Die Hüter der Nacht
Mossad namens Abraham Vorsky.«
»Vorsky? Ich kenne Vorsky!«
»Er war es, der Ellie losschickte, um Sie zu töten.«
»Mein Gott …«
»Sie kamen der Wahrheit zu nahe«, sagte Mundt.
»Über die Holocaust-Überlebenden …«
»Als Captain Bain Ihnen seinen Verdacht mitteilte, schickte Vorsky Ellie los.«
»Um uns beide zu töten. Aber ich habe Vorsky den Plan verdorben. Ich überlebte und nahm Bains Spur bis zu Günther Weiss auf.«
»Woraufhin Anna glaubte, Sie arbeiten mit mir zusammen.«
»Das alles geht auf die Verbindung Ihres Vaters mit Weiss zurück, nicht wahr? Auf die Tatsache, dass die beiden im selben Arbeitslager gedient haben.«
»In Wirklichkeit gibt es da viel mehr«, sagte Mundt, bog mit quietschenden Reifen scharf rechts ab und fuhr in Richtung Hauptstraße, die vom Bökelberg abwärts führte.
»Ich verstehe immer noch nicht, warum Sie sich die Mühe gemacht haben, mir das Leben zu retten.«
»Unserer Väter wegen, Pakad Barnea.«
Der Wagen jagte weiter durch die Nacht.
»Es geht um Paul Hessler«, stieß Danielle hervor. Sie war so angespannt, dass sie nach Luft schnappte, als sie diese paar Worte hervorgebracht hatte. »Er hat Ihren Vater umgebracht, und Sie wollen sich jetzt rächen.«
»Hat Anna Ihnen das gesagt?«
»Nein. Günther Weiss.«
»Dann war es einer der redseligeren Tage des alten Herrn.«
»Es war nicht leicht, etwas Zusammenhängendes aus ihm herauszubekommen.« Danielle zögerte. »Erzählen Sie mir von meinem Vater.«
»Wie viel wissen Sie denn?«
»So gut wie nichts.«
»Wissen Sie von dem Geld?«
»Anna hat es erwähnt.«
»Hat sie gesagt, woher es stammte?«
Danielle schüttelte den Kopf. »Nein.«
»Er bekam es von Paul Hessler.«
Danielle stockte der Atem. »Er hat mir nie erzählt, dass er Hessler kannte. Er hat nie seinen Namen erwähnt.«
»Das alles hat sich vor vielen Jahren abgespielt. Zu einer Zeit, an die sich alte Männer nicht erinnern wollen.«
Danielle sah Mundt mit einer Mischung aus Schock und Abscheu an. »Woher wissen Sie das alles?«
»Ich habe einen guten Teil meines Lebens mit Ermittlungen über Paul Hessler verbracht, habe in Berichten gestöbert und Dokumente gesammelt, geheime und andere.«
»So wie die Unterlagen, die Sie in Israel erhalten haben. Als Austausch für Namen auf einer Liste.«
»Ja.«
»Die drei Männer, deren Namen sie dem ehemaligen Leiter des Mossad gegeben haben, wurden am Tag darauf ermordet.«
»Aber ich erhielt nie Zugang zu Hesslers gesamter Akte.«
»Warum nicht?«
»Weil die Namen auf der größeren Liste, die ich Abraham Vorsky gab, keiner Überprüfung standhielten. Er schluckte diesen Köder nicht. Ich dachte, die ersten drei Namen würden reichen, um ihn zu überzeugen.«
»Sie können nicht damit gerechnet haben, dass er Kontakt zu Anna Krieger aufnimmt. Sie muss bestätigt haben, dass die zweite Liste, die Sie übergaben, die Namen unschuldiger Männerenthielt!«
»Nein, nur die von Männern, bei denen wir nicht sicher sein können.«
»Wie bei meinem Vater?«
»Er ist tot. Dabei können Sie es belassen.«
»Nein, das kann ich nicht. Ebenso wenig wie Sie!«
Mundt wirkte erfreut über ihre Antwort. »Ich hatte gehofft, dass Sie das sagen. Denn ich brauche Ihre Hilfe … und wenn Sie die Wahrheit über Ihren Vater hören wollen, brauchen Sie auch meine.«
»Sie erwarten von mir, Ihnen zu helfen, Paul Hessler zu töten? Rache, weil er Ihren Vater umbrachte, bevor das Lager geschlossen wurde? So viel habe ich von Weiss erfahren.«
Mundt trat auf die Bremse und hielt am Straßenrand. »Sie haben nichts erfahren! Ich hatte Hoffnung in Sie gesetzt, Barnea. Aber wie sich herausstellt, sind Sie so dumm und irregeleitet wie die anderen.«
»Bin ich das? Wenn hier noch etwas anderes vorgeht, erzählen Sie es mir.«
»Es ist besser, ich zeige es Ihnen.«
67.
Paul Hessler war zu lange in der kalten Burg geblieben. Über den Feierabend der Arbeiter hinaus. Über die Zeit seiner Erinnerungen hinaus.
Die meiste Zeit seines Besuchs hatte er im obersten Geschoss des größten der Burgtürme auf einer Steinbank gesessen, die akribisch genau von europäischen Steinmetzen nachgebildet worden war. Paul hatte diese Fachleute einfliegen lassen, damit sie bei der Rekonstruktion halfen – alte Männer wie er selbst, die sich noch an die alten Geheimnisse der Steinmetzkunst erinnerten. Er hatte auf der Bank gesessen und auf den offenen Kamin gestarrt, der eines Tages vielleicht wieder in Betrieb
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