Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
biss Viper die Zähne zusammen, die schärferen Fingernägel unbeherrscht in der Tischkante vergraben.
Bei Gabriels Eiern, er war kein verdammter Engel mehr! Weder rein, noch gerecht, selbstlos oder gütig!
Ja, er hatte Lacrima bis ans Ende der Welt gejagt, sie und ihren menschlichen Geliebten. Wahrscheinlich hätte er ahnen müssen, dass die Sirene lieber den Tod suchte, als erneut Luzifers Gefangene zu werden … doch er glaubte, Lacrima finden zu können, bevor sie solche Dummheiten in Erwägung zog.
Ein folgenschwerer Irrtum!
Sie stürzte sich von den Klippen, verwandelte sich nicht, um den Fall abzufangen.
Ihr Geliebter blieb verschollen und Luzifer nahm an, das Kind, das sie unter dem Herzen trug, habe mit ihr den Tod gefunden.
Viper hatte Lacrima einst wie ein Tier getrieben, selbstverständlich, er war das personifizierte Böse, die Finsternis, der Jäger …
Es tat nichts zur Sache, ob er es nun bereute oder nicht. Ob Catharinas Anblick in ihm das Verlangen erweckte, er hätte damals etwas anderes empfinden können, als Gleichmut und animalischer Jagdlust.
“Ich habe sie nicht geschubst, falls du das meinst, Michael”, schnurrte er mit einem raubtiergleichen Lächeln. Und versetzte sich gleich darauf zwei mentale Ohrfeigen.
Catharinas Vater schlang einen Arm um ihre Taille und schob sie ruckartig zur Seite, bevor seine Finger sich um das Heft des Dolches schlossen.
Vipers Augen folgten mühelos dem silbernen Blitzen, das ihm entgegenzischte. Mit einer Hand pflückte er das Wurfgeschoss aus der Luft, sodass die Klingenspitze nur einen Hauch von seiner Brust entfernt verharrte.
“Du lügst!” Jegliche Beherrschung war aus Michaels Zügen gewichen und auch seine Stimme war gefährlich nah an einem Schrei.
“Warum sollte ich? Aus Scham und Reue?” Viper beobachtete, wie er sich betäubt auf die Bettkante sinken ließ und das Gesicht in den Händen vergrub.
Lautlos kauerte das Mädchen vor ihm auf den Fußballen nieder, strich durch sein dunkelbraunes Haar.
“Sie ist gesprungen?”, fragte er tonlos.
Der Dämon schwieg, die Antwort schien bereits in der Stille zu liegen. Für einige Atemzüge lang war nur das Knistern des Kaminfeuers und leiser Vogelgesang zu vernehmen. Die Sekunden dehnten sich zur Ewigkeit, dann hob Catharinas Vater langsam den Kopf und sah ihn an.
“Und ein letztes Mal. Was willst du hier?”
Beiläufig warf Viper den wirbelnden Dolch von einer Hand in die anderer, Flammenschein spielte auf der feinen Klinge.
“Der Schutzkreis war nicht stark genug, um mich aufzuhalten, wie du zu deinem Bedauern feststellen musstest”, begann Viper beiläufig, ohne auf seinen Ausbruch einzugehen - er wusste, wie sehr Michael es hasste, Schwäche zu zeigen.
“Und Luzifer ist mir als Spieler ebenbürtig, er wird einen Weg finden den Bann für seine Häscher zu umgehen. Morgen wirst du mich zur Grenze führen … auch wenn es dich vielleicht schmerzt, deinen reinen, niedlichen Schutz mit schwarzer Magie zu besudeln.”
Unter dem Auge des Mannes begann ein Muskel zu zucken, während Catharina seinen Worten mit schief geneigtem Kopf folgte. Die blitzende Verärgerung und Neugier in ihren Habichtaugen entlockte Viper ein leises Lächeln.
“Scheinbar habe ich dein Spiel etwas missverstanden … oder hat deine Selbstverliebtheit dir nun vollends den Verstand vernebelt? Warum solltest du uns helfen, Viper? Wofür würde der berechnende, sadistische Höllenfürst seinen Meister hintergehen?”
'Für dich.'
Doch bevor er in diesem Moment seine wahren Beweggründe offenbarte, müsste Gott persönlich vom Himmelszelt herabsteigen und ihm die Hand zur Versöhnung reichen.
“Eher würde ich einem Mörder in die dunkelste Seitengasse folgen, als dir auch nur eine Sekunde zu trauen! Warum auch?” Sie legte den Kopf besänftigend an seine Schulter und obwohl Michaels tödlicher Blick noch immer auf Viper ruhte, strich seine Hand abwesend sanft ihren Rücken hinab.
“Das hat nichts mit Vertrauen oder Sympathie zu tun, Menschlein.” Seine samtene Stimme zeugte von berechnender Ruhe.
“Warum du mich dem Mörder vorziehen solltest? Weil ich dich in diesem Moment töten könnte, vor den Augen deiner Tochter. Weil es ihre Seele zerreißen würde, deinen Tod nicht verhindern zu können, ganz gleich, ob sie ihre wahre Gestalt annimmt. Weil ich den Auftrag meines Meisters mit einem Fingerschnipsen erfüllen könnte, und es dennoch nicht tue.”
Ruckartig sprang Catharina auf die Beine
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