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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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Tonfall.
    »Die Halle errichten wir als Erstes. Danach die Frauenunterkunft und dann die Nebengebäude.«
    »Habt ihr keine getrennten Häuser?« Wieder dieser kaum unterdrückte Hohn. Acton lächelte. Es war ein Lächeln, das der Leibeigene als gefährlich erkannte, denn er packte das Joch fester, als hielte er eine Waffe, bereit, sich nötigenfalls damit zu verteidigen.
    »Wir fühlen uns am wohlsten, wenn wir gemeinsam leben und arbeiten«, sagte Swef besänftigend. »Wie Ihr seht«, er wies auf die hinter dem Gebäude stehenden Karren, »brauchen wir vor allem einen schönen großen Speicher.«
    »Ja«, sagte Hawk, »das sehe ich.«
    Swef legte ihm vertrauensvoll eine Hand auf die Schulter und führte ihn weg von dem Gebäude zu der Stelle, wo der Leibeigene arbeitete. Er setzte ein umgängliches Lächeln auf, doch der Leibeigene behielt das Joch fest in der Hand. »Wir haben vor, unsere Schafhürde hier zu errichten.«
    Das Wasser kam überraschend. Aber was passierte hier?, fragte sich Bramble, während sie hilflos von ihm fortgerissen wurde, als wäre sie ein Blatt in einem Bergstrom. Was war passiert, das die Geschichte verändert hatte? Zusammenarbeit.
Frieden. Eine allmähliche Ansiedlung, keine plötzliche Invasion. Dankbarkeit und ein Glücksgefühl stiegen in Bramble auf. Ganz gleich wie es geschehen war, es war passiert. Nun gab es nur noch eins, was sie beunruhigte. Wenn die Vergangenheit sich verändert hatte, sodass die Invasion friedlich verlief, warum war sie dann überhaupt noch hier? Oder war sie dazu verdammt, Actons Leben mitzuerleben, ganz gleich was noch geschah? Der Gedanke bereitete ihr Kopfzerbrechen, tat aber dem starken Gefühl der Erleichterung und Freude, das sie empfand, keinen Abbruch.

    Ihre Knochen schmerzten. Jeder Knochen, und jeder einzelne mit einem ganz eigenen Schmerz.
    »Ich bin zu alt«, sagte ihre Stimme und klang dabei ein wenig krächzend. »Ich bin zu alt, um mich wie eine Ziege über die Berge zu plagen.«
    »Du bist doch nicht zu alt, Ragni«, ertönte da Actons Stimme, warm und neckisch. »Du bist doch noch ein Mädchen! Keine Angst, ich trage dich persönlich hinüber und kuschele dabei auch noch mit dir!«
    Ragni lachte, musste jedoch während des Lachens husten. Sie war offenkundig krank. Jedes Mal, wenn sie hustete, schmerzte ihre Brust, als werde sie zerrissen. Schleim füllte ihren Mund, und sie drehte sich höflich um, um ins Feuer zu spucken. Es war das Feuer in Haralds Halle. Sie waren wieder in Haralds Gehöft, jenseits der Berge, und es war kalt, eiskalt, kälter als in der Hölle. Viel kälter noch, als es an dem Abend gewesen war, als Acton und Baluch sich auf die Suche nach Friede gemacht hatten. Lag das am Eiskönig?
    »Heb dir dein Kuscheln für die auf, die sich danach sehnen!«, schimpfte Ragni sanft mit Acton. »Davon gibt es ja genug, wie ich höre!«
    Acton zuckte mit den Schultern. Er saß mit dem Rücken
zum Feuer und lehnte sich gegen die wärmenden Steine der Feuerstelle. Sein Haar wurde beschienen, während sein Gesicht im Schatten lag. Doch Ragni erkannte darin etwas, Bramble wusste nicht was, und beugte sich besorgt vor.
    »Was hast du, Junge?«
    »Ach, das einzige Mädchen, das ich begehre, will mich natürlich nicht«, sagte er, ihre Sorge abtuend. »Ist das denn nicht immer so?«
    Ragni schnalzte mit der Zunge. »Dann ist sie eine Närrin«, sagte sie rundheraus. »Es ist ihr Schaden, Junge, nicht der deine.«
    »Mmm …«, murrte er.
    »Es ist doch wohl nicht dieses alberne kleine Ding von Edwa, oder?«, fragte Ragni scharf. »Hinter ihr sind alle Jungen her, aber sie ist kein Stück Lumpen wert, nicht den geringsten. Sie wird einmal eine schlechte Ehefrau abgeben, Junge, eine schlechte und böswillige Frau.«
    Acton lachte. »Nein, nein, so ein Narr bin ich nicht. Ich kann ihr Gekichere nicht ausstehen!«
    Ragni nickte zufrieden. »Also schön. Wer ist es dann?«
    Acton schüttelte den Kopf. Seine Miene war unergründlich. »Weniger Worte, weniger Bedauern«, sagte er. Das war ein uraltes Sprichwort. Bramble hatte immer geglaubt, es sei ein Sprichwort der Wanderer.
    »Hä?«, fragte Ragni, nicht überzeugt. »Nun, es ist gut, dass du wieder von Swefs neuem Gehöft zurückgekommen bist, Junge. Das war das Schlechteste, was Harald je getan hat, dich gehen zu lassen. Asgarn hat recht gehandelt, als er dich zurückkommen ließ, auch wenn es nur auf einen Besuch ist.«
    »Asgarn ist ein guter Stammesführer«, sagte Acton. »Er kümmert

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