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Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes

Titel: Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: V.C. Andrews
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arbeiteten, kamen in die Kirche. Der Tod war als Unfall deklariert worden, obwohl jeder, der Tante Glenda kannte, genau wusste, dass er das Ergebnis einer Form von Wahnsinn war.
    In Anzug und Krawatte wirkte Harley, als er neben Roy stand, viel älter. Es war, als ob der Tod seiner Mutter ihn gewaltsam aus seiner Teenagerzeit herausgerissen und auf die dunkle Seite des Erwachsenseins gezerrt hätte. Während des Gottesdienstes weinte er nicht. Er schaute vorwärts, den Blick auf seine eigenen Gedanken gerichtet. Er schien immer wieder aus seiner Geistesabwesenheit aufzutauchen, wenn die Gemeinde sich erhob, um ein Lied zu singen, und sich dann hinsetzte, um später erneut aufzustehen. Schließlich fand der Gottesdienst ein Ende.
    Tante Glenda wurde auf Onkel Roys Drängen neben
Latisha beigesetzt. Endlich war sie wieder bei dem Kind, das sie verloren hatte. Nach der Beerdigung war bei uns zu Hause ein Imbiss vorbereitet. Harley war da, fühlte sich aber sehr unbehaglich, schaffte es so eben, all den Menschen, die ihm ihr Mitgefühl aussprachen, zuzunicken oder ein paar Worte zu murmeln. Ich saß ständig neben ihm und brachte ihn dazu, etwas zu essen.
    Bevor die Veranstaltung vorüber war, ging er nach Hause. Ich bot ihm an, mit ihm zu gehen, aber er sagte mir, er wollte schnell nach Hause und sofort schlafen gehen. Er versprach mir, am Morgen anzurufen. Das tat er, wenn auch sehr spät, und wir verbrachten den größten Teil des Tages zusammen, unterhielten uns und gingen rudern. Er erklärte sich einverstanden, zum Abendessen zu kommen, als meine Mutter drohte, Mrs Geary bei ihnen im Haus kochen zu lassen, wenn er nicht käme.
    Am nächsten Tag ging Onkel Roy wieder arbeiten. Er konnte nicht mehr herumsitzen und trauern. Er sagte, zu arbeiten würde wenigstens seinen Verstand beschäftigen. Harley ging nicht mehr mit ihm. Er blieb zu Hause. Ich rief an, aber er war sehr geheimnisvoll in Bezug auf das, was er tat, und versprach, mich später anzurufen.
    Es wurde immer später am Nachmittag. Mommy hatte ihn und Onkel Roy wieder zum Abendessen eingeladen, aber Harley kam diesmal nicht mit. Onkel Roy entschuldigte ihn und sagte, vielleicht sei es besser, wenn Harley etwas Zeit für sich hätte.
    »Ich werde versuchen, ihn in ein oder zwei Tagen wieder mit zur Arbeit zu nehmen«, versprach er.
    Ich rief nach dem Essen an, aber Harley kam nicht ans Telefon. Ich wollte hinübergehen und nachschauen, warum nicht. Mommy hielt mich jedoch ab.
    »Manchmal brauchen Menschen etwas Raum, Schätzchen. Lass ihm Zeit. Er muss auf seine eigene Weise trauern«, riet sie mir.
    Zögernd hörte ich auf sie und ging in mein Zimmer hinauf, um zu lesen und fernzusehen, damit ich nicht an ihn dachte. Es war schwierig. Ich weiß nicht, wie oft ich ans Fenster ging, um über den See zu seinem Haus zu schauen. Es waren nicht viele Zimmer erleuchtet, und ich fragte mich, ob er überhaupt da war. Ich hatte sein Motorrad nicht gehört, aber vielleicht ging er spazieren oder saß am See.
    Was konnte er bloß den ganzen Tag und die ganze Nacht tun, fragte ich mich. Ich machte mir solche Sorgen um ihn, dass ich befürchtete, ich könnte nicht schlafen. Ich versuchte es natürlich. Ich bereitete mich aufs Bett vor, schlüpfte unter die Decke und lauschte auf die Geräusche im Haus. Daddy und Mommy waren schon vor Stunden nach oben gekommen und befanden sich in ihrem Zimmer. Das Haus ächzte und stöhnte wie üblich im Sommerwind, aber ich hörte noch etwas anderes und lauschte ganz angespannt. Mein Herz klopfte schneller.
    Die Schritte im Flur waren kaum hörbar, aber ich nahm sie dennoch wahr, und Sekunden später hörte ich, wie sich meine Tür öffnete. Ich setzte mich auf und sah Harley.
    »Summer?«, rief er. »Bist du wach?«

    »Harley? Was machst du hier?«
    Er antwortete nicht sofort. Er trat ein und schloss die Tür hinter sich. Der Neumond warf gerade genug Licht durchs Fenster, dass ich sehen konnte, wie er schnell zu meinem Bett lief und sich hinsetzte.
    »Was ist los?«, fragte ich.
    »Ich habe den ganzen Tag damit verbracht, die alten Sachen meiner Mutter durchzuschauen«, erwiderte er, »Sachen, die sie in Kartons in unserem Speicherschrank vergraben hatte. Da waren so viele Sachen, die ich noch nie gesehen hatte, Sachen aus der Zeit, als sie noch jung war, Briefe und Erinnerungsstücke, Bilder ihrer Familie. Ich weiß nicht, warum sie mir das nie gezeigt hat.«
    »Oh«, sagte ich und fand, es sei eigentlich sehr natürlich, so etwas

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