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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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Ich will eine komplette Übersicht und Präsentation von Projekt vier-sechs-null-eins, Sanderson. Sagen wir, morgen im Institut.«

44.
    Die Polizei hatte sich die ganze Nacht im Hadassah-Hospital breit gemacht und die Zahl der Ärzte und Krankenschwestern der Spätschicht übertroffen. Das größte Kontingent hatte die Jerusalemer Polizei gestellt, bis der Shin Bet am Tatort aufgetaucht war und einer Zusammenarbeit mit der Nationalpolizei zugestimmt hatte, weil eine ihrer Kriminalbeamtinnen beinahe ein Opfer geworden wäre.
    Ben Kamal ignorierte die ätzenden Blicke der israelischen Polizisten. Er blieb bis zum Morgen in Danielles Krankenzimmer oder in der Nähe und gab sofort jede Information an sie weiter, die er aufschnappte.
    »Die Frau, die dich umbringen wollte, hat sich beim Sturz in die Tiefe das Genick gebrochen. Sie wurde noch nicht identifiziert.«
    »Das macht nichts. Ich weiß, wer sie ist«, sagte Danielle und verzog das Gesicht. Die Verletzungen, die ihr von den tödlichen Fingernägeln der Frau zugefügt worden waren, hatten sich als oberflächlich erwiesen. »Wir sind schon in der Vergangenheit aneinander geraten.«
    »Eine Terroristin?« Ben kämpfte gegen das Verlangen, sich an dem Schorf zu kratzen, der sich auf den Schnittwunden gebildet hatte, die ihm der falsche Soldat vor zwei Tagen beim Haus der Katavis auf den Golan-Höhen zugefügt hatte.
    »Sie war keine Terroristin. Sie arbeitete für den Mossad.«
    »Mossad?«, fragte Ben fassungslos. Die Frau hatte für Israels internationalen Nachrichtendienst gearbeitet?
    Danielle nickte. »Sie arbeitete unter dem Namen Ellie. Keine Vorgeschichte, kein Hintergrund. Eine Profikillerin.«
    »Die für den Mossad arbeitete.«
    »Ich will nicht sagen, dass der Mossad sie geschickt hat. Es ist lange her, seit unsere Wege sich gekreuzt haben. Vielleicht hatte sie jetzt freiberuflich gearbeitet.«
    »Du hast einen Freund, der für den Mossad arbeitet, nicht wahr?«
    »Mehrere. Aber ich bin mir nicht sicher, wie viel sie über Ellie wissen. Ich bezweifle, dass man über sie und ihre Aufträge in irgendeiner Akte etwas findet.«
    »Woher kennst du sie?«
    »Wir wurden zusammen von der Armee rekrutiert.«
    »Offensichtlich nicht für den gleichen Job.«
    »Wir müssen herausfinden, für wen Ellie in letzter Zeit gearbeitet hat.«
    »Sobald du dich ausgeruht hast.«
    »Heute Morgen passt prima.«
    »Der Arzt will dich ein wenig länger hier behalten.«
    »Zum Besten für meine Gesundheit, nehme ich an. Nein, ich finde, ich habe draußen eine viel bessere Chance, am Leben zu bleiben«, sagte Danielle, als Commander Moshe Baruch auf der Türschwelle auftauchte.
    Danielle beobachtete, wie Baruch durch die Tür kam. Er war genauso breit wie Captain Asher Bain, aber viel größer. Seine Schritte waren schwerfällig und schleppend, was auf die Erkrankung beider Knie zurückzuführen war.
    Baruch ließ die Tür offen und blickte Ben an. »Lassen Sie uns allein, Inspector.«
    Ben rührte sich erst von der Stelle, als Danielle mit einem Nicken ihr Einverständnis signalisierte.
    »Ich warte draußen«, sagte er.
    »Machen Sie die Tür hinter sich zu«, verlangte Baruch, ohne ihn dabei anzuschauen.
    Baruch wirkte nicht so wütend, wie Danielle angenommen hatte. Stattdessen war er erstaunlich ruhig und zurückhaltend.
    »Sie machen mir die Dinge leicht, Pakad. Sie wissen, dass ich Sie aus der Nationalpolizei heraushaben will, und Sie helfen mir dabei mit jedem Ihrer Schritte.«
    »Vielleicht habe ich es nur satt, für jemanden zu arbeiten, den ich nicht respektiere.«
    Baruch schien die Bemerkung nicht zu beeindrucken. »Es überrascht mich, dass Sie so lange gebraucht haben, um mir das zu sagen.«
    »Ihr Vorgänger, mein Mentor, war ein großer Mann. Ich wollte sein Amt nicht beschmutzen.«
    »Sie meinen natürlich mein Amt.«
    »Ihr Amt? Ihnen gehört bloß der Titel Rav nitzav, den Sie nicht verdient haben und dem Sie niemals gerecht werden können.«
    »Aber aus ähnlichem Respekt gegenüber meinem Vorgänger kann ich Sie in Pension schicken.«
    »Mit der Hälfte meiner derzeitigen Bezüge.«
    »Ja. Nach den Bestimmungen über eine Pensionierung wegen Unfähigkeit.«
    »Ich bin also unfähig.«
    »Sagen wir, Sie sind nicht mehr in der Lage, Ihre Pflichten zu erfüllen«, sagte Baruch schadenfroh.
    Danielle konnte seine schnaufenden Atemzüge vom Bett aus hören. Seine Kleidung und sein Atem rochen wie immer nach Knoblauch, und der Gestank wehte zu ihr herüber.
    »Sie

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