Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)
Kampfgefährte trug.
Ihre Silberklauen fuhren durch Gefieder und verwitterte Haut. Sie wirbelte um die eigene Achse, beherrschte den tödlichen Tanz.
Auch Nubes hatte sich mühsam erhoben und obwohl sein sehniger Leib vor Erschöpfung zitterte, kauerte er knurrend vor Nox.
"Ich werde euch beschützen!" Das Fauchen drang tief aus ihrer Kehle.
Und sie erkannte mit erschreckender Klarheit, dass dieses kriegerischer Feuer erst erlöschen würde, wenn die Vögel erneut zu singen begännen und Aschedünen den Waldboden bedeckten. Oder sie tot zu Boden sank.
Plötzlich spürte Catharina die Hand des Raben an ihrer Kehle, sah in sein widerwärtig makelloses Gesicht, nur einen Hauch von dem ihren entfernt.
“Das ist ja so … erregend, süße Wildkatze. Und zugleich unendlich sinnlos.” Lächelnd neigte er den Kopf und fuhr mit seinem Daumen an ihrer rechten Halsseite entlang. Scharfe Sturmböen zeichneten splittergleiche Kratzer auf seine Wange, während ihre Krallen das Gewebe seines dunkelbraunen Wamses zerrissen.
Schmerzerfüllt verengte er die Augen.
“Verärgere mich nicht”, flüsterte er erzürnt und schloss seine Finger noch ein wenig härter um ihre Kehle.
Im nächsten Moment warf der Höllenfürst sie zurück ins wabernde Gewimmel seiner Kinder. Geistesgegenwärtig stieß die Sirene dem Fall ihre Schwingen entgegen, bevor ihr Rücken gegen einen knorrigen Eichenstamm schlagen konnte.
Klauenbewehrte Tatzen stießen in ihre Seite, schwarze, spröde Federn zischten dicht an ihrem Gesicht vorbei und ihr Körper brannte vor höllischem Schmerz.
Allmählich sollte die Erkenntnis ihren Geist durchdringen. Die Erkenntnis, dass es keine Aussicht auf einen Sieg gab und Hoffnung vergebens war.
Doch der Kampfesrausch ließ jeden noch menschlichen Gedanken verglühen.
Krallen nagelten sie an die raue Rinde, die gelben Augen der Bestie brannten auf ihrem Gesicht und Fänge schnappten drohend nach ihrem Hals.
Wild wand sich die Sirene in dem unnachgiebigen Griff, das Aufbäumen eines Tieres, das für seinen Kampf noch mehr Wunden anzunehmen bereit war.
Fauchend versuchte sie ihre Schwingen zu befreien, als ein scharfes Sirren erklang und der grollende Dämon über ihr erstarrte.
Das Axtblatt war tief in seine Brust eingedrungen, Sonnenlicht tanzte vergnügt auf funkelndem Stahl. Ohne einen Laut oder das letzte Zucken der Muskeln, zerfiel das Wesen zu Asche.
Ruckartig wandte Catharina den Kopf zur Seite, Verwirrung zuckte durch jenes fremde Feuer, das ihren Geist beherrschte.
Doch sie kannte ihn, nicht wahr?
Den dunkelhaarigen Mann, der durch dichtes Zweiggeflecht brach, seinem Schimmel die Fersen in die Flanken grub und auf das Schlachtfeld preschte.
Dunkelgrüne Augen glitten an ihrer Gestalt hinab, doch vermochte seine Fassungslosigkeit weder die Liebe noch den Zorn zu verdrängen.
“Kleine Eule …”, wisperte er mit einem plötzlich aufblitzenden Lächeln.
Erst als die Dämonen sich kreischend ihrem neu entdeckten Gegner näherten, unterbrach ihr Vater den Blickkontakt.
Er warf ein Bein über den Hals seines Hengstes, die Kniekehle am hohen Sattelhorn und ließ seinen Köper gen Boden fallen. Eine Hand zerrte die Axt aus dem Erdboden, bevor er sich erneut in den Sattel schwang.
Zu gerne hätte Catharina beobachtet wie die Flugratten unter ihres Vaters Klingen vergingen, aber scharfe Klauen um ihre Taille forderten ihre Aufmerksamkeit.
Kichernd riss das Biest die Sirene hinauf zu den Baumkronen und sie fauchte vor Wut und Schmerz. Der Wind stimmte in ihren Schrei ein, trug den Geruch vom stürmischen Meer mit sich. Unbändig peitschten ihre Feuerschwingen, während sie herumwirbelte und ihm die Silberklauen über die Schulter zog.
Das Kreischen des Dämons erfüllte ihre Sinne, als er seinen Griff abrupt löste.
Doch noch bevor sie ihren Fall kraftvoll auffangen konnte zerrten andere Klauen an ihrem Leib, nahmen ihr die Freiheit und hinterließen brennende Striemen. Und diese dreckigen Ratten genossen das Spiel!
In diesem Augenblick erklang ein tiefes Knurren aus dem Unterholz, so dominant und unheilvoll, dass die Dämonen angstvoll zurückzuckten.
Nur einen Herzschlag später jagte der Wolf die Böschung hinab, geschmeidige Muskeln spielten unter dem Fell, das wie gesponnenes Silber schimmerte.
Aber kein Tier konnte sich bewegen, als sei es ein Schatten, ungreifbar, berechnend und präzise. Der Wolf spannte die Schulter, glitt über Moos und Asche hinweg und
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