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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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worden.
    Roy war wütend auf mich, weil ich ihm nicht gesagt hatte, was los war, und trotz allem, was Mama mir hinterher sagte, wusste ich, dass auch sie von mir enttäuscht war, aber niemand hasste mich so wie ich mich selbst.
    Mama Latisha brachte mich so schnell sie konnte aus dieser Welt heraus, und ich lebte fortan in dem Glauben, dass es das Böse in dieser privilegierten Welt nicht gibt. Allmählich lernte ich, dass dies doch der Fall war, aber oft auf sehr subtile Art. Ich hätte die letzten Jahre damit verbringen sollen, dich zu warnen, dich vorzubereiten, aber stattdessen versuchte ich dich zu einem Mädchen zu machen, das ich gerne gewesen wäre: rein, unberührt, für immer glücklich.Wie dumm von mir.«
    »Du hast mich vor Dingen gewarnt, Mama. Wir haben gute Gespräche miteinander geführt. Es war meine eigene Dummheit.«
    »Ich hätte es dir lebhafter vor Augen führen sollen, Schätzchen. Es war meine Verantwortung, meine Aufgabe, und wie du siehst, war ich mehr als gut darauf vorbereitet. Ich hatte genügend schlechte Erfahrungen gemacht, aber ich nutzte mein Wissen nicht. Ich vergeudete es. Ich ließ zu, dass das Böse mir, dass es uns weiter Leid zufügte.«
    »Bitte tu das nicht, Mommy«, bat ich. »Dann fühle ich mich nur noch schlechter wegen dem, was ich getan habe.«

    Sie schaute mich eine ganze Weile an, lächelte und öffnete die Arme.
    Ich kniete mich hin und fiel in ihren Schoß, wo sie mich eine Weile festhielt und mir das Haar streichelte, wie sie es getan hatte, als ich noch ein kleines Mädchen war.
    »Okay, Schätzchen«, sagte sie. »Ich höre auf. Es kommt alles wieder in Ordnung.«
    Sie küsste mich auf die Stirn, und ich setzte mich auf das Gras. Ein paar Augenblicke später hörten wir Harleys Motorrad. Er schoss die Auffahrt herauf und bog zu ihrem Haus ab, von wo er uns entdeckte und sein Motorrad plötzlich zum Halten brachte. Einen Augenblick lang blieb er rittlings sitzen und schaute in unsere Richtung, nur um sicherzugehen, dass er sich nicht getäuscht hatte.
    »Mommy, was soll ich Harley bloß erzählen? Er wird völlig außer sich sein. Ich habe keine Ahnung, wie er reagieren wird.«
    »Dann erzähl ihm erst mal gar nichts«, sagte sie schnell. »Sag ihm, dass du krank geworden bist und wir dich ein paar Tage nach Hause holen wollten.«
    Harley stellte das Motorrad ab und winkte. Ich winkte zurück, und er kam auf uns zu.Tief in meinem Herzen wusste ich, wie schwierig es sein würde, Harley zu belügen. Da wir uns in unseren prägenden Jahren lange so nahe gestanden hatten, kannten wir all die kleinen Nuancen in Geste, Ausdruck und Stimme.
    Tante Alison, eine Expertin im Lügen und obendrein
stolz darauf, erzählte mir einmal, der beste Weg, erfolgreich zu lügen, sei, sich zuerst selbst einzureden, dass es wahr sei.Vielleicht würde es mir doch nicht so schwer fallen. Ich war wirklich krank. Mir war selten so übel gewesen wie jetzt.
    Ich stand auf und ging auf ihn zu.
    »He, was machst du hier?«
    »Ich musste eine Weile nach Hause kommen«, sagte ich.
    »Warum?«
    »Ich wurde in der Schule krank, und meine Eltern fanden, ich sollte nach Hause kommen«, erwiderte ich.
    »Was ist passiert?«
    »Das ist zu widerlich, um darüber zu reden«, sagte ich. Das war keine Lüge.
    »Summer«, rief Mommy, als sie sich dem Haus zuwandte, »bleib nicht zu lange draußen, Schätzchen.«
    »Okay«, sagte ich. »Ich fühle mich noch schwach«, erklärte ich Harley.
    »Kann ich dich später besuchen kommen?«, fragte er rasch.
    »Vielleicht wartest du besser bis morgen«, erwiderte ich, lächelte ihn schnell an und drehte mich um.
    »Es tut mir Leid, dass du krank bist«, rief Harley hinter mir her, »aber ich freue mich, dass du hier bist«, fügte er hinzu.
    Ich schloss die Augen und ging mit gesenktem Kopf weiter. Ich schaute mich erst um, als ich neben Mommy an der Haustür stand. Er sah immer noch in unsere Richtung.
Selbst auf diese Entfernung spürte ich das Misstrauen in seinem Blick.
    Es ist nicht das Lügen, das so wehtut. Es liegt daran, wen man belügt.
    »Rain!«, rief Daddy von der Tür des Arbeitszimmers, als wir das Haus betraten. Bei Daddy war nie mehr als eine Silbe notwendig, um zu enthüllen, wie wütend er war. »Kommst du bitte einen Augenblick her. Ich habe gerade mit Grant gesprochen.«
    Ich ging neben Mommy her.
    »Du solltest wieder nach oben gehen, Schätzchen«, sagte Daddy. Mommy hielt inne, sah erst mich an und dann Daddy.
    »Nein, Austin«, sagte sie.

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