Die Hudson Saga 04 - Im Schein des Mondes
dunkelbraun geblieben. Er hatte eine dicke Nase und einen schmalen Mund, aber sein Gesicht war freundlich und angenehm, sein Blick wirkte ein bisschen amüsiert.
Die Frau, die uns begrüßt hatte, trat hinter ihn und folgte ihm in den Raum.
»Ich bin Dr. Richards, und das ist meine Frau Anna«, sagte er. »Also, was ist passiert?«
»Wir hatten einen Unfall«, begann Harley. »Zwei Typen in einem Pick-up verfolgten uns auf meinem Motorrad, ich stürzte auf einem Kiesweg, als ich versuchte, ihnen zu entkommen.«
»Hmhm«, machte Dr. Richards und nickte, als hätte er das erwartet oder als passierte das mindestens einmal am Tag.
»Sie hat sich den Knöchel verletzt«, fuhr Harley fort.
Dr. Richards stand vor mir und schaute erst auf mein Fußgelenk, dann auf mich.
»Tut weh, sich das Gelenk zu verstauchen, was?«
»Ja, Sir«, bestätigte ich.
»Okay, ziehen Sie sich ein bisschen weiter hoch, damit wir den Fuß hinauflegen können und ich ihn mir besehen kann.
Ich muss heutzutage näher an die Dinge heran«, fuhr er fort und lächelte Harley und mich an.
Harley half mir, auf der Liege zurückzurutschen, bis mein Fuß oben lag. Mit ganz sanften Fingern öffnete der Arzt meinen Turnschuh und zog ihn aus. Er entfernte auch behutsam den Socken, wobei er kaum die Haut berührte.
»Wackeln Sie mit den Zehen«, bat er, und ich tat es.
»Tut das weh?«
»Nicht sehr, ein wenig«, sagte ich.
Er musterte mein Fußgelenk eingehend.
»Sind Sie darauf gestürzt?«
»Nein, ich glaube, ich rollte darüber.«
»Verstehe«, sagte er.
»Wir haben so bald wie möglich Eis darauf gelegt«, erklärte Harley.
»Tatsächlich? Also, das war sehr klug«, meinte der Arzt.
Sehr behutsam begann er den Knöchel zu untersuchen, bewegte ihn in alle Richtungen und beobachtete dabei mein Gesicht. Er tastete ihn rundherum ab.
»Könnte gebrochen sein, aber das bezweifle ich«, sagte er. »Sieht eher wie eine Sehnenzerrung aus.«
»Das hat sie auch gesagt«, stellte Harley fest.
»Oh. Sie sind auch Ärztin?«, fragte Dr. Richards lächelnd.
»Nein, Sir.«
»Ihr Vater ist Physiotherapeut«, fuhr Harley fort. »Sie weiß eine Menge über erste Hilfe und so ein Zeug.«
»Oh. Das ist gut«, sagte Dr. Richards nickend. »Gut, ein bisschen zu wissen, wenn man es nicht missbraucht. Ein bisschen Wissen kann aber auch gefährlich sein. Zu viele Leute heutzutage glauben, sie könnten einfach ein Schild wie meines heraushängen. Schlecht fürs Geschäft«, fügte er mit einem lautlosen Lachen hinzu. »Also, wollen wir noch ein paar Kühlverbände draufpacken und dann den Fuß bandagieren. Sie dürfen das Bein eine Weile nicht belasten, vielleicht eine Woche, vielleicht auch länger.
Wohnen Sie bei jemandem hier in der Stadt?«, erkundigte er sich.
Harley warf mir rasch einen Blick zu. Dr. Richards bemerkte das.
»Oder sind Sie nur auf der Durchreise auf dem Weg zurück in die Zivilisation?«, hakte er nach.
»Nein, Sir.Wir besuchen hier jemanden. Fletcher Victor«, sagte Harley.
»Fletcher?«, fragte seine Frau Anna.
»Das muss Buzz’ richtiger Name sein«, meinte Dr. Richards.
Sie grinste spöttisch, als hätte er etwas sehr Albernes gesagt.
»Ich dachte, er heißt Ed.Wir kennen hier natürlich jeden, aber die Victors sind eine Familie, die für sich bleibt. Wenn ich darüber nachdenke, kann ich mich nicht erinnern, Buzz jemals nach seinem richtigen Namen gefragt zu haben.«
»Er würde ihn auch nicht freiwillig preisgeben«, murmelte Anna. »Ich bin überrascht, dass er Sie hierher schickt«, fügte sie hinzu. »Warum hat er diese Frau nicht ihren Zauber wirken lassen?«
»Frau?«, sagte Harley.
»Sie waren noch nicht dort?«, fragte Dr. Richards.
»Nein, Sir. Wir kamen hierher, sobald wir Ihr Schild sahen.Wir sind gerade erst eingetroffen.«
»Es gibt keine bessere Werbung für einen Arzt als ein Schild«, witzelte Dr. Richards. Seine Frau zog die Schultern hoch und hob dadurch ihren kleinen Busen an.
»Also, dann wollen wir Sie verbinden«, meinte er.
Als er mein Fußgelenk fertig bandagiert hatte, gab er mir einige Tabletten gegen die Schmerzen und eine Krücke.
»Die können Sie ausleihen, bis Sie abreisen müssen«, sagte er. »Wie lange haben Sie vor zu bleiben?«
Ich schaute Harley an.
»Wir sind uns noch nicht ganz sicher, Sir«, sagte er.
»Okay. Kein Problem.«
»Was für eine Krankenversicherung haben Sie denn?«, fragte Anna mich.
Ich hatte meine Versicherungskarte bei mir. Daddy bestand darauf, dass
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