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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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einem Glaskrug ein.
    »Wie ich höre, habt Ihr die Nachrichten von Otter, dem Steinedeuter, vernommen?« Er nahm einen kräftigen Schluck
von dem Wein; es war ein winterlicher Roter aus dem Süden, vollmundig und wohlig.
    Sorn nickte. »Ich tat, was ich konnte, und ließ Vorbereitungen treffen.«
    Leof lächelte sie an. »Ich komme soeben von den Schmieden. Ihr habt genau das Richtige getan, meine Lady. Die Männer meines Lords werden morgen bei Sonnenuntergang auf dem Weg nach Carlion hier durchmarschieren, und es wird … es wird sehr wichtig sein, dass die Äxte fertig sind und sie sie mitnehmen können.«
    Sie nickte ernst. »Und mein Lord?«
    Er beeilte sich, sie zu beruhigen. »Er wird bei ihnen sein. Er heißt mich, Euch zu sagen, dass er an Euch denkt. Es geht ihm gut, doch …«, er holte die Liste, die Thegan ihm überreicht hatte, aus seiner Jackentasche, »nicht alle werden mit ihm zurückkehren. Der See - oder, wie mein Lord glaubt, ein Zauberer, der den See beherrscht - hat eine große Welle auf uns niedergehen lassen. Viele kamen dabei ums Leben.«
    Sorn schaute die Blätter an und wurde sehr still.
    »Wie viele sind es?«, flüsterte sie. Der Whippet sprang auf und schnüffelte an ihrer Hand. Sie tätschelte ihn geistesabwesend. »Psst, Fortune.«
    »Etwa ein Viertel unserer Streitmacht«, sagte Leof. »Mein Lord hat mich damit beauftragt, es den Familien mitzuteilen.«
    Sorn griff nach den Unterlagen. »Das obliegt meiner Verantwortung«, sagte sie mit gesenkter Stimme. »Ihr habt schon genug zu tun.« Sie zögerte. »Und das Seevolk?«
    Leof stieß einen Seufzer aus. »Wir haben das Seevolk gar nicht zu Gesicht bekommen«, sagte er. »Mein Lord macht einen Zauberer aus Baluchston für die Welle verantwortlich und war im Begriff, die Stadt zu bestrafen, als der Bote aus Carlion eintraf.«

    Sorn holte tief Luft und atmete dann langsam wieder aus, während sie nach wie vor auf die Liste der Namen schaute. »Baluchston ist ihm ein Dorn im Auge«, sagte sie abwesend. »Auf die eine oder andere Weise wird er ihn entfernen.« Dann schaute sie auf. Besorgnis spiegelte sich in ihrem Blick wider, als könne er diesen Kommentar als Verstoß gegen ihre Loyalität empfinden. Es war die erste wirkliche Gefühlsregung, die sie zeigte. Der Whippet stand wachsam neben ihr und beobachtete ihn misstrauisch.
    Leof lächelte sie beruhigend an. »Auf die eine oder andere Weise«, stimmte er ihr zu. Sie entspannte sich ein wenig, saß jedoch wie immer kerzengerade. Fortune setzte sich wieder.
    »Geht in Euer Quartier, mein Lord, und ruht Euch aus. Morgen ist es noch früh genug, um mit Eurer Arbeit zu beginnen.«
    Er lächelte sie wehmütig an. »Ich bezweifele, dass mein Lord dieser Meinung ist. Ich habe noch ein paar Stunden zu tun, bevor ich ausruhen kann. Aber gerne hätte ich ein wenig zu essen.«
    Sie erwiderte sein Lächeln, wobei sich ihr Gesicht mit einem Anflug von Schalk erhellte. »Ich gestehe, dass ich angeordnet habe, eine Mahlzeit in das Arbeitszimmer der Offiziere bringen zu lassen. Mittlerweile sollte dort ein Mahl bereitstehen.«
    Er kicherte. »Offenbar bin ich leicht zu durchschauen. Danke, meine Lady.« Er stand auf, verneigte sich und ging hinaus. Sie blieb schweigsam sitzen. Während ihres Gesprächs war die Sonne an dem Fenster vorbeigezogen. Und nun saß Lady Sorn, mit dem Hund an ihrer Seite, im Schatten und studierte die Liste der Toten.

Ash
    Als sie um Mitternacht Schichtwechsel machten, sagte ihm Flax, dass es weit oberhalb der von Wagen und Reitern benutzten Straße einen Trampelpfad gebe. »Er klammert sich an den Berghang«, erklärte er, »ungefähr auf halber Höhe. Es heißt, er verliefe unterhalb der Wildnis.«
    Schweigen breitete sich zwischen ihnen aus, während sie beide darüber nachdachten und die Gefahren abwogen.
    »Können wir ihn benutzen, ohne dass man uns sieht?«, fragte Ash.
    Flax hob sich vom Hintergrund lediglich als tiefschwarzer Flecken ab, doch irgendwie wusste Ash, dass er sich gerade nachdenklich an der Lippe zupfte.
    »Wenn wir früh genug aufbrechen, vielleicht.«
    Also brachen sie noch vor der Morgendämmerung, sobald das Licht so hell war, dass die Pferde ihren Halt finden konnten, auf. Der gefährlichste Abschnitt befand sich dort, wo der Abstieg zum Tal begann, in Richtung einer größeren Straße und an einem florierenden Pferdegehöft vorbei, wo sich die Weggabelung zum Pfad in die Berge befand. Einen Hang hinabzureiten gehörte zum Schwierigsten, was Ash

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