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Die Hüter der Schatten

Die Hüter der Schatten

Titel: Die Hüter der Schatten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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leibhaftige Person sichern? Irgendwie dachte ich, ein solcher Bann würde nur gegen … übersinnliche Emanationen oder Geister wirken …«
    »Solltest du das Haus gegen einen bestimmten Menschen versiegeln«, erklärte Simon ernst, »könnte dadurch – vorausgesetzt, er besitzt auch nur einen Hauch telepathischer Begabung – der Aufenthalt so unangenehm für ihn werden, daß es ihm schwerfallen würde, im Haus zu bleiben. Würdest du den Betreffenden hereinbitten, würde das den Bann natürlich aufheben. Denk an das Buch über Dracula. Der Vampir konnte zunächst nicht hinein, doch sobald man ihn eingeladen hatte, konnte er ins Haus, so klein der Durchgang auch war. Fantasy-Autoren wissen solche Dinge instinktiv; ihr Unbewußtes streift durch die Räume, die wir als andere Existenzebenen bezeichnen.«
    Am Fuß der Treppe blieb Leslie stehen, den Kelch in der Hand. »Simon, wirkt sich das alles nun objektiv aus – materiell, meine ich –, oder ist die Wirkung rein psychologischer Natur?«
    »Das würde heißen, daß es da einen Unterschied gibt.«
    »Aber den gibt es doch, will ich meinen.«
    »Ich bin mir nicht sicher«, erwiderte Simon ernst und lehnte sich ans Geländer. »Ich weiß nur, daß es funktioniert. Wenn Gedanken einen Einfluß auf das materielle Universum ausüben können – und ich glaube, dafür gibt es Beweise genug –, kann auch das, was wir auf der stofflichen Ebene tun, also Reinigungsrituale, Weihrauch, schützende Gedanken, Gebete und dergleichen, sich durch unsere Gedanken über die Existenzebene hinaus ausbreiten, auf der wir unsere Rituale vollziehen, und eine Barriere gegen unerwünschte Störungen aus anderen Dimensionen des Universums bilden. Ich weiß nicht, ob die Wirkung subjektiver oder objektiver Natur ist, aber darauf kommt es meines Erachtens nicht an. Mir sind die Ergebnisse wichtig, und die habe ich gesehen.« Ungeduldig verzog er das Gesicht, eine Miene, die Leslie fürchten gelernt hatte.
    »Sollen wir weitergehen?«
    Sie besprengten die Zimmer mit Kräutern und Wasser und trugen Weihrauch hindurch, und als sie fertig waren, erneuerten sie gemeinsam die Pentagramme. Dann führte Simon Leslie nach draußen.
    »Jetzt tritt einmal ins Haus und sag mir, was für ein Gefühl du empfängst …«
    In der Luft lag eine frische Atmosphäre, die nichts mit dem Duft der Kräuter oder des Weihrauchs zu tun hatte. Die Räume fühlten sich leer und still an.
    »Noch eins«, sagte Simon ruhig. »Für den Fall, daß Alisons Geist noch hier verharrt, habe ich ihr ausdrücklich gestattet zu bleiben. Du wolltest sie doch nicht vertreiben, oder?«
    Für Leslie war dies der endgültige Beweis, daß Claires Behauptungen über Simon nicht stimmten. Denn hätte Alison ihm nicht vertraut und hätten die beiden sich wirklich gestritten – hätte Simon dann nicht versucht, sogar Alisons Geist aus dem Haus zu vertreiben?
    »Wenn Alison hier glücklich war und dem Haus einen Besuch abstatten möchte, ist sie herzlich willkommen«, antwortete Leslie und lächelte zu Simon auf. »Was nun?«
    »Jetzt weihst du diesen Ort den Zielen deines Willens, Leslie«, erklärte er. »Wir müssen neue Erinnerungen und Freude schaffen, damit das Haus nicht nur eine schöne Vergangenheit besitzt, die von den Problemen der letzten Zeit unberührt ist, sondern auch eine fröhliche Gegenwart und eine hoffnungsvolle Zukunft.«
    Leslie und Simon standen immer noch in der Diele, als Frodos Lieferwagen vorfuhr und Emily aus dem Fahrerhaus sprang. Der junge Mann lehnte sich aus dem Fenster, um irgend etwas zu Emily zu sagen, doch sie drohte ihm mit der Faust. »Du elender Mistkerl«, kreischte sie so laut, daß sogar Leslie sie verstehen konnte. Frodo wollte aus dem Führerhaus aussteigen und ihr folgen, doch das Mädchen knallte ihm die Tür vor der Nase zu und stand dann keuchend auf der Schwelle.
    »Was ist denn los, Emily?«
    »Ich habe ihn zum Teufel gejagt«, rief Emily atemlos. »Er hat etwas Schreckliches … furchtbare Dinge über Simon gesagt.«
    Simon trat aus dem Musikzimmer, legte dem Mädchen den Arm um die Schultern und tätschelte ihr mit der gesunden Hand die Wange.
    »Na, na, Emily. Nicht weinen, meine Liebe. Meinst du, es macht mir etwas aus, was irgendein junger Spund von mir denkt? Man hat ihn falsch unterrichtet.« Er führte sie ins Musikzimmer. »Setz dich zu mir, hier auf dieses Kissen. Ich werde für dich spielen.«
    Emily schluchzte immer noch, saß dann aber schweigend da, als Simon seinen

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