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Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)

Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition)

Titel: Die Hüter der Unterwelt - Die Seele der Schlange (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Shea A`Taria
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sprang.
    Benötigte keine Schwingen um zu fliegen.
    Seine perlweißen Fänge gruben sich in den Nacken des Dämons, der nicht schnell genug von ihr abgelassen hatte. Mit mörderischer Leichtigkeit riss er das fiepende Federbündel herum, stemmte die Pfoten zwischen rußige Wurzeln und beobachtete sardonisch die Asche, die der Wind davontrug.
    Einen Atemzug später wandte er Catharina den Blick zu, geliebte tiefgrüne Schlangenaugen loderten in seinen wölfischen Zügen.
    Argwöhnisch bleckte die Sirene ihre Zähne. Wildes Misstrauen zeichnete das Wesen der Dämonin aus und augenblicklich galt ein jeder als ihr Feind, der Nox und Nubes zu nahe kam.
    Plötzlich jedoch trat dieses verruchte Funkeln in seine Augen, ein Lächeln schalkhafter Provokation. Ein Lächeln, das keinem anderen Menschen glich und das ihre Seele stets erkennen würde, bis in alle Ewigkeit.
    “Viper …”, hauchte sie, neigte leicht den Kopf und zog ihre geschwungen Adlerklauen zurück. Die Stimme der Sirene tanzte feinen Silberquellen gleich um ihre Körper, erfüllte den lauschenden Wald.
    “Eine fremde Gestalt? Warum …?”
    Die vergnügten Worte endeten in einem Schrei, als zwei Arme sich kalt und hart um ihre Mitte schlangen. Der leise Fluch erklang dicht an ihrem Ohr.
    “Welch unangenehme Überraschung, Nazriel!”
    Zornig kämpfte Catharina im Griff des Raben und nahm zugleich den intensiven Russgeruch wahr, der sie umspielte. Vor Entsetzen setzte ihr Herz einen Schlag aus. Sie kannte dieses Gefühl … die flüchtigen Augenblicke, bevor Viper sie in die Schattenwelt trug. Nein!
    Der Wolf fletschte seine Zähne, ein Versprechen, das Schlimmeres als den Tod verhieß. Seine Gestalt verschwamm so schnell, dass nur die scharfen Augen der Sirene die Verwandlung erfassen konnten.
    Eisgrauen Funken flirrten um angespannte Muskeln, sein Fell wich lederumspannter Haut. Allein die tödlichen Augen blieben.
    “Hände weg von meinem Mädchen!”, zischte Viper mit nunmehr menschlicher Stimme. Zwischen zwei Wimpernschlägen vernichtete er jegliche Distanz, stieß nachtschwarze Klauen in die Flanken des Raben.
    Allzu plötzlich gaben die Arme sie frei, der stechende Geruch verebbte und das Unterholz gewann erneut seine Konturen.
    Sie wirbelte katzenschnell herum.
    Viper hatte den Fünften Höllenfürst mit sich zu Boden gerissen, glich einem Raubtier mit mörderischer Geschmeidigkeit und gefletschten Fängen. Dem Raben entfuhr ein peinvolles Knurren, als Viper die Krallenspitzen durch seine Schattenschwingen hindurch in die Erde nagelte.
    Und für einen wilden Herzschlag blitzte das andere Bild vor Catharinas Augen, die zweite Wirklichkeit.
    Sie sah den silbergrauen Leib der Schlange, unnachgiebig um einen schwarzen Vogel geschlungen. Er schlug kreischend um sich, doch seine Klauen schienen die matt blitzenden Schuppen nicht durchdringen zu können.
    Die Schlange vergrub ihre Fangzähne tief in der Kehle des Raben, vereinzelte schwarze Blutperlen befleckten Nadeln und Farn.
    “Vergiss es!”, stieß der Fünfte Höllenfürst atemlos hervor. “Selbst wenn du mich in Stücke reißt … Niemand kann Luzifers Brüder töten, noch nicht einmal du!”
    “Ach nein?” Ein diabolisches Grinsen umspielte seine Lippen. Fließend sprang er auf die Beine, ließ für einen Atemzug von seinem Gegner ab, der keuchend in sich zusammensank.
    Viper kauerte lächelnd neben ihm auf die Fußballen nieder und seine klauenbewehrten Hände huschten schattengleich über den Waldboden.
    Glutrote Runen erstrahlten im Dämmerlicht, wie ein betörendes Gemälde mit Blut gezeichnet. Der Bannkreis entflammte leise zischend um den Raben herum.
    “Das wagst du nicht!” Der Erzdämon erhob sich so ruckartig, als habe ihm jemand einen Dolch in die Kehrseite gerammt. “Nazriel, du elendiger Sohn eines Schakals und einer Natter, das wagst du nicht!"
    “Ich will dir eine Frage stellen, Luhiell, Hüter des Fünften Kreises.” Die Worte glitten dunkel und rauchig über Vipers Zunge, glichen einem längst vergessenen Gedicht.
    “Dämonen sind die Bewahrer des Wissens, denn wir existieren seit Anbeginn der Zeit. Du bist gezwungen mir die einzig wahre Antwort zu geben.”
    Der Rabe musterte die Schlange bebend vor Zorn, doch seine Glieder schienen erstarrt. Vipers Lächeln war pure Gefahr.
    “Luhiell … was trennt Licht von Finsternis? Zwei Seiten derselben Medaille. Wechsle deine Sicht und das Gute wird zum Bösen. Allein unser Bewusstsein verändert, was vom Sein gegeben ist.

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