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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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den Schwertern der Dunkelhaarigen zusammenbrachen. Sie hatten überhaupt nicht damit gerechnet, und sie starben wie die Fliegen. Ha!
    Bei allen Göttern, die es gibt, ich schwöre, ich bin kein Eidbrecher. Was waren Swefs Leute für mich? Gefängniswärter. Ich bin, ich war ein Leibeigener. Falls der einzige Weg in die Freiheit für mich den Tod bedeutete, dann empfing ich ihn mit offenen Armen.
    Besser, als ein Leibeigener zu sein. Besser, als Jauche zu tragen und als Ochse benutzt zu werden, als taugte ich zu nichts anderem. Besser, als angeschrien und geschlagen zu werden, wenn ich zu langsam war, und nie ein Danke zu hören, ganz gleich wie sehr ich mich anstrengte.
    Außer von Friede. Oh, und von ihrer Freundin Wili. Friede war es, die mit gutem Beispiel voranging. Immer war sie freundlich.
    Ich hatte nicht damit gerechnet, dass sie mich hasste.
    Aber dennoch, ich würde es wieder tun.
    Swef tönte immer herum, sprach immerzu mit großen Worten über das neue Land, das fruchtbare Land, das große Land, das Platz für alle bot. Aber für meinen Stamm war es
zu spät, oder? Zu spät für diejenigen, die der Eiskönig bereits besiegt hatte, die unterwürfig zu denen im Süden gehen mussten, um neuen Lebensraum zu erbetteln. Mein Vater war einer von ihnen. Wir lebten in einem kleinen Tal. Wir waren nicht genug, als dass wir hätten um neues Land kämpfen können. Wir lebten abgeschieden, ja das taten wir, und das hatte in den üppigen Zeiten gut funktioniert, aber als der König uns unser Land entriss, hatten wir keine Verbündeten, an die wir uns hätten wenden können.
    Also gingen mein Vater, der Stammesführer war, und sein Bruder, der Kriegsherr gewesen wäre, wenn wir in den Krieg gezogen wären, zu der Versammlung und baten um Land. Aber keiner gab uns welches. Daraufhin baten sie um ein ehrenvolles Dienstverhältnis, als Eidknappen gegenüber einem Stammesführer. Aber keiner wollte uns. Um ihre Familien nicht dem Hungertod auszuliefern, stimmten sie der Knechtschaft zu. Das Geld, das für ihre Verpflegung, Unterkunft und Kleidung aufgebracht werden musste, sollten sie abarbeiten. Doch das war gar nicht möglich, nicht in tausend Generationen, aber das begriffen sie nicht, weil sie nicht so klug waren wie Swef. Nicht so hinterlistig . Nicht so böse .
    Ich war fünfzehn. Ich war der Sohn des Stammesführers gewesen, und nun musste ich Frauenarbeit verrichten. Die Aufgaben eines Mannes hätte ich gern übernommen. Ich hätte Schäfer sein können oder ein Handwerk erlernen, zum Beispiel Schmied. Sogar ein Gerber zu sein wäre ehrenvoll gewesen. Aber nein, ich musste den Schweinen ihr Futter bringen, Nachttöpfe ausleeren und Pfannen reinigen. Das war eine Schande, und ich hasste sie alle. Außer Friede, denn sie war nett zu mir, und ihr rotes Haar erinnerte mich an meine Heimat.
    Mein Vater und mein Onkel ertrugen die Schande nicht. Sie erhoben erst die Stimme und dann die Hand gegen diejenigen,
die sie gefangen genommen hatten, und wurden dafür bestraft. Beim ersten Mal bekamen sie eine Tracht Prügel, beim zweiten Mal wurde ihnen die linke Hand abgehackt, beim dritten Mal empfingen sie den Tod durch den Speer. »Ich halte mir keine Bediensteten, die anmaßend werden«, sagte Swef stolz. In jener Nacht brachte sich meine Mutter um und nahm meine beiden Schwesterchen mit sich. Weil sie eine Leibeigene war, gab es für sie keinen anständigen Scheiterhaufen. Das Holz sei zu wertvoll, sagte Swef. Sie wurde verscharrt wie der Kadaver eines Tieres, das in der Sommerhitze verendet war.
    Als die Erdschollen die Leichentücher meiner Schwestern verhüllten und mir den Blick auf meine Mutter raubten, beschloss ich, Swef zu töten, wenn ich die Möglichkeit dazu bekäme.
    Ich sagte nichts. Ich tat nichts. Ich arbeitete hart und sorgte dafür, dass er mir vertraute. Als die Zeit kam, um die Dienerschaft für das neue Gehöft auszuwählen, stand außer Frage, dass auch ich mitgehen würde. Er dachte, ich sei loyal, aber ich legte keinen Eid ab außer dem, ihm den Tod zu bescheren. Dieses Gelöbnis erfüllte ich.
    Als Hawk an mich herantrat und mich bat, die Riegel der Hallentür anzuheben, war ich froh darüber. Aber ich sorgte dafür, dass Friede in Sicherheit war. Das wäre sie auch gewesen, hätte sie bloß auf mich gehört …
    Nur eins bereue ich. Ich wünschte, ich hätte mich von ihr töten lassen, denn dann wäre ich den Tod eines Kriegers gestorben. Sicher, durch die Hand einer Frau, aber Friede hatte ein

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