Bruder seine kleine Schwester.«
    Sie starrte mich einen Augenblick mit zusammengekniffenen Augen an.
    »Es ist so

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