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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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ihrem Stuhl und setzte sich vor einen neuen Teller mit Ziegenbraten, der auf Sorns Signal hin von irgendwo herbeigezaubert worden war. Er aß dankbar und lächelte sie an, während er das Essen verschlang. Eine Frau, die einem zu essen gab, war genauso viel wert wie eine Frau, die einem beilag, dachte er. Sorn lächelte ihn ruhig an, nun wieder ganz die Dame in der ihr angestammten Halle. Was für eine Kriegsherrin würde sie abgeben!, dachte Leof. Dann musste er über sich selbst lachen. Die gefasste, abgeklärte, damenhafte Sorn! Er musste müder sein, als er dachte. Zumindest würde er heute schlafen können, ohne darüber nachzudenken, was wohl in Carlion geschah.

Bramble
    »Du kannst jetzt gehen«, hatte Dotta gesagt, als wäre sie die Frau eines Kriegsherrn, die einen ihrer Diener entließ. Bramble fand dies eher belustigend als ärgerlich, wusste jedoch, dass sie das Lachen als Schutz nutzte, um ihre Unsicherheit zu verbergen. Was hatte es zu bedeuten, dass Dotta sie entdeckt hatte? War sie demnach wirklich gegenwärtig und erlebte diese Zeiten und Geschehnisse wahrhaftig? Ein Teil von ihr hatte geglaubt, es handele sich um eine Geschichte, die vor ihr aufgeführt wurde, eine Botschaft, welche die Götter ihr mitteilen wollten. Ein Teil von ihr hatte geglaubt, sie sei in Wahrheit wieder zurück in Oakmere und dies hier seien bloß Trugbilder, reelle Trugbilder vielleicht, wahrheitsgetreu, aber eben doch ein Zauber, den die Götter hervorgerufen hatten.
    Wenn sie nun tatsächlich hier war … Konnte sie dann etwas ändern?
    Sie hatte schon zuvor mit dem Gedanken gespielt, aber nicht ernsthaft. Schon allein dabei hatten die Götter ihre Missbilligung zum Ausdruck gebracht. Als das Wasser sie fortschwemmte, überlegte sie es sich dennoch erneut. Wenn es möglich war, Dinge zu verändern, etwa mit Baluch in Verbindung zu treten oder mit Gris … Wenn sie die Geschehnisse so ändern konnte, dass die Menschen in den Domänen nicht starben … Am besten, man würde eine Lawine im
Death Pass auslösen, während Acton und seine Leute ihn an jenem ersten Frühlingsmorgen überquerten.
    Die Geschichte beeinflussen. Acton, Baluch und die anderen Eindringlinge töten.
    Sie erinnerte sich, wie Dotta gesagt hatte: »Habt ihr geglaubt, der Schicksalsstein habe gar nichts zu bedeuten?«
    Sie erinnerte sich daran, wie Acton sagte: »Ich habe den Eiskönig gesehen, wir können ihn nicht besiegen!«
    Sie erinnerte sich an Sebbis über das Eis verspritztes Blut.
    Wenn sie in die Geschichte eingriff, würden Actons Leute sterben.
    Ihr Volk. Ihre Vorfahren.
    Bitter begriff sie nun, warum für diese Aufgabe jemand mit gemischtem Blut ausgesucht worden war. Jemand mit zwei Wurzeln, der am Ende weder auf der Seite des einen noch der des anderen stehen würde.
    Wenn sie die Geschichte nicht änderte, würde die eine Seite ihrer Vorfahren sterben. Falls sie es tat, die andere. Einen guten Ausgang würde es auf keinen Fall nehmen. Sie machte sich keinerlei Illusionen, die Dinge so verändern zu können, dass die Invasion friedlich vonstattenging. Selbst wenn sie Kontrolle über Actons Geist bekommen konnte, würde es dazu nicht kommen. Es gab zu viele Männer, die sehr gut kämpfen konnten und sehr gerne kämpften, als dass so etwas möglich wäre. Männer, welche die Intensität, die Lebendigkeit eines Lebens am Rande des Todes genossen, so wie Bramble selbst die Intensität während der Jagdrennen genossen hatte.
    Wenn sie die Invasion geschehen ließ, machte sie sich genauso schuldig wie Acton.
    Sie ließ diesen Gedanken auf sich einwirken, während das Wasser sie aufnahm und an eine andere Küste spülte.

    Immerhin war es wärmer. Aber das Joch, das auf ihrem Rücken lastete, war so schwer, dass sie nur den Erdboden vor sich wahrnahm, als ihr Sichtfeld aufklarte. Es war steinige Erde, wie man sie in der Nähe von Bergen vorfand, voller spitzer Steine und verborgener Felsen. Sie zog etwas. Bei den Göttern, sie zog einen Pflug! Kein Wunder, dass es verdammt harte Arbeit war. Hatten diese Menschen denn nicht gelernt, dass man für so etwas Ochsen einsetzte? Oder Pferde? Sie hatten doch Pferde!
    »Beweg dich, Leibeigener!«, ertönte eine laute Stimme. »Wir müssen die Saat aussäen, bevor der Regen einsetzt!«
    Ein Leibeigener. Nicht ganz so etwas wie ein Sklave, nicht in dem Sinne, wie die Wind Cities Sklaven hielten. Sie wurden nicht die Nacht über gefesselt und auch nicht verkauft. Es waren eher leibeigene Arbeiter. Jedenfalls

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