Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
bleiben.”
“Niemals”, schnurrte Viper widerspenstig und bezwang bebend den dunklen Impuls, vor seinem Herrscher auf die Knie zu fallen und um Vergebung zu flehen.
“Du liebst sie …” Abscheu und eisiger Zorn beherrschten Luzifers Züge, lichtlose Schatten zuckten um seine angespannte Gestalt und Viper wusste, dass er einem Kampf nicht mehr lange würde entgehen können.
“Mehr als du ahnst”, flüsterte er und wandte sich schwungvoll um, die größte Bedrohung in seinem Rücken lassend, die Leben und Tod je hervorgebracht hatten.
Seine Schritte hallten ein letztes Mal durch die Halle, nur noch eine Erinnerung an das vergnügte Lachen, die Musik und den rebellischen Glauben, endlich frei zu sein.
“Viper …” Täuschend sanft erklang Luzifers Stimme, jegliche Wut und Unbeherrschtheit war aus seinem Ton gewichen. “Du weißt, dass du für immer in meinem Herzen sein wirst. Doch wenn du jetzt gehst, werde ich dich jagen, wie es einem Verräter gebührt. Wenn du jetzt gehst, werde ich dich töten.”
Knisternd hob sich der Umhang von Vipers Rücken, Aschewolken tanzten neckisch seine Arme hinauf, während er geschmeidig verharrte.
“Viel Glück.”
Sein Flüstern verhallte in dem Klang säuselnder Flammen, als er verschwand.
Der Wahrheit Angesicht
Nur mit Mühe verkniff Viper sich ein Zischen, als das goldene Sonnenlicht in seine Augen schnitt. Eine so plötzliche Veränderung zu dem ewigen Dämmerlicht des Neunten Kreises.
Und doch spürte er zum ersten Mal seit Äonen die Wärme seinen Rücken hinaufstreichen, sanft und schnurrend wie eine anschmiegsame Katze …
Berechnend ließ der Erste Höllenfürst seine Blicke über die tauglitzernde Lichtung schweifen, unbewusst hatte er die Schattenwelt nur wenige Fuchssprünge von der Kate entfernt verlassen.
Die glühende Scheibe erklomm allmählich ihren Zenit, spottete der Nacht mit feurigen Strahlen, die den letzten Nebelschleier zerrissen und die Tiere des Waldes erweckten.
Ein vertrautes Lachen lenkte seine Aufmerksamkeit augenblicklich zur Hütte zurück, vertrieb jeden Hauch von Kälte in seinem Innern.
“Na los, na los, die Tiere gehen schon an Altersschwäche ein, Vater!”
Viper konnte Catharinas schlanke Gestalt im Türrahmen erahnen.
Ungeduldig tänzelte sie auf der Stelle, sodass er um ihre vergnügt blitzenden Augen wusste, obwohl sie ihm den Rücken zukehrte.
Doch noch bevor das Lächeln wieder aus seinem Gesicht gewichen war, erklang ein mordlustiges Gackern.
Sämtliche Federn standen der Höllengans vom Körper ab, als sie sich auf ihn stürzte. Fauchend verbiss sich das bezaubernde Tierchen in Vipers schwarzen Wams und schlug mit den Krallen nach seinen Beinen … natürlich nicht ohne dabei geräuschvoll Protest über den Eindringling zu verkünden.
Betont ruhig schloss er die Augen und atmete tief ein, bevor er die Luft leise vor sich hin summend wieder aus den Lungen stieß.
Nur einen winzigen Hauch weniger Beherrschung und er hätte dem verdammten Vieh augenblicklich den Hals umgedreht.
Catharina wirbelte an der Türschwelle herum, ihre wachsamen Blicke ruckten zu seinem Gesicht und die Verwunderung loderte in ihren Raubvogelaugen.
“Ahnungsloser Wanderer!”, erwiderte sie jedoch auf die fragende Stimme ihres Vaters und sprang hinab ins Gras.
Viper wusste, dass die Tiere sich vor ihm fürchteten, denn sie waren Gottes Schöpfung und ihre Instinkte zwangen sie in seiner Nähe Todesangst zu empfinden oder zu fliehen … aber an dieser Gans schien jene vernünftige Furcht spurlos vorbeigezogen zu sein.
“Discede!” Der zischelnde Befehl drang aus der Tiefe seines Brustkorbs, freundlich im Gegensatz zu all den Flüchen, die ihm für dieses unnatürliche Wesen auf der Zunge lagen. Warnend peitschten verästelte Schatten nach dem Federvieh. Es wich um einen erschrockenen Hauch zurück und duckte sich frustriert.
“Isolde!”, sang ihre Silberstimme, gefolgt von drei trillernden Tönen. “Lass ihn gehen, Herzchen.”
Ein letztes Fauchen in seine Richtung, dann wirbelte Isolde herum, legte würdevoll die Flügel an und verschwand hinter den Stallungen. Das unverblümte Lachen umspielte Catharinas Lippen, als sie ihm entgegenlief, die langen Gräser wogten neckisch an ihren Beinen.
Mit dem singenden Windhauch erschien Viper so dicht vor ihrem elfengleichen Körper, dass er ihr gerade noch in die Augen blicken konnte.
“Meus Animus … Ich habe die richtige Wahl getroffen.” Das raue Schnurren war
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