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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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ihren ausdauernden Einsatz. Er befahl einem weiteren Stallburschen, Bandy zu helfen, bevor er direkt die Schmiede aufsuchte. Dabei schmerzten ihm die Beine, doch er gestand sich nicht ein, dass er völlig erschöpft war.
    Affo, der Oberschmied, war ein überraschend kleiner Mann, besaß allerdings die kräftigen Arme, die seine Zunft auszeichneten. Leof erzählte ihm keine Einzelheiten von dem Angriff auf Carlion, nur dass die Stadt angegriffen worden war und die Männer des Kriegsherrn losmarschieren würden, um den Bewohnern zu Hilfe zu eilen.
    »Wir haben vielleicht ein paar Tage, bis sie an uns vorbeimarschieren. Und in dieser Zeit …« Er legte eine Pause ein, unschlüssig, wie er den Befehl in Worte fassen sollte. Dann tat er das Problem achselzuckend ab. Es gab keine gute Art und Weise, es auszudrücken. »Ich brauche so viele Äxte, wie ihr herstellen könnt.«
    »Wir sind schon dabei, Herr«, sagte Affo überrascht. »Wir stellen Schlachtäxte, Hellebarden, ja sogar Hackbeile her.«

    »Was?«
    »Lady Sorn hat das so angeordnet, nachdem dieser verrückte … nachdem dieser Bote aus Carlion gekommen war. Sie hat gesagt«, fügte er hinzu, offenkundig auf Informationen aus, »dass mein Lord Thegan sie benötigte. Sie meinte, wir sollten uns keine Mühe mit der Feinarbeit machen, keine Ausschmückungen und dergleichen, sondern einfach nur scharfe Waffen schmieden?«
    »Wenn dein Kriegsherr wollte, dass du wüsstest, warum, dann hätte es dir seine Dame gesagt, nicht wahr?«, sagte Leof streng.
    »Jawohl, Herr«, sagte Affo. In seiner Miene war deutlich zu lesen, dass er dachte: »Alle Herren sind verrückt.« Leof hoffte, dass er dies auch weiterhin denken würde, statt sich die Frage zu stellen, gegen welche Art Feind man mit Äxten vorgehen musste. Auf den Gedanken, dass Otter natürlich zuerst Sendat erreicht hatte, war Leof nicht gekommen. Lady Sorn hatte reagiert, wie es sich für die Dame eines Kriegsherrn geziemte. Sein Atem ging leichter. Die Männer würden also nicht schlecht bewaffnet in die Schlacht ziehen, mochte es auch lediglich für die erste Reihe der Krieger genügend Äxte geben.
    Er wandte sich der Halle und damit Lady Sorn zu. Ein wenig hatte er gehofft, sie würde ihn auf dem Musterplatz erwarten, doch natürlich tat sie das nicht. Nicht die Lady. Sie drängte sich nie auf die öffentlichen Plätze - zu den Männern. Die Halle, die Residenz und die Gärten, das war ihr Reich, und dort hielt sie sich größtenteils auf. Leof hatte dies schon gefallen, als er zum ersten Mal nach Sendat gekommen war. Sie verhielt sich so, wie es einer Frau gebührte, war bescheiden und kultiviert. Dann hatte er Bramble kennen gelernt, und seine Vorstellungen darüber, was einer Frau gebührte, hatten sich erheblich verändert.

    Sorn erwartete ihn am Feuer in der Halle. Sie saß an einer von Sonnenlicht aus einem der hohen Fenster beschienenen Stelle. Das Licht verwandelte ihr rotbraunes Haar in Feuer und ließ ihre Haut glühen, was das frische Grün ihres Kleides verstärkte. Ihre Ohrringe reflektierten das Licht und warfen flackernde Schatten in die Ecken des Saals. Sie wirkte einen Moment wie ein Wesen aus Flammen und Blättern, wie die Verkörperung eines Waldes zwischen Herbst und Frühling, eingefangen auf einem Bildteppich. Dann sah er ihr Gesicht, erstarrt wie ein zugefrorener Teich, und er dachte: Zwischen Herbst und Frühling liegt der Winter.
    Normalerweise war Sorn umgeben von ihren Zofen und Damen. Aber abgesehen von dem kleinen Jagdhund, der sich immer an ihrer Seite befand, war sie nun allein. Sie wartete darauf, die Nachricht von ihrem Lord unter vier Augen zu hören. Leof wünschte, er könnte ihr Besseres berichten.
    Er verneigte sich und salutierte. Beherrscht erhob sich Sorn und verneigte sich ihrerseits, womit sie das Protokoll genauestens einhielt. Auf ihrem Gesicht war keine Spur von Besorgnis sichtbar. Der kleine, silberhaarige Whippet - wie war noch sein Name, irgendetwas Sonderbares, er konnte sich nicht erinnern - stellte sich an ihre Seite, zitternd, wie Whippets es in Gegenwart Fremder stets taten. Sie beruhigte ihn, indem sie ihm kurz über das Fell strich, und er legte sich wieder hin, hielt den Kopf jedoch wachsam erhoben.
    »Meine Lady, ich überbringe Euch Grüße von Lord Thegan«, sagte Leof.
    »Ihr seid mir willkommen, Lord Leof.«
    Sie deutete auf einen Stuhl neben dem ihren, und dankbar machte Leof es sich auf dem gepolsterten Stuhl bequem. Sorn schenkte ihm Wein aus

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