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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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ertrank, wurde sie zum Gespenst, Summer. Meine Mutter starb vor langer, langer Zeit. Ich bin schon länger, als ich mich erinnern kann, eine Waise«, sagte er.

    Er warf den kleinen Zweig ins Wasser, und wir beide beobachteten, wie der Fluss ihn davontrug.
    »Oh, Harley, es tut mir so Leid. Es ist so schrecklich.«
    »Ja«, bestätigte er. »Schrecklich.«
    Er beugte sich vor und schöpfte mit den Händen etwas Wasser.
    »Bist du jetzt glücklich?«, schrie er es an. »Bist du zufrieden? Jetzt hast du sie! Du hast sie!«
    Sein Gesicht war so rot, dass die Adern am Hals hervortraten und sich unter der Haut deutlich abzeichneten. Er sah aus, als würde er explodieren, wenn ich ihn berührte, aber ich tat es dennoch.
    »Harley.«
    Plötzlich fing er an zu weinen, sein ganzer Körper zitterte. Ich legte ihm den Arm um die Schultern, er legte den Kopf auf meine Schulter und schluchzte. Ich küsste ihm das Haar und hielt ihn fest.
    »Warum habe ich so tief geschlafen? Warum habe ich nicht gehört, dass sie hinausging?«, stöhnte er unter Tränen.
    »Vermutlich war sie barfuß und glitt lautlos über den Boden. Harley, du kannst dir ebenso wenig die Schuld daran geben, wie Onkel Roy sich dafür verantwortlich machen kann.«
    »Wir hätten sorgfältiger auf sie aufpassen müssen. Sie war nicht richtig im Kopf.Wir hätten so etwas erwarten müssen.«
    Er setzte sich auf und rieb sich mit geballten Fäusten die Tränen aus den Augen. Dann nickte er und stand auf,
auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck stoischer Entschlossenheit.
    »Komm mit«, sagte er. »Es hat keinen Zweck, davor weglaufen zu wollen.«
    Ich stand auf; er ließ zu, dass ich seine Hand ergriff. Wir sprachen nicht. Wir gingen durch den Wald.Vögel um uns herum flatterten von Ast zu Ast wie eine neugierige Zuschauermenge, die sich über diese Eindringlinge wunderte. Als wir wieder ins Sonnenlicht traten, war der Krankenwagen verschwunden. Niemand stand mehr vor Onkel Roys Haus herum.
    »Vielleicht war das alles nur ein Traum«, flüsterte ich.
    »Ein Traum, den wir beide hatten? Ausgeschlossen«, sagte Harley und ging schneller.
    »Wo gehst du hin?«, fragte ich, als wir uns dem Haus näherten.
    »In mein Zimmer hinauf, denke ich.«
    »Warum kommst du nicht mit mir nach Hause und frühstückst ein bisschen oder trinkst wenigstens etwas Kaffee? Mommy würde wollen, dass du kommst, Harley.«
    »Nicht jetzt«, sagte er. »Ich muss allein sein.«
    »Kommst du denn später?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wenn du nicht kommst, hole ich dich, okay?«
    Er antwortete nicht, sondern ging zur Haustür und marschierte hinein. Ich stand einen Augenblick dort, dann verschränkte ich die Arme unter der Brust und ging mit gesenktem Kopf den ganzen Weg zurück nach
Hause. Innerlich fühlte ich mich so leer, dass ich mich ständig fragte, ob all dies wirklich passierte.
    Mommy und Mrs Geary waren in der Küche. Mommy trank gerade Kaffee. Beide schauten rasch auf, als ich eintrat.
    »Wie geht es ihm?«, fragte Mommy.
    Ich schüttelte den Kopf und fing wieder an zu weinen. Mrs Geary eilte zu mir und schloss mich in die Arme.
    »Hat er dir erzählt, was passiert ist?«, fragte Mommy, und ich beschrieb die Ereignisse, so wie Harley sie mir wiedergegeben hatte.
    »Die arme Frau«, sagte Mommy.
    »Wo ist Daddy?«
    »Er ist mit Onkel Roy ins Krankenhaus gefahren. Es gibt viele juristische Dinge zu erledigen.Vielleicht hättest du Harley einladen sollen, zu uns herüberzukommen, Schätzchen«, sagte sie.
    »Das habe ich. Er wollte allein sein.«
    »Ich werde ihn anrufen«, versprach Mommy, aber ich glaubte nicht, dass Harley ans Telefon gehen würde, und sagte ihr das auch.
    Als Daddy zurückkam, wirkte er blass und müde. Er kniete sich hin, um Mommy zu umarmen. Lange Zeit hielten sie einander in den Armen, während ich daneben saß und wartete. Dann setzte er sich hin und schaute uns beide an.
    »Roy ist ganz schön fertig, er gibt sich die Schuld daran. Er meint, er hätte sie zu einem Arzt bringen, sie vielleicht in einer Klinik behandeln lassen sollen.«

    »Sie wäre nicht zu einem Arzt gegangen, und wenn man sie von hier weggebracht hätte, wäre sie einfach gestorben, Austin.«
    »Das habe ich ihm auch gesagt, aber er besteht darauf, dass dies geschehen sei, weil er zu viel übersehen habe.«
    »Ich gehe jetzt hinüber«, sagte Mommy.
    Daddy nickte. »Ich fahre dich.«
    »Ich möchte auch gehen, Daddy«, sagte ich.
    »Okay, Schätzchen.«
    »Du brauchst mich nicht zu fahren, Austin.

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