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Die Hueterin der Geheimnisse

Die Hueterin der Geheimnisse

Titel: Die Hueterin der Geheimnisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela Freeman
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vorbeikommen.« Aber jetzt war ich von dem Zorn erfüllt, der ihn erfüllt hatte, der Zorn, der ihn zu weit getrieben, ihn an den Galgen gebracht hatte.
    Also ging ich zu den Valuern. In den Winternächten hatten Lidi und ich darüber gesprochen, aneinandergekuschelt unter unseren dünnen Decken. Wir hatten darüber gesprochen, die Reise nach Norden zu unternehmen, zur Ansiedlung. Aber nach dem schlechten Sommer, in dem Papa eine Missernte einfuhr, war ich noch immer im Frondienst, und sie hätten mich verfolgt und zurückgebracht und gebrandmarkt, wenn nicht gar zur Steinpresse verurteilt. Also blieben wir, und ich arbeitete und sparte, bis ich genug haben würde, um meinen Frondienst abzugelten. Wir hatten vorgehabt, in diesem Sommer zu gehen. Es war Lidis Traum, nicht meiner, doch ich wäre ihm überallhin gefolgt.
    Nun war nur noch ich da, und ich ging für ihn hin.
    Nun, es ist eine lange Reise, und ich brauchte eine ganze Weile dafür, und es wurde nicht leichter, als ich einen Monat vor Whitehaven feststellte, dass ich sein Kind unter
meinem Herzen trug. Ich saß am Ufer eines Wasserlaufs, die vom Laufen müden Füße ins Wasser getaucht, und brauchte eine Weile, um die Tage abzuzählen. Nun begriff ich, verstand, dass meine Müdigkeit nicht allein daher rührte, dass ich so weit gelaufen war. Es war Lidis Baby. O Götter, habt ihn selig, er hatte sich so sehr ein Kind gewünscht. Ich wusste nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, also tat ich beides. Nun war ich noch entschlossener, zur Ansiedlung zu gehen, damit Lidis Baby ohne jeden Herrn aufwachsen würde, frei im Geist und frei im Körper.
    Aber es dauerte eine lange Zeit, und ich musste in Pless überwintern. Ich bekam Arbeit als Magd bei einem Tuchhändler am Markt. Eine der Frauen setzte sich für mich ein, indem sie sagte, ich wanderte bloß, sei aber keine Wanderin und sie sollten mich so lange einstellen, bis ich das Baby bekommen und mich erholen konnte. Warum sie das tat, weiß ich nicht, aber für mich bedeutete es das Leben. Maude, so hieß sie, war die Freundlichkeit in Person. Sie selbst habe keine Kinder, erzählte sie mir, habe sich jedoch stets eines gewünscht, um es bemuttern zu können, und so half sie mir, als wäre sie die Tante des Kleinen. Sie war Näherin für den Tuchhändler und machte mir eine ganze Reihe von Babykleidern. Sie waren wunderschön. Sie wären geeignet gewesen für das Kind eines … Kriegsherrn, wollte ich sagen, aber dem würde Sackleinen besser stehen. Geeignet für einen Prinzen aus den Wind Cities.
    Mein eigener kleiner Prinz wurde geboren, während draußen ein Wintersturm tobte, der Wind an den Läden rüttelte und der Schnee durch die Straßen der Stadt fegte. Also nannte ich ihn Snow, und das war ein guter Name, denn er war so hellhaarig, wie Lidi es gewesen war. Das freute mich. Ich selbst bin rotblond, aber meine Urgroßmutter war Wanderin gewesen, und man sagt, dass das dunkle Haar Generationen
ausbleiben und dann jederzeit wieder auftauchen kann. Ich wusste, dass es ein Kind mit schwarzem Haar schwerer haben würde, und es hatte mich beunruhigt - eine dieser albernen Sorgen, die sich eine Schwangere macht, doch in diesem Fall war sie berechtigt. Das Leben für ein dunkelhaariges Kind ist schwerer, daran besteht kein Zweifel. Mein Snow war ein winziger blonder Balg mit langen Fingern, die sich an die meinen klammerten, und mit einem Schrei, der einem bis ins Mark drang. Oh, was war er für ein Schreihals! Nur gut, dass ich hinter der Werkstatt wohnte und nicht bei jemandem im Haus, denn mit seinem Gebrüll hätte er die Toten auferweckt. Aber es war bloß eine Kolik, und nach ungefähr einem Monat hatte er sie überstanden, auch wenn ich während dieses Monats herumlief wie verstört und die Näherinnen von Glück sagen konnten, wenn sie etwas zu essen oder trinken von mir bekamen, geschweige denn das, um was sie gebeten hatten. Trotzdem bezahlten sie mich, und ich sparte alles, was ich erübrigen konnte.
    Als der Frühling kam, beschloss ich, weiter gen Norden zu ziehen. Maude wollte mich zum Bleiben überreden. »Es ist eine freie Stadt«, sagte sie. »Hier wird er genauso frei sein wie in der Ansiedlung.«
    Vielleicht hatte sie Recht, aber ich hatte es Lidis Geist versprochen. Also zog ich wieder los und war das Frühjahr und den Sommer über unterwegs. Als der Herbst vor der Tür stand, hatte ich es über einen kleinen Pass, von dem mir ein Steinedeuter erzählt hatte, der für die Näherinnen

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