Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
seiner Glätte. “Und das wird mein einziges Geheimnis bleiben. Ich habe alles von der Welt gesehen … Doch niemals jemanden gekannt, der so ist wie du, kleine Sünde.”
“Zeig´ sie mir …”, flüsterte Catharina, das Blut sang in ihren Adern, sehnte sich frei und lodernd nach der Ferne. “Die Welt. Wenn du alles von ihr gesehen hast, jeden Ort aufsuchen kannst, an dem du zu sein begehrst.
Die endlosen Wälder des Nordens, das Fahrende Volk, die Insel der Túatha Dé Danann, dem sagenumwobenen Feenvolk aus Vaters Geschichten.”
***
“Zeig´ sie mir!”
Ein begeistertes Funkeln lag in den Augen seiner Sirene und Viper ließ für diesen Moment ab davon, die fremde flammende Wärme niederzukämpfen.
Der Wind fegte durch die Baumkronen, fuhr neckisch durch Catharinas fuchsbraune Mähne und schmiegte das Hemd verführerisch an ihren Körper. Jede andere Frau hätte sich vor Scham von der Hütte geworfen, doch sie schien jene ziemliche Schüchternheit ebenso wenig zu kennen, wie sie sich ihrer eigenen Wirkung bewusst war.
Zeig´ sie mir … zeig´ sie mir.
Viper legte eine Hand an ihre Wange, seine Finger strichen langsam an ihrer pochenden Schläfe entlang und vergruben sich in ihrem Haar.
Bevor er ihr jedoch antworten konnte, schnitt eine vertraute Stimme durch seine Sinne, zischend und trügerisch sanft.
“Viper… Komm zu mir…” Luzifers Befehl zerrte an Vipers freiem Willen, zeugte von einem gebrochenen Versprechen. “Gehorche, mein Bruder.”
Ruckartig fuhr er zurück und grub seine zitternden Hände zwischen die kohlschwarzen Dachziegel.
“Bruder?” Voller Zorn bleckte Viper die Fänge. “Ich bin nichts als ein kuschender Hund für dich, den du zu dir pfeifen kannst, wie es dir beliebt.”
Doch Catharina zuckte noch immer nicht vor ihm zurück, obgleich er einem sprungbereiten Raubtier gleichen musste, mit gefletschten Zähnen und angespannten Muskeln.
Geschmeidig richtete sie sich in der Hocke auf, neigte den Kopf und musterte ihn aus fragenden, kristallblauen Augen. Ein leises Knurren entwich seiner Kehle.
“Du würdest dich niemals vor mir fürchten, nicht wahr?”
Natürlich nicht. Schließlich hatte sie den Ersten Höllenfürsten aufgefordert, ihr die Welt zu zeigen.
Für einen Atemzug kämpfte Viper gegen den Zwang seines Herrschers an, Aschewolken umspielten seinen Körper. Ein letztes Mal beugte er sich zu ihr herab und seine Antwort erklang mit einen verheißungsvollen Flüstern dicht an ihrem Ohr.
“Ich verspreche es.”
Vipers Wahl
Langsam öffnete Viper die Augen, als er spürte wie sich der flatternde Umhang sanft um seine Schulter legte und das Gefühl dunkler Schwerelosigkeit verklang.
Er musterte die glatten Wände des Saals, Flammen schienen eisblau und kalt auf den schwarzen Spiegeln zu züngeln.
Einst war dieser Ort eine Festhalle gewesen, erfüllt von wirbelnden Tänzen und Liliths feuriger Stimme.
So ungewollt zuckte die Erinnerung durch seine Sinne …
… Lächelnd nippt er an dem silbernen Trinkpokal, noch immer erscheint es ihm fremd und einzigartig wie der süße Wein seine Kehle hinabrinnt.
Kyrael tänzelt übermütig an seiner Seite und Viper ahnt, dass er einem Tanz mit seinem Bruder nicht mehr lange entkommen kann.
Die fröhlichen Geigenklänge hallen von den hohen Wänden wieder, obgleich auf den Gesichtern der menschlichen Spieler eine Mischung von Verwirrung und Begeisterung liegt.
“Gepriesen sei mein Scharfsinn!”, flötet Kyrael, als er Vipers belustigtem Blick gewahr wird. “Gestern noch spielten die Musikanten auf der Hochzeit ihres sterblichen Königs … Morgen werden sie erwachen mit dem Gedanken, wie verrückt und wirklichkeitsnah Träume doch sein können!”
“Gepriesen sei deine Bescheidenheit”, schnurrt er vergnügt und lässt seine Augen über den Saal schweifen. Seine Brüder bewegen sich Wirbelstürmen gleich zwischen den Feuern …
Idrael schäkert - oh Wunder! - mit den hübschen Menschenmädchen, Nyzrac dreht einen äußerst missgestimmten Nishrael schwungvoll um die eigenen Achse und Luhiell hockt in vollkommener Ruhe auf dem onyxschwarzen Kronleuchter.
Doch im Zentrum seiner Erzdämonen hält Luzifer die Arme um seine Königin geschlungen, zärtlich und besitzergreifend zugleich, als wolle er sie nie wieder loslassen. Was wohl auch der Wahrheit entsprach.
Liliths Haar wallt blauschwarzem Samt gleich ihren schlanken Rücken hinab, Bernsteinaugen lodern in dem unwirklich
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