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Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)

Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)

Titel: Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shea A`Taria
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vergnügtes Lachen, die Wärme seiner Augen und jene herrische Streitsucht, die zutage trat, wenn jemand es wagte, seine geliebte Tochter zu bedrohen.
    Zärtlich fuhren Catharinas Finger an ihres Vaters Schläfe hinab, folgten der verblassten Narbe. Sie wusste, dass Viper ihn geheilt hatte.
    Vorsichtig schwang sie die Beine von der Bettstatt. Nubes Goldaugen leuchteten unter einem trägen Blinzeln auf, als sie zur Feuerstelle hinübertänzelte.
    Tadelnd wischte sein silbergrauer Schweif über die Decken, bevor er den Kopf erneut auf seine Pfoten bettete.
    “Schsch, kleiner Wolf”, schnurrte sie liebevoll. “Schlaf weiter, die Sonne geht gerade erst auf.”
    Nubes senkte die Lider und verkündete seine Zustimmung in einem knurrend tiefen Atemzug. Mit einem leisen Lächeln wandte sie sich erneut der flackernden Glut zu und hängte den Kupferkessel über die Feuerstelle. Lange würde der Kanincheneintopf nicht mehr bestehen …
    Doch der Gedanke an den ersehnten Jagdzug erfüllte Catharina bereits mit wilder Vorfreude.
    Für einige Atemzüge kauerte sie auf den Fußballen und betrachtete das Spiel der Flammen, dann erklang ein sehnsuchtsvolles Flüstern hinter ihren Schläfen.
    "Ich will sehen wie die Sonne meine Berge erklimmt … das Leben erwacht."
    Wie schon so viele Male zuvor, huschte sie die schmale Leiter zur Dachkammer hinauf, schien den Schatten selbst zu gleichen, lautlos und flink.
    Sie stieß die verborgene Luke zurück, lächelte ungezähmt und kletterte einen Wimpernschlag später in die Dämmerung.
    Augenblicklich peitschte der Wind gegen Catharinas Haar, feuerrot wallten die Strähnen über das flatternde, weiße Hemd an ihren Hüften. Sie grub die bloßen Zehen zwischen moosumwitterte Ziegel und sprang katzengleich auf den Dachfirst.
    Verwundert kniff Catharina die Augen zusammen, als sie eine dunkle Gestalt erkannte, die hinter den blassgrauen Rauchsäulen des Kamins verschwamm.
    “Guten Morgen, kleine Sünde”, begrüßte Viper sie flüsternd. “Warum überrascht es mich bloß nicht, dich hier oben zu sehen?”
    Wortlos lächelte Catharina, während sie neben ihm niedersank und die nackten Beine spielerisch über den Giebel baumeln ließ.
    “Wie geht es ihm?”, fragte diese samtig kühle Stimme ebenso unerwartet.
    Stur und eindringlich begegnete sie seinem Blick.
    “So viel besser, als dieser Hurensohn von Priester es zugelassen hätte. Warum hast du ihn geheilt, Viper?”
    Einige Wimpernschläge lang lagen Vipers Smaragdaugen funkelnd auf ihren Zügen, dann sog er die klare Luft tief in seine Lungen.
    “Dein Vater ist ein tapferer Mann … Du kannst stolz darauf sein, an seiner Seite zu kämpfen.”
    "Das bin ich", wisperte Catharinas innere Stimme, doch bevor die Worte über ihre Zunge huschen konnten, fesselte das Morgenrot all ihre Sinne.
    Strahlend erhob sich die Sonne über den Bergen, durchstieß den eisgrauen Nebel und vergoldete die Wipfel der Bäume. Ihre Wälder glichen nunmehr einem wogenden Meer von Bernstein, Glut und tanzenden Flammen.
    Für sie blieb selbst das Erwachen des Tages ein Anblick, der ihre Seele daran erinnerte, warum sie am Leben war. Warum sie jedem Atemzug und Herzschlag, jedem Lachen und Gefühl, jedem Geheimnis vergnügt entgegensah.
    Doch wie musste es für Viper sein? Nach einer Ewigkeit?
    “Verliert es irgendwann seinen Reiz?”
    Er hielt den Blick weiterhin in die Ferne gerichtet, folgte dem Sonnenaufgang, während der rotgoldene Schein auf seinem silbernen Haar tanzte.
    “Alles verliert seinen Reiz. Doch ich kann dir nicht einmal mehr sagen, wann mein Leben zur Existenz wurde. Vielleicht mit dem Verlust der Geheimnisse und des Unentdeckten.”
    Für eine Weile beobachtete Catharina ihn nur schweigend, obgleich ihr Herz mit einem unwilligen Fauchen auf seine Worte reagierte.
    “Ich glaube dir nicht”, erwiderte sie schließlich bestimmt.
    Viper wandte ihr lächelnd den Blick zu, seine gehobenen Brauen zeugten von ungläubiger Belustigung.
    “Der größte Lügner ist jener, der sich selbst zu belügen vermag. Und während du mir erzählst, das Leben habe seinen Reiz für dich verloren, beobachtest du den Sonnenaufgang, als sähest du ihn zum ersten Mal.”
     
    “Es ist deine liebste Beschäftigung mir zu widersprechen, Liebes?” Nachdenklich neigte er den Kopf und die seltene Sanftheit schien in den Tiefen seiner Augen zu leuchten.
    Sie lachte. “Wäre dies meine Sünde?”
    “Nein. Stolz und Sturheit”, schnurrte er warm, verlor einen Hauch

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