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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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sie diese Wut.

    »Mach die Tür hinter mir zu«, sagte er. »Ich komme zu dir zurück.«
    Wili nickte. Er ging auf die Tür zu, zögerte dann und drehte sich um, als ließe ihm die Frage keine Ruhe.
    »Friede?«
    Wili schüttelte den Kopf. »Sie ist bei dem Angriff gestorben. Drei von ihnen hat sie mit in den Tod genommen, weil sie nicht damit gerechnet haben, dass ein Krüppel kämpfen würde.« Ihre Stimme klang bitter. »Ich hätte härter kämpfen müssen. Vielleicht hätten sie mich dann auch getötet.«
    Acton hob abwehrend die Hand, sodass das Schwert nach oben wies. Seine Augen waren dunkel vor Zorn und Entschlossenheit. »Du bist der Schatz, den wir aus diesem Wrack geborgen haben«, sagte er. Bramble spürte die Wärme, die diese Worte in Wili hervorriefen, als habe sie auf ein Urteil gewartet, eine Todesstrafe, und sei stattdessen begnadigt worden.
    Acton eilte zur Tür hinaus, wieder hinein in das Gerufe, Geschrei und die harten, dumpfen Geräusche. »Tötet sie alle!«, rief er im Laufen, das Schwert schwingend.
    Wili fing wieder an zu weinen, sank auf den Boden und ließ den Kopf hängen. Die Tränen wuschen Bramble sanft hinfort, wie eine weiche Rutschbahn in den Schlaf.

    Das Einzige, was sie spürte, war ihr Herz, das zu schnell schlug, als sei es im Begriff, sich zu überschlagen. Sie kam nicht zu Atem. Es kostete sie all ihre Kraft, aber sie schaffte es, sich aus der Seele zurückzuziehen, in der sie sich befand, zurück aus dem gequälten Körper. Außer einigen Lichtstrahlen, die durch Ritze einfielen, konnte sie kaum etwas sehen. Sie waren in einem kleinen Raum. Vielleicht ein Lagerraum. Ihre Hände waren mit einem Schal gefesselt. Die Luft war kalt; ihr Atem war hier das Wärmste. Sein Atem;
sie war wieder in einem Mann. Aber wer es war, wusste sie nicht. Sein Wesen kam ihr vage vertraut vor, doch er war so verängstigt, dass seine ganze Persönlichkeit ausgemerzt worden war.
    Eine Tür in der gegenüberliegenden Wand schlug auf, und ein rothaariger Mann erschien. Ihm folgte ein stämmiger Blonder mit breiten Schultern. Gemeinsam fassten sie den Mann unter die Achseln, zogen ihn hoch und schleppten ihn zur Tür hinaus. Dann warfen sie ihn auf den kalten Boden eines Hofs hinter einem großen Gebäude. Hawks Haus?, fragte sich Bramble.
    Acton und Baluch standen dort, ihre Kleider waren blutbesudelt, die Augen rot gerändert vor Erschöpfung. Acton reinigte gerade sein Schwert mit einem Stofffetzen und schenkte dabei der Stelle um den Griff große Aufmerksamkeit. Baluch schaute ihn besorgt an und warf dann einen raschen Blick in eine Ecke des Hofs. Der Mann, in dessen Körper Bramble war, schaute ebenfalls dorthin und erschauderte. Die Leiche einer Frau lag ausgestreckt an der Wand eines Stalls. Bramble hörte in diesem Stall Schweine nach Essen quieken, jenes schreckliche Quieken, das sich genauso anhörte, als schneide man ihnen die Kehle durch.
    Acton schaute nicht zu der Leiche der Frau, daran bestand kein Zweifel. Der Rothaarige und der Blonde kehrten in den Hof zurück und schleiften die Leiche fort. Erst jetzt schaute Acton auf, gerade noch rechtzeitig, um zu sehen, wie Asgarn an den beiden vorbeiging, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Acton schob sein Schwert in die Scheide, als sei er froh darüber, es wegstecken zu können.
    Asgarn war in Hochstimmung. Er war genauso blutverschmiert wie die anderen und auch genauso müde, aber er lächelte befriedigt.
    »Das war ein gutes Tageswerk«, sagte er. Er klopfte Baluch
auf die Schulter. »Vielleicht machst du ja ein Lied darüber, hä? Die Saga von Hawks Halle.«
    Baluch schüttelte den Kopf. »Vielleicht die Saga vom Death Pass.« Bramble hätte lächeln wollen. Offenbar hatte er bereits darüber nachgedacht, wahrscheinlich, als sie durch den Pass gezogen waren.
    »Ist niemand am Leben geblieben?«, fragte Acton.
    »Nur der hier.« Beiläufig trat Asgarn den Mann, der am Boden lag. »Als du den Befehl gabst, sie alle zu töten, haben wir das auch getan.« Acton zuckte zusammen. »Du wolltest sie doch alle tot haben, nicht wahr?«
    »Die Männer«, sagte Acton. »Ich wollte die Krieger tot haben.«
    »Ach …«, Asgarn zuckte mit den Schultern. »Nun, nächstes Mal sagst du uns das lieber genauer, Kriegsherr.« Er wandte sich ab und trat den Mann erneut heftig gegen die Schulter.« Und was machen wir nun mit ihm? Soll ich ihn erledigen?«
    »Nein!«, sagte Acton. Er betrachtete den Mann nun genauer und war überrascht. »Du bist doch einer

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