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Die Hüter der Nacht

Titel: Die Hüter der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jon Land
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unsere System-Tester angeschlossen ist. Hier ist einer.« Azziz zog ein Gerät von der Größe einer Autobatterie mit einer LED-Messanzeige aus einem Regal über der Theke.
    »Und wenn Sie zusammengearbeitet haben, Seite an Seite, dann haben Sie ihn manchmal mit dem System-Testgerät arbeiten lassen«, sagte Danielle. »Vielleicht haben Sie ihm so sehr vertraut, dass Sie seine Entdeckungen nicht infrage gestellt haben.«
    »Shahir war ein guter Junge. Sonntags kam er sehr früh zur Arbeit. Und in der Woche blieb er bis zum späten Abend.«
    »Ist es möglich, dass er Festplatten ohne Ihr Wissen austauschte?«
    »Möglich ist das schon«, gab Azziz zu und zuckte mit den Schultern. »Aber was hätte er davon gehabt? Er hätte immer noch Zugang zu der Information haben müssen. Das hat er unmöglich schaffen können. Mish mumkin! Er hätte ein Gerät haben müssen, das dieselbe Festplatte hat, ein identisches Gerät.«
    Ben fand, dass die Teile des Puzzles zusammenpassten. »Wie die Modelle, die vorne im Geschäft ausgestellt sind?«
    »Über siebzig Firmen«, sagte Ben seufzend auf dem Beifahrersitz von Danielles Jeep, während er die Liste überflog, die Tabar Azziz ihnen von den Firmen zusammengestellt hatte, deren Bürogeräte von Abasca Machines gewartet wurden. » Azzizist ein viel beschäftigter Mann.«
    Neben ihnen kroch der Verkehr vorbei, wurde sogar noch langsamer, weil hoffnungsvolle Fahrer glaubten, der Jeep würde gleich seinen Parkplatz verlassen.
    Danielle blätterte ihre Kopie mit beträchtlich weniger Interesse durch. »Anwaltskanzleien, Firmenzentralen, und das ist nur der Beginn unserer Probleme.«
    »Wie meinst du das?«
    »Wenn das alles um Erpressung geht, können wir nicht sicher sein, dass das Ziel … oder die Ziele … tatsächlich die Firmen sind, deren Bürogeräte von Abasca Machines gewartet werden«, erklärte Danielle. »Es könnte ein Mandant der Anwaltskanzleien oder ein Kunde einer dieser Firmen sein.« Sie blätterte seufzend die Seiten der Liste durch. »Wer kann sagen, wer hinter dem Tod dieser Kinder stand?«
    »Ich verstehe, was du meinst.«
    »Da ist noch mehr, befürchte ich. Wir haben keine Möglichkeit, Zugang zu den Festplatten zu bekommen, die vielleicht von Shahir Falaya ausgetauscht wurden, sodass es uns unmöglich ist, die Zahl der infrage kommenden Firmen einzugrenzen. Selbst wenn wir es könnten, werden Erpressungsopfer vermutlich nicht reden – deshalb haben sie überhaupt erst bezahlt. Deshalb würden sie uns niemals Zugang zu den Akten gewähren, die wir brauchen.«
    »Wir suchen einen vierfachen Mörder, Pakad. Das dürfen wir nicht vergessen.«
    »Selbst wenn wir die Zahl der Firmen auf der Liste verringern könnten …«
    »Es muss eine Möglichkeit geben.«
    »Welche?«
    »Wir müssen rekonstruieren, welche Schritte die vier Schüler unternommen haben, nachdem Shahir die gestohlene Festplatte in seinen Besitz gebracht hatte.«
    »Wenn man bedenkt, in welchem Zustande der Computer von Shahir war, als du ihn gefunden hast, wird uns das nicht …«
    Sie verstummte plötzlich und blätterte die Seite zurück, die sie gerade erst umgeblättert hatte.
    »Was ist?«, fragte Ben.
    Sie hielt ihm ihre Kopie der Liste hin und wies auf einen der untersten Namen. »Sieh dir das an.«

49.
    Als die Frau und ihre Handlanger fort waren, setzte sich Hans Mundt und dachte nach. Er hatte keine Erinnerung an seinen Vater, kannte Karl Mundt nur von Fotos, die seine Mutter zu Hause aufbewahrt hatte, und von seiner Suche nach ihm, als er versucht hatte, die Vergangenheit des Mannes aus seiner Erinnerung zu rekonstruieren.
    Darüber hinaus hatte Karl Mundt in der Erinnerung seines Sohnes weitergelebt, weil Hans Geschichten über den Vater gehört hatte, die von Bekannten erzählt worden waren. Oftmals waren diese Geschichten nur gesammelte Notizen auf Papier oder die verblassten Erinnerungen alter Männer gewesen, die mit krächzender Stimme gesprochen hatten. Seit kurzem, seit Hans Mundt so nahe an die Wahrheit herangekommen war, hatten diese Geschichten jedoch eine eigene Realität angenommen.
    Paul Hessler lag blass und zitternd auf seinem Bett im Quartier des Lagers. Er hatte so stark abgenommen, dass er sich daran gewöhnt hatte, seine Hose mit einem Strick um die Hüften zu binden, damit sie nicht hinunterrutschte, aber jetzt, da ihn die Ruhr quälte, mangelte es ihm an Kraft, den Strick zu verknoten.
    Er war allein in dem stinkenden Kasernengebäude, das einst ein Stall

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